Geliebter Boss
über den Schreck, den er seinem Gegenüber eingejagt hat. Man sieht es ihm jetzt noch an.
»Arbeiten Sie etwa mit Citroen?«
»Nein«, sagt Zanders, »in Frankreich arbeite ich für mich, das Mädchen meiner Wahl zu gewinnen.«
Der, Chefingenieur atmet erleichtert auf.
»Warum haben Sie sie nicht nach Wien mitgebracht? Sie hätten im Augenblick hier vierzehn herrliche Tage. Für die Liebe ist Wien besser geeignet als Paris. Der Wienerwald, der Kahlenberg , Schönbrunn, Grinzing , Sievering, Wiener Musik...«
»Die engen Platzerln , die schmalen Gasserln , die tiefen Haustore!« ergänzt Zanders amüsiert. »Ich habe das Mädchen übrigens mitgebracht. Sie wartet auf mich.«
»Jetzt? In dieser Minute? Wo?«
»In der Stephanskirche! Sich unseren Altar auszusuchen«, sagt Zanders übermütig.
Er weiß, daß Birke im Hotel auf ihn wartet.
Aber das geht keinen etwas an.
Als Zanders ins Hotel zurückkommt, ist sein erster Blick auf das Schlüsselbrett. Der Zimmerschlüssel von Zimmer 459 fehlt. Also ist Birke bereits im Haus. Er nimmt seinen Schlüssel und eilt zum Lift.
Der Lift hat heute seine Launen.
Er hält in jedem Stockwerk.
Als er bei Birke anklopft, erhält er keine Antwort.
Der Schlüssel steckt. Er klopft noch einmal.
Wieder nichts.
Er drückt auf die Klinke.
Die Tür ist von innen versperrt.
Er eilt auf sein Zimmer. Geht zum Telefon.
»Verbinden Sie mich bitte mit Zimmer 459!«
Er wartet. Er wartet ungeduldig.
Dann hört er die Stimme der Telefonistin:
»Die Dame meldet sich nicht.«
»Versuchen Sie es nochmals!«
Während er mit innerer Ungeduld wartet — hat er den Bogen überspannt, sein Spiel zu weit getrieben? Ist Birke abgereist? Aber man kann nicht abreisen und das Zimmer von innen verriegeln. Hat Birke keinen Ausweg mehr gewußt und sich etwas angetan? Aber das ist doch Unsinn! Birke war beim Friseur so heiter, auf der Modenschau ihm so nahe...
»Es meldet sich niemand«, sagt die Telefonistin.
»Danke.«
Er legt den Hörer auf.
Als er sich umwendet, steht Birke in der offenen Verbindungstür. Zanders lacht erlöst auf. Ein Stein fällt ihm vom Herzen. Er springt auf, eilt auf sie zu.
»Birke!« ruft er.
Birke steht bewegungslos in der Tür.
Ihr Gesicht ist kreidebleich.
Sie sieht Zanders fremd an, feindselig.
»Birke! Was ist mit dir? Was hast du?«
Birke gibt keine Antwort.
Er packt sie bei den Armen, rüttelt sie.
»Was ist geschehen? Sprich!«
Ihre Augen füllen sich langsam mit Tränen.
»Nimm das heraus!«
Kaum, daß die Stimme ihr gehorcht.
Zanders versteht sie nicht.
»Was soll ich herausnehmen?«
»Was du...«
Ihre Stimme versagt. Sie wiederholt:
»Was du darin versteckt hast!«
Sie hebt ihre Handtasche hoch.
»In deiner Handtasche? Ich?«
»Warum lügst du mich an?«
»Ich habe deine Handtasche überhaupt nicht in der Hand gehabt.«
»Als du die Tabatiere hineingabst.«
Jetzt erinnert sich Zanders.
Er sagt erleichtert:
»Darum geht es! Gefällt dir meine Dose nicht?«
»Deine Dose!« sagt Birke bitter.
»Ja, natürlich. Meine Dose.«
Er schaltet schnell um. Jetzt weiß er erst, worauf Birke hinauswill. Er macht aus Spaß mit.
»Du kannst sie getrost benützen. Sie ist schon seit zehn Jahren in meinem Besitz. Sie stammt aus Italien. Ich bekam sie von einem reichen Amerikaner, der in Mailand bei >Crispi< mit mir speiste. Als er genug getrunken hatte, reichte er mir seine goldene Tabatiere.«
»Als Geschenk?« fragte Birke spöttisch.
»Nein. Zum Anschauen.«
»Und du?«
»Ich trank ihm zu, bis er vergaß, sie von mir zurückzufordern.«
»Also gestohlen?«
»Ein Beruf wie jeder andere!«
Am liebsten würde er sie jetzt küssen. Birke sieht so geliebt hilflos aus, als sie hervorstößt:
»Und das Halsband?«
»Welches Halsband?«
»Das Halsband mit den Smaragden!«
»Ich habe in meinem Leben schon viele Halsbänder genommen und sie wieder verschenkt, wenn mir eine Frau gefiel — aber ob es ein Halsband mit Smaragden war, wer will das heute noch wissen?«
Sie hat ihre Handtasche aufgerissen und zerrt das Halsband heraus.
»Es war so bodenlos gemein von dir!«
Er nimmt ihr den Schmuck aus der Hand.
»Ein herrliches Stück!«
Er betrachtet es bewundernd.
Die Schönheit der Steine bezaubert ihn, läßt ihn an nichts anderes denken. Dann erst fällt es ihm ein. Er fährt sie an:
»Wie kommen die Steine in deinen Besitz?«
»Wagst du noch, mich zu fragen?«
»Natürlich frage ich dich!«
»Du hast sie mir selbst in die
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