Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
ihrer Verletzlichkeit. Caleb sollte nicht wissen, wie wichtig er in der Zwischenzeit für sie war.
Caleb machte sich Vorwürfe wegen all der Dinge, die zwischen ihnen passiert waren. Wenn er sich von Anfang an anders verhalten hätte, dann hätte Aileen jetzt offen zugeben können, wie wichtig er für sie war. Aber sie vertraute ihm nicht, noch nicht.
Noch nicht. Das hatte sie im Auto gesagt.
Niedergeschlagen über diesen Zustand seufzte er auf. Für einen Mann wie ihn war es schwierig zu warten und zuzugeben, dass sein Glück und seine Laune von dem Mädchen abhingen, das er soeben in Armen hielt. Davon, dass sie ihm irgendwann sagte, wie sehr sie ihn brauchte oder wie wichtig er für sie war oder wie sehr sie ihn liebte.
Er mochte sie. Liebte sie. Er zwang sich, das schmerzhafte Gefühl der Zurückweisung zu verdrängen, und presste sie stärker an sich. »Wusstest du das?«, fragte er nach geraumer Zeit. Er legte seinen Kopf in die Wölbung ihrer Schulter. »Wusstest du, dass er dich begehrte? Dass er dich liebte?«
»Ich glaube … ich glaube schon.«
»Schwein«, knurrte er. »Und du hast ihm vertraut? Ihm alles erzählt? Und er ist jeden Abend in dein Schlafzimmer gekommen?«
»Ja.«
»Und du hast ihn hereingelassen? Hattest du etwas an? Hat er dich angefasst?«
»Bitte?« Sie wendete sich nur so viel von ihm ab, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Er war beleidigt und sie überrascht. »Du bist jetzt aber nicht eifersüchtig, oder?«
»Antworte mir«, ordnete er ihr an und blickte fasziniert auf die Haut ihrer Kehle. »Hat er dich berührt? Dir Blut abgenommen?«
Aileen kam sich sonderbar vor, und ihr war plötzlich unerträglich heiß. »Ja.« Sie biss sich auf die Lippe. Nun kam ihr das schrecklich und äußerst intim vor, von einem anderen Mann Blut abgenommen zu bekommen.
»Verflucht.« Caleb presste die Kiefer aufeinander. »Ich bin wütend, Aileen. Ich glaube, ich werde auf seinem Schädel herumtrampeln, um mich zu vergewissern, dass er wirklich tot ist.«
»Caleb, sieh ihn dir an. Das ist er.« Aileen strich sich eine ihrer schwarzen Strähnen hinter das Ohr. »Ich hasse, was sie mir angetan haben«, gab sie zu. »Ich bin wütend.« Wieder presste sie ihr Gesicht an seine Schulter. Sein Geruch tröstete sie.
»Ich bereue nicht, was ich getan habe, Kleine. Es wird nichts nützen, wenn du mir eine Standpauke hältst«, murmelte er. »Ich hätte ihn noch früher umgebracht.«
»Das weiß ich.« Sanft küsste sie ihn auf den Hals. »Ich bin nicht wütend auf dich, Caleb. Es beeindruckt mich nur, was du gemacht hast, und außerdem missfällt mir alles, was wir hier entdeckt haben. Und wer sind Lucian und Seth?«
»Seth ist einer der Ursprünglichen. Er ist mit uns aufgewachsen und wollte eigentlich mit meiner Schwester ein Paar bilden.«
»Mit Daanna?«, fragte Aileen überrascht.
»Ja.«
»Das hat er aber nicht getan.«
»Nein. Meine Schwester liebte ihn nicht. Seit Jahrzehnten haben wir nichts mehr von ihm gehört, ich hatte nicht erwartet, dass er sich verwandelt, und das ist eine schreckliche Nachricht.«
»Und der andere?«
»Lucian.« Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Klang an.
»Ja.«
»Er war ein mächtiger Krieger, doch schon als Mensch hat es ihm gefallen zu töten. Mir hat das nie gefallen. Kaum dass er verwandelt war, zog er sich vom Klan zurück, gemeinsam mit Seth, und wir haben niemals mehr etwas von ihm gehört. Auch wenn ich das nicht wahrhaben will« – er streichelte ihren Rücken –, »sie sind gefährlich. Aber ich werde dich beschützen. Lass uns mit As sprechen, damit er uns sagen kann, wer die beiden anderen sind. Vielleicht kennt er sie ja.«
»Und wer wird auf dich achtgeben?«, fragte sie und küsste ihn auf die Wange. Ihre Lippen glitten nach unten bis zu seinem Mundwinkel und küssten ihn auch dort.
»Was ist los?«, fragten Menw und Cahal, die dieser Szene amüsiert beiwohnten.
»Caleb beschützt mich«, antwortete Aileen mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Samael hat sich verwandelt«, verkündete Caleb und stellte Aileen wieder auf dem Boden ab. Seine Hände ruhten weiter auf ihr. »Kurz und gut. Samael sucht nach einem Heilmittel, das es ihm ermöglicht, bei Sonnenlicht nach draußen zu gehen. Er glaubte, das Blut der Berserker könnte über diesen Defekt hinweghelfen. Er wollte seine Theorie an Jade versuchen, in die er verliebt war, aber Thor war schneller und hat sie als seine Cáraid gefordert. Wütend verfolgte Samael die beiden durch die
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