Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
etwas so Dummes, Unwissendes und Eitles zu beschützen. Es sollte mit der menschlichen Rasse zu Ende gehen.«
»Du willst also alle Menschen zunichtemachen?«
»Nein.« Er lächelte freudlos. »Eins von beidem: Entweder es gelingt mir, ihre Rasse zu verbessern, oder ich lasse sie einfach verschwinden.«
»Du bist nicht Gott«, antwortete Aileen.
»Nein. Aber dank ihm, dank meinem Gott, bin ich heute, was ich bin.«
»Ein Mörder«, antwortete Caleb dieses Mal.
»Ein Visionär, Caleb.« Er bückte sich und betrachtete die Instrumente in Mikhails Koffer. »Was hast du erreicht, seit man dich verwandelt hat? Hast du irgendwann darüber nachgedacht? Haben diese Jahrhunderte des Hungerns und Leidens etwas gebracht, wenn du dich nicht einmal in den Geschichtsbüchern wiederfindest?«
»Man muss sich keinesfalls an mich erinnern, wenn ich selbst länger lebe, als das Erinnerungsvermögen aller anderen andauert. Findest du nicht?«
Samael presste bei dieser Antwort die Zähne aufeinander.
»Mach dir nichts vor, Samael«, fuhr Caleb fort. »Du wolltest immer zur Geltung kommen, wolltest immer der Anführer sein, und dennoch hat man dich nie gewählt. Ein so eitler und egoistischer Mann kann nicht an andere denken. Was hättest du schon anderes tun können, als uns von einem Krieg zwischen den Klans zum nächsten zu führen und schlussendlich bestimmt zum Krieg zwischen uns und den Menschen? Du warst noch nie einlenkend, hast immer einen persönlichen Kampf ausgefochten. Du hasst es nicht, im Schatten der Menschen zu wandeln. Und auch nicht, bei Nacht unterwegs zu sein. Du hasst es, im Schatten eines Mannes zu wandeln, der in allem besser war als du, dem du nicht das Wasser reichen kannst, daher kommt deine Wut. Thor war schon immer der Beste von uns, und das frisst dich innerlich auf. Du bist ein verdammter Verräter.«
Samael zog die Augenbrauen nach oben und blickte ihn herausfordernd an. »Ich hätte euch sehr viel mehr bieten können, als Thor es getan hat. Ich habe Wissen, habe Untersuchungen über uns angestellt, über unseren Fluch.«
»Nein, es ist kein Fluch«, versicherte Caleb ihm und schaute dabei zu Aileen.
Samael sah Aileen mit seinen fast weißen Augen an und streichelte ihre Wange. Sie zuckte zusammen, erwartete einen weiteren Schlag, und Caleb verkrampfte sich, weil er ebenfalls damit rechnete.
Caleb hasste es, sie nicht beschützen zu können. Er brauchte Zeit, um sie retten zu können. Wie könnte er das anstellen?
»Jetzt siehst du es nicht so, weil du etwas gefunden hast, das dich für die Ewigkeit besänftigt«, schnurrte Samael. »Wie sanft sie ist … sie ist wirklich wunderschön. Wie auch immer, ich hatte jedenfalls gehofft, eine Formel zu finden, die es uns ermöglichen würde, bei Sonnenlicht nach draußen zu gehen.« Mikhail reichte ihm ein Skalpell, und er nahm es gelassen entgegen.
»Was wirst du tun?«, presste Caleb hervor. »Bitte tu ihr nichts. Wenn du etwas tun musst, dann mach es mit mir.«
»Ach, sei doch still. Wie erbärmlich du bist«, knallte Samael ihm wütend an den Kopf und zeigte mit dem Skalpell auf ihn. »Ich wusste, dass Muster im Blut hinterlegt waren, hart zu knackende Nüsse, aber wenn es gelänge, könnte man das, was misslungen ist, wieder richten. Wie bei uns. Wir sind verwandelt worden.«
»Du hast Berserker getötet, Vanir gefoltert. Kleine Mädchen und Jungen. Du hast Thor und Jade umgebracht«, verurteilte ihn Aileen. Sie riss an ihren Fesseln, und ihre Bahre schwankte. »Du brauchst dich nicht damit herauszureden, dass du ein Heilmittel für euren Defekt finden wolltest. Keiner glaubt dir.«
»Das war nicht das Ziel. Ich wollte die perfekte Formel finden, die unsere DNS wiederherstellt und unsere Schwäche ausgleicht. Ziel war es, uns in den stärksten aller Klans auf der Welt zu verwandeln, wenn wir erst einmal im Sonnenlicht nach draußen könnten. Dann würden wir unbesiegbar. Wir wären die Könige.«
»Loki hat dich in Versuchung geführt, und du konntest nicht widerstehen, nicht wahr? Du hast es aus Habsucht getan«, warf Caleb ihm vor. »Ein Mann, der sich den Respekt der anderen nicht durch seine Haltung und seine Worte verdient, endet immer damit, es mit Erpressung zu versuchen. Feiger Völkermord. Thor war der Anführer, und du wolltest seinen Platz, Thor hat sich verliebt und du wolltest seine Frau. Thor bekam eine Tochter, und jetzt willst du seine Tochter. Es ist traurig, immer hinter all den Dingen her zu sein, die du nicht bekommen
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