Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
schon«, erwiderte Aileen mit gleichgültigem Gesichtsausdruck. Sie brauchte Zeit.
Calebs halb geöffnete Augen wendeten sich ihr zu. »Nein, Aileen, was machst du da?«
Samael sah sie fasziniert an, und Aileen setzte einen kalten, abschätzigen Blick auf. Würde er sie nicht kennen, könnte Caleb glauben, sie meinte das ernst. Aber so, wie sie einander jetzt vertrauten … Aileen musste etwas aushecken. Doch das brächte sie in Gefahr, und das konnte er nicht zulassen.
»Hör auf, Aileen.«
»Halt die Klappe. Du bist erbärmlich, Caleb. Ich habe genug von dir.«
Ungläubig prustete Samael los.
»Immer dasselbe«, fuhr sie fort. »Du bist schwach und begehst einen Fehler nach dem anderen. Warum hast du mich heute allein gelassen? Du wusstest, dass sie hinter uns her sind, und trotzdem hast du mich zurückgelassen. Du hast mir nicht einmal gesagt, wohin du gehst. Du hast es wieder einmal gemacht, Caleb.« Aileen brach es das Herz, als sie einen Blick in das schmerzverzerrte Gesicht ihres Auserwählten warf.
Caleb stöhnte. Ein Faustschlag in den Magen hätte ihn nicht mehr überraschen können. Aileen spielte das nur, oder? Er war sich gar nicht mehr so sicher.
»Hättest du mich heute allein gelassen, Samael?« Verführerisch sah sie ihn an.
»Samael, pass bloß auf …«, murmelte Mikhail verblüfft über Aileens Verhalten.
»Halt den Mund«, befahl Samael. »Ich hätte dich nicht allein gelassen.« Verneinend schüttelte er den Kopf. »Ich bin ein guter Anführer. Ich begehe keine Fehler.«
»Das bezweifle ich nicht. Du siehst selbstsicher und unbeirrbar aus. Sag mir, Samael, warum bin ich so wichtig für dich?«, säuselte sie.
Samael war sich unschlüssig. Spielte Aileen das hier?
»Was hast du eigentlich vor?« Samael kniff die Augen zusammen und hörte auf, ihren Bauch zu begrapschen.
Caleb beobachtete die Szene, als ob er gar nicht betroffen wäre. Aber er war betroffen. Es ging hier um seine Cáraid . Und seine Cáraid flirtete gerade mit dem Mörder ihres Vaters und ließ ihn, Caleb, abblitzen.
»Mikhail, erklär es ihr«, befahl Samael. »Dein Vater wird es dir sagen.«
Aileen biss sich auf die Zunge. Es gäbe da so einiges, was sie ihrem »Vater« an den Kopf werfen wollte.
»Vor zwei Wochen haben wir bei der letzten Blutprobe, die wir dir entnommen haben, festgestellt, dass deine DNS anfing, sich zu verändern. Das war die Verwandlung, auf die wir seit Jahren warteten. Samael hat dein Blut regelmäßig getestet.«
»Ganz köstlich übrigens. Findest du nicht auch, Caleb?« Samael sah Caleb an und lachte los.
Caleb redete nichts mehr. Er beschränkte sich darauf zuzuhören.
»Die letzte Blutabnahme hat unsere Vermutungen bestätigt«, erläuterte Mikhail. »Nach Jahren des Suchens und der Experimente haben wir es endlich gefunden.«
»Was denn?«
»Dein Blut ist ein Gegenmittel für unsere Lichtempfindlichkeit«, sagte Samael und konzentrierte sich wieder auf sie.
»Mein Blut?«, wiederholte sie, ohne glauben zu können, was sie da hörte.
»Ich habe an Berserkern experimentiert.« Samael schob ihr Nachthemd erneut nach oben und streichelte ihre Schenkel. »Sie waren nicht menschlich, konnten aber bei Tag nach draußen. Ich dachte, ihr Blut könnte mir die notwendigen Antworten geben.« Er näherte sich mit seinem Gesicht ihrem Bauch und atmete tief ein. »Du riechst so gut …«
»Erzähl weiter, bitte«, bat Aileen mit verführerischer Stimme.
»Die Berserker führten nicht zu den Antworten, die wir suchten«, bekannte Mikhail, der den Blick nicht von Aileens alabasterfarbener Haut wendete.
»Ich habe mit Menschen experimentiert.« Samael leckte den Bereich um Aileens Bauchnabel, was sie zusammenzucken ließ und von ihm fälschlicherweise als Verlangen interpretiert wurde. Er lächelte freudig. »Die Menschen sind schwächer als wir, ihr Blut steigert unsere Fähigkeiten nicht, sondern stillt einfach nur unseren Hunger. Und als ich in einem Zustand völliger Verzweiflung war, tauchte Jade auf.« Samael streifte mit seiner Wange an der Innenseite ihres rechten Schenkels entlang.
»Meine Mutter«, nickte Aileen.
»Du kennst die weitere Geschichte. Víctor musste sie dir erzählen, bevor ihr ihn umgebracht habt.«
»Du hast dich in sie verliebt?«
Samael zögerte mit der Antwort. »Ich bekam sie nicht mehr aus meinem Kopf. Sie war so verführerisch. Wie sie ging, wie sie lachte, sich das Haar aus dem Gesicht strich. Ihre Stimme, sehnsüchtig … sie zog die Worte etwas in die
Weitere Kostenlose Bücher