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Geliebter Boss

Geliebter Boss

Titel: Geliebter Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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jedesmal aufregen wollte, wenn einer nach meinem Paß fragt...«
    Er blickt sie amüsiert an, das aufgeregte geliebte Bündel Mensch neben sich.
    »War das Ihr echter Paß?« fragt sie.
    »Welcher?«
    »Den Sie an der Grenze vorgezeigt haben?«
    »Ich habe mehrere.«
    »Wenn sie jetzt kommen — ich muß wissen, wie Sie heißen, wenn man mich nach Ihrem Namen fragt.«
    »Bravo! Du bist überaus gelehrig!«
    »Schnell! Wie heißen Sie?«
    »Nennen Sie mich Peter Zanders. Das ist doch ein Ihnen geläufiger Name. In Wort und Schrift.“
    »Reden Sie keinen Unsinn! Wie lautet der Name in Ihrem Paß?«
    »Peter Saussen!«
    »Wie?«
    »Peter Saussen«, wiederholt er eindringlich.
    »Und Ihr Beruf?«
    »Rennfahrer.«
    »Das glaubt Ihnen keiner.«
    »Die Paßbehörde wollte nicht Bankräuber hineinschreiben.“
    »Schon wie Sie aussehen!«
    »Fürchterlich!«
    »Wie ein richtiger Stromer!«
    »Wie ein Reisender in Liebe!« sagt er.
    »Nicht einmal einen Koffer haben wir!«
    Er springt auf. »Schnell! Das Geld!«
    Er holt die Bündel Banknoten aus seiner Hosentasche und drückt sie Birke in die Hand.
    »Versteck es!«
    »Wo?«
    »Im Ausschnitt oder sonstwo! Wenn sie es bei mir finden...“
    »In meiner Handtasche?«
    »Nein. In die Handtasche schauen sie zuerst. Setz dich darauf! Aber steh nicht auf!«
    Die Tür am Ende des Waggons wird auf gerissen und gleich darauf wieder zugeschlagen. Schritte nähern sich im Gang. Eine Abteiltür wird hart aufgeschoben. Man hört Stimmen. Es ist drei, vier Abteile neben ihnen.
    »Ich heiße Schulz, Birgit Schulz!« flüstert Birke.
    »In Ordnung.«
    »Was bin ich?«
    »Im Augenblick die bezauberndste Defraudantin, hinter der je die Gendarmerie her war.«
    »Ich will wissen, in welchem Verhältnis wir zueinander stehen.«
    »Du sprichst es aus, im Verhältnis.«
    Die Scheinwerfer am Bahndamm sind jetzt voll auf den
    Wagen gerichtet, in dem Peter und Birke sitzen. Ihr greller Schein erleuchtet das Abteil taghell.
    »Ich habe Angst«, sagt Birke.
    »Leg deinen Kopf an meine Schulter. Dann sehen wir aus wie ein Liebespaar.«
    Sie tut es.
    Sie kuschelt ihr Gesicht an seine Brust. Sie weiß sich keinen anderen Rat.
    »Stell dich schlafend! Und bleib auf dem Geld sitzen!«
    »Ja«, sagt Birke.
    Die Tür des Abteils wird aufgeschoben.
    Zwei Beamte in Zivil treten ein.
    »Kriminalpolizei! Ihre Pässe bitte!«
    Peter Zanders deutet auf das schlafende Mädchen neben sich. Er hebt zärtlich ihr Gesicht hoch, küßt sie auf die Augen. »Liebste! Deinen Paß!«
    Birke spielt die Erwachende.
    »Sind wir schon in Wien?« fragt sie und gähnt.
    Sie versucht, aufzustehen.
    Für einen Augenblick sind die Banknoten deutlich sichtbar. Zanders drückt Birke schnell zurück und spricht auf sie ein. »Komm, Liebste! Deinen Paß!«
    Birke öffnet ihre Tasche.
    Sie reicht den Beamten den Paß.
    Der Paß ist ein halbes Jahr alt. Es ist ihre erste Auslandsreise. Der Beamte prüft ihn flüchtig. Reicht ihn ihr zurück. »Danke! Gute Reise!« sagt er.
    Er nimmt Peters Paß.
    Als er den Namen liest, blickt er überrascht auf.
    Betrachtet das Foto, dann Peter, dann wieder das Foto. »Stimmt etwas nicht?« fragt Peter.
    Der Beamte schaut wieder auf die Person und das Bild im Paß.
    »Tragen Sie neuerdings einen Bart?«
    »Vorübergehend«, sagt Peter.
    Der Beamte reicht den Paß zurück. Salutiert.
    »Danke!« sagt er und lächelt.
    Als er zur Tür hinausgeht, dreht er sich noch einmal um und sagt:
    »Sie wissen sicher, warum ich mir Ihr Gesicht zweimal angeschaut habe?«
    »Ich kann es mir denken.«
    Der Beamte salutiert nochmals, dann geht er.
    Peter betrachtet amüsiert seine Begleiterin, der der Schreck noch in allen Gliedern sitzt. Das passiert ihm öfters an den Grenzen, wenn er seinen Paß vorzeigt. Die Beamten kennen seinen Namen aus den Sportblättern. Wenn sie seinen Paß in den Händen halten und den berühmten Sportsmann aus der Nähe sehen, können sie meist ihre Überraschung nicht verbergen.
    »Einmal und nicht wieder!« sagt Birke.
    »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Niemals! Woher kannte er Sie?«
    »Er hat mich einmal verhaftet und von Wien nach Linz transportiert, wo ich meine acht Wochen absitzen mußte. Er hat versucht, mich auf dem Transport zu überreden, ein anständiger Mensch zu werden.«
    »Wenn er wüßte!«
    »Eben! Wenn er wüßte!«
    »Wie er mich angesehen hat! Ich hätte in die Erde versinken mögen!«
    »Polizisten haben selten Taktgefühl! Verzeih den Zwischenfall!«
    Plötzlich

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