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Geliebter Boss

Geliebter Boss

Titel: Geliebter Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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willst du denn noch, um ein waschechtes Verbrecherliebchen zu werden? Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen!«
    »Das Geld nehme ich trotzdem nicht!«
    »Bitte, wenn dir danach zumute ist, kannst du deine 30 000 Mark auch sparen, um eines Tages den Schaden bei der Bank zum Teil wenigstens wiedergutzumachen. Das gibt dann mildernde Umstände. Aber wenn du unbedingt wie eine Bürgerin sparen willst, spare für die Zeit, wo man mich hopp nimmt und ich nicht mehr für dich sorgen kann. Oder auch, weil...«
    Er bricht ab.
    »Oder weil...?« fragt sie.
    »Weil mir plötzlich ein anderes Mädchen besser gefällt.«
    »Damit rechnen Sie also schon heute?«
    »Du solltest damit rechnen, nicht ich. Wenn du dich weiter so dumm anstellst...«
    »Was ist dann?« fragt Birke aggressiv.
    »Dann sage ich zu dir »Verschwinde!< und zu einer anderen Frau >Komm!<«
    »Wie einfach! Wie lächerlich einfach!«
    »Warum soll man sein Leben komplizieren? Im Augenblick bin ich von dir hingerissen, entflammt, entzückt, du besitzt für mich den Reiz der Neuheit — wenn ich dir erst ein paarmal beim Umkleiden zugeschaut habe...«
    »Sie werden mir nie beim Umkleiden zuschauen!«
    »Sag das nicht! Es gibt Kleider, in die eine Frau wohl allein hinein-, aber nie allein herauskommt.«
    In dieser Minute klopft es an die Abteiltür.
    Der Schlafwagenschaffner steht draußen.
    »Wünschen die Herrschaften in zehn Minuten einen frisch gekochten Kaffee?«
    »Ja. Bringen Sie uns zwei Portionen«, sagt Zanders. »Wann sind wir in Wien?«
    »Wir haben wegen des Aufenthalts in Attnang -Puchheim eine halbe Stunde Verspätung. Vielleicht holt der Zug auf der letzten Strecke noch etwas auf.«
    Er verschwindet. Peter läßt sich in eine Ecke fallen.
    »Ich habe in Wien für dich ein Zimmer bestellt«, sagt er. »Ich nehme an, du wirst dich zuerst einmal frisch machen wollen, ehe du zurückfährst.«
    »Zurückfahren?« fragt Birke überrascht.
    »Du sagst es doch immer?«
    »Natürlich fahre ich sofort zurück«, sagt Birke schnell. Sie hat sich schon so an ihren Begleiter gewöhnt, daß ihr der Gedanke, sich von ihm zu trennen, völlig überraschend kommt. Sie lebt seit gestern wie in einem Traum. Aber sie läßt sich nichts anmerken.
    »Ich gehe nicht erst ins Hotel«, sagt sie. »Ich bleibe am Bahnhof und nehme den nächsten Zug zurück.«
    »Wovon?«
    »So viel Geld habe ich selbst in der Tasche.«
    »Richtig! An diese Möglichkeit habe ich gar nicht gedacht. Du gestattest?« Er nimmt ihre Handtasche vom Tisch, öffnet, das Portemonnaie und nimmt die darin befindlichen Geldscheine heraus.
    »Was fällt Ihnen ein?«
    »Ich brauche Kleingeld. Für ein Taxi.«
    »Nehmen Sie es von dem Ihren!«
    »Meine Tasche hat ein Loch. Da ist nichts drin.«
    »Völlig blank?«
    »Blanker als blank«, sagt er und schaut verzweifelt.
    Birke muß zum erstenmal seit ihrer Begegnung lachen.
    »Ein Mann wie der andere! Erster Klasse reisen! Taxi fahren und keinen Groschen Geld in der Tasche!«
    »Oho! Sechzigtausend!«
    »Die gehören nicht Ihnen!«
    »Sie gehören uns, und die ganze Welt gehört uns, und Wien gehört uns — nur du, du gehörst mir ganz allein!«
    Birke hat den Kopf gesenkt und schweigt.
    »Das war eine Liebeserklärung«, sagt Zanders.
    »Ach...«
    »Was hast du darauf zu antworten?«
    »Warum kann mir nicht einmal ein richtiger Mann eine Liebeserklärung machen?« sagt Birke leise.
    »Was ist an mir auszusetzen?«
    »Alles. Ich möchte jetzt eines wissen: Wenn Sie das Geld nicht bei mir in der Bank gefunden hätten, wenn Sie überhaupt nicht in die Bank gekommen wären, sondern mich irgendwo kennengelernt hätten, in der Eisenbahn oder auf einem Bahnhof oder während meines Urlaubs — hätten Sie mich angesprochen?«
    »Nein. Niemals!«
    »Warum nicht?«
    »Ich brauche ein Mädchen mit Geld. Schau, ich habe nichts, du hast nichts, wovon hätten wir beide leben sollen?«
    »Es gibt viele Wege.«
    »Arbeiten?« Er lacht auf. »Mit der Arbeit verplempern die Menschen ihre schönsten Jahre.«
    »Aber du kannst doch so nicht weitermachen!«
    »Jetzt hast du zum erstenmal du gesagt!«
    »Aus Zorn!«
    »Bleibt es dabei? Daß du mich im Zorn Peter nennst?«
    »Heißt du denn überhaupt Peter?«
    »Peter heiße ich. Das schwöre ich dir.«
    »Und wie noch?«
    »Was kann dich das interessieren? Wenn du mich küßt, wirst du nicht Herr Morgan oder Herr Rockefeller zu mir sagen.«
    »Darauf wirst du lange warten müssen!«
    »Daß du Herr Rockefeller zu mir

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