Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
keine verständnisvollen Gesten oder wärmenden Umarmungen. Diese emotionale Leere schmerzte mehr als die Tatsache, dass er gestorben war.
Stimmte es etwa? Stimmte es, dass Newscientists in die Jagd auf die Vanir verwickelt war? Aber sie waren etwas Übernatürliches. Das konnte nicht sein. Oder etwa doch?
Sie würde noch wahnsinnig. Ob Gabriel und Ruth ihr glaubten, wenn sie es ihnen erzählte?
Sie musste eine Möglichkeit finden, zurück nach Barcelona zu kommen. Sie brauchte sie jetzt. Sie brauchte Menschen, die sie liebten, die herzlich zu ihr waren. Sie fragten sich wahrscheinlich bereits, wo sie war. Sie telefonierten jeden Morgen miteinander. Es musste ihnen merkwürdig vorkommen, nichts von ihr zu hören.
Und was war mit ihrem Diabetes? Víctor würde heute Abend zu ihr kommen, um ihr die Insulinspritze zu geben. Und wenn es nun kein Insulin war, wie Caleb gesagt hatte? In jedem Fall wäre sie nicht da, wenn er zu ihr käme. Genauso wenig wie ihr Vater.
Mikhail war tot. Verdammte Scheiße … was sollte sie nur tun?
Eine Telefonzelle. Eine Telefonzelle und einen netten Menschen, der ihr Geld lieh, damit sie einen der drei anrufen konnte, das war es, was sie brauchte.
Sie müssten nach London reisen, um sie abzuholen, aber sie würde einen Weg finden, in die Hauptstadt zu kommen.
Dennoch hatte sie noch immer keinen einzigen Engländer getroffen, abgesehen von diesen Scheusalen.
Sie lief immer weiter, um endlich bei dem erschlossenen Gebiet anzukommen. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis es so weit war.
Es handelte sich um eine Wohnanlage. Das Zentrum einer Stadt. Auf jeder Straßenseite standen Häuser, und ein Schild wies auf den Namen des Geländes hin, in dem sie angekommen war. Segdley.
Die Häuser dort waren in typisch englischem Stil. Roter Backstein und weiße Fensterrahmen. Manche hatten Heidekraut im Vorgarten, und die Autos parkten davor. Klingelte sie an einer der Türen, würde ihr sicher niemand öffnen. Danach sah es hier nicht aus. Also verwarf sie diese Idee.
Eine Gruppe Jungs, die sich lebhaft unterhielten, miteinander lachten und nichts von Eileens erlebtem Albtraum wussten, kreuzten ihren Weg. Sie bräuchte ihre Aufmerksamkeit nicht zu erregen, müsste den Blick nicht auf sie richten, wenn sie nicht auf ihre Hilfe angewiesen wäre und wenn nicht einer davon, ein großer, starker Kerl mit rosigen Wangen und blondem Haar, ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift Ich kenne die Männer von Wolverhampton trüge.
Sie bekam keine Luft mehr. Sie setzte sich auf eine Parkbank und versuchte, sich zu entspannen. Als das Blut wieder normal durch ihr Gehirn floss, erinnerte sie sich an ihren Traum.
Papa und Mama haben dir zwei Geschenke dort gelassen. Sie sind in dem magischen Stein unter der Brücke im West Park versteckt. Erinnerst du dich an den Stein, mein Schatz? Erinnerst du dich an Wolverhampton?
Eileen stützte die Ellbogen auf den Knien ab, den Kopf zwischen den Händen. Sie massierte sich die Kopfhaut mit den Fingerkuppen.
Dieser Traum … War sie das Mädchen, mit dem diese Personen sprachen? Aber … wie war das möglich? Sie hatte keinerlei Erinnerung daran.
Sie hob den Kopf und blickte in alle Richtungen. Alle, die an ihr vorbeigingen, schauten sie erstaunt an. Man sah ihr wohl an, dass sie eine Ausländerin war … Eine schwitzende Ausländerin voller blauer Flecken.
Ohne noch einmal darüber nachzudenken, hielt sie die Jugendlichen an und ging auf den Jungen mit dem T-Shirt zu.
»Ich brauche Hilfe, ich habe mich verlaufen«, sagte sie so ruhig wie möglich.
»Geht es dir gut?«, fragte der Junge ernsthaft besorgt. Er warf einen Blick auf die blauen Flecken in ihrem Gesicht.
»Fragst du deshalb?« Sie zeigte auf ihr Gesicht und das Handgelenk. »Das ist mir vorgestern passiert. Ich … bin vom Motorrad gefallen.«
Die Jungs sahen sich etwas argwöhnisch an.
»Ich muss nach Wolverhampton. Zum … zum West Park. Ich bin mit ein paar Freunden aus Barcelona da. Wir haben uns Segdley angeschaut, aber ich habe mich verirrt und sie aus den Augen verloren. Der Bus, der uns hierhergebracht hat, ist bestimmt schon weg. Unser Treffpunkt ist Wolverhampton. Ich muss vor sieben Uhr abends dort sein. Aber ich komme nicht dorthin, weil … weil eine meiner Freundinnen meine Tasche mit dem Handy und meinem Geldbeutel hat. Jetzt kann ich sie nicht anrufen, und ich habe auch kein Geld, um dorthin zu kommen.« Woher hatte sie diese Fähigkeit, so zu lügen?
Der Junge lächelte und sah
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