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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Weg zu einem Turnier in Warwickshire, als wir gestern am späten Abend einer Bande von Halsabschneidern begegneten." Roderick berührte sein verletztes Bein. „Bedauerlicherweise habe ich mich wohl nicht so gut geschlagen. Wir ritten hierher, um Hilfe zu erbitten, und Lady Kathryn war so gütig, uns Unterkunft anzubieten, bis meine Wunde geheilt sein würde."
    „Die Mutterschaft hat die Lady in der Tat gütig gemacht", bemerkte der Earl. Seine Lippen lächelten; seine Augen taten dies hingegen nicht. Er legte die Hand an Kathryns Taille und wollte sich zusammen mit seiner Gemahlin abwenden, doch Roderick hielt ihn noch auf.
    „Herr?"
    Guy hob nur fragend die Augenbrauen.
    „Herr, ich sehe, daß Ihr mich mit Mißfallen betrachtet. Das verstehe ich durchaus. Darf ich Euch indessen daran erinnern, daß ich Euch auf Ashbury Loyalität geschworen habe? Ich bitte Euch, mir nicht böswillig gesonnen zu sein, denn ich grolle Euch nicht."
    „Dann darf ich Euch ebenfalls an etwas erinnern, Sir Roderick. Ihr fandet hier Aufnahme, weil es meiner Gemahlin beliebte. Ihr bleibt, weil es mir beliebt." Mit seiner Gattin fest an seiner Seite schritt der Earl hinfort.
    Sie erreichten den Korridor im oberen Stockwerk. Hier entwand sich Kathryn Guy und ging voraus. Er hielt sie nicht fest, sondern folgte ihr nur.
    Als sie ins Gemach trat, strampelte Brenna gerade unruhig, und Norah, die neue Kindermagd, beugte sich über die Wiege, um das Kind hochzunehmen.
    Bei Kathryns Eintreten richtete sie sich auf. „Herrin! Ich wollte Euch gerade holen." Sie lachte leise. „Es scheint, die Kleine ist zu der Meinung gelangt, daß sie nun lange genug auf ihr Nachtmahl gewartet hat."
    Kathryn lächelte. „Danke sehr, Norah. Ich brauche dich heute abend nicht mehr, doch würdest du bitte noch einmal nach Peter sehen?"
    Das Mädchen vollführte je einen Knicks vor seinem Herrn und seiner Herrin, und Kathryn merkte erst jetzt, daß Guy ihr ins Gemach gefolgt war. Sie drehte sich um und wollte Brenna aus der Wiege nehmen, doch er drängte sie, Kathryn, zur Seite.
    Er hob seine Tochter in die Höhe und ließ die Wickeltücher zu Boden fallen. Brenna war auf der Stelle ruhig. Sie strampelte noch ein bißchen, drückte sich die kleine Faust an den Mund und schaute ihren Vater neugierig an, der seinerseits den Blick über ihren kleinen nackten Körper schweifen ließ. „Du meine Güte!" Er lachte erstaunt, und sein Gesichtsausdruck sprach von unendlicher Zärtlichkeit. „Es ist ja nicht zu fassen, wie sehr du gewachsen bist!"
    Die beiden so zusammen zu sehen, drückte Kathryn das Herz ab. Guys Liebe zu seiner Tochter stand ganz außer Frage.
    Wenn sie, Kathryn, doch nur die gleiche Zuneigung und Hingabe von ihm erwarten dürfte!
    Unterdessen verpackte der Earl die kleine Brenna wieder in den Wickeltüchern und legte sie sich in den Arm. Er lachte leise, als sie sich ganz instinktiv an seine Tunika schmiegte und suchend das Mündchen spitzte.
    Er warf Kathryn einen Blick zu. „Sie hat Hunger", stellte er vollkommen sachlich fest. Die Zärtlichkeit war aus seinem Gesichtsausdruck verschwunden. Er wirkte wieder so hart und unnahbar wie zuvor.
    Ist Rodericks Anwesenheit daran schuld? fragte sich Kathryn kummervoll. Oder bin ich ihm tatsächlich völlig gleichgültig? Sie verzweifelte schier, doch das sollte er ihr natürlich auf keinen Fall ansehen.
    Sie nahm ihm Brenna ab und setzte sich mit ihr in die Fensterbank. Guy blieb stehen, wo er war, und er wandte sich auch nicht ab, obschon er genau wußte, daß sich seine Gemahlin das von ihm jetzt wünschte.
    Sie hob stolz das Kinn und blickte ihn herausfordernd an.
    „Müßt Ihr denn unbedingt zuschauen?" fragte sie ziemlich unfreundlich.
    „Ich möchte Euch ins Gedächtnis rufen, daß Brenna auch meine Tochter ist. Im übrigen habe ich Euch schon öfter beim Stillen zugeschaut."
    Wohl wahr, dachte Kathryn. Sie fühlte sich zurechtgewiesen, geschlagen und den Tränen nahe. Dafür haßte sie sich genauso wie Guy auch.
    Unterdessen zeigte Brenna ihren Unmut recht deutlich. Sie strampelte und schrie gellend. Ihre Mutter konnte das nicht ertragen. Sie zerrte an ihrem Gewand und entblößte die Brust.
    Auf der Stelle war das Kind still; es nuckelte schmatzend und zufrieden. Die Spannung im Gemach wuchs.
    Guy trat vor seine Gattin, die ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf ihre Tochter richtete. Er ließ den Blick langsam über ihre Wange, an ihrem schlanken Hals hinab und zu der entblößten Brust

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