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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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hübsch, nicht wahr?" Kathryn lachte leise. „Gar nicht schrumpelig und rot. Und ihr Gesicht ist so zart und fein . . . " Sie betrachtete ihre Tochter.
    „Das stimmt", bestätigte Guy, doch sein Blick richtete sich nicht auf Brenna Elizabeth, sondern auf seine Gemahlin. Im nächsten Augenblick zog er sie in seine Arme und küßte sie so, lange und liebevoll, daß sie sich geradewegs ins Paradies versetzt fühlte.
    Diesen Moment reinsten Glücks wollte sie für immer in sich bewahren. Und darin lag eben der bittersüße Schmerz: Es hät-te alles so wunderbar, so vollkommen sein können, wenn, ja wenn Guy sie nur lieben würde ...
    Ein Monat war inzwischen vergangen. Kathryn hatte ihre Tochter soeben gestillt und hielt sie noch auf dem Arm, bis sie brav ihr Bäuerchen gemacht hatte. Dann legte sie sie in die Wiege am Fußende des Betts, kniete sich daneben und wischte ihr lächelnd den Milchschaum aus dem Mundwinkel.
    Während sie so vor dem Kind kniete, legte sich ein Schatten über ihre Seele, den sie selbst nicht verstand. Das geschah öfter in letzter Zeit, und sie hielt sich vor, daß eigentlich kein Grund dazu bestand.
    Brenna entwickelte sich prächtig, und das Verhältnis zu Guy war ungetrübt. Allerdings schlief er seit der Geburt des Kindes nicht mehr in seinem Bett im Herrengemach, sondern in einem Raum auf der anderen Seite des Korridors. War er vielleicht doch enttäuscht darüber, daß sie ihm nur eine Tochter geschenkt hatte? Wünschten sich nicht alle Männer Söhne?
    Zur selben Zeit betrat Guy tief in Gedanken unten die große Halle, und wie meistens, so dachte er auch jetzt wieder an Kathryn.
    Die Tage seit Brennas Geburt waren friedvoll und glücklich gewesen; das war ein Zustand, den er zwischen sich und der Schönheit, die jetzt seine Gemahlin war, nie für möglich gehalten hätte. Er wagte sogar zu hoffen, daß sie beide die Vergangenheit vergessen und noch einmal ganz von vorn beginnen könnten.
    Oh, Kathryn war noch immer so wild und leidenschaftlich wie früher, doch sie hatte eine gewisse Reife hinzugewonnen, eine stille Heiterkeit und Zuversicht. Alles das zog ihn noch mehr in ihren Bann.
    Seit Tagen suchte er verzweifelt nach einem Anzeichen da-für, daß sie wünschte, er möge wieder zu ihr in das Herrengemach zurückkehren. Natürlich wußte er, daß er so bald nach der Niederkunft noch keine fleischliche Freuden erwarten durfte, doch ihm hätte es ja genügt, hätte er Kathryn umarmen und in kalten Nächten ihren warmen, weichen Körper an seinem fühlen dürfen. Statt dessen lehnte sie sich nur gelegentlich an ihn, wenn er sie abends zum Herrengemach begleitete, lächelte ihm zu und wünschte ihm dann liebevoll eine gute Nacht.
    Er hatte sich so sehr über Brennas Geburt gefreut, denn das Kind stellte eine Verbindung zwischen ihm und Kathryn dar, die sie nicht verleugnen konnte. Inzwischen war Guy soweit, daß ihm jedes Mittel recht war, um Kathryn an sich zu binden.
    Allerdings wollte er nicht ewige Liebe schwören, wenn dies nicht erwünscht war.
    Er stieg die Treppe hinauf und betrat leise das Herrengemach. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn mitten im Schritt stocken.
    Seine Gemahlin kniete neben der Wiege. Die schwindende Wintersonne übergoß ihr Profil mit blassem Gold. Was Guy so erschreckte, das war die Melancholie, die sie zu umgeben schien.
    Kathryn hörte Guy nicht hereinkommen. Zart streichelte sie Brennas rosige Wange. „Ach Brenna", murmelte sie kummervoll. „Ich liebe dich von ganzem Herzen, doch wieviel besser würde es für dich sein, wärst du ein Knabe: Ich wünsche dir alles Glück der Welt, und dennoch weiß ich, daß dir so wenig beschieden sein wird."
    Guy erstarrte. Ihre Worte und ihr Ton, in dem sie gesprochen hatte, gingen ihm wie ein Lanzenstich ins Herz.
    Genau in diesem Augenblick spürte Kathryn, daß sie nicht mehr allein im Herrengemach war. Sie blickte rasch über die Schulter und sah ihren Gemahl an der Tür stehen. Seine völlig ausdruckslose Miene sagte ihr, daß er eben jedes Wort mit angehört hatte.
    „Vielleicht würdet Ihr gütigst diese Äußerung erläutern, Madam", sagte er. „Besonders da Ihr so gut wißt wie ich, daß es dem Kind an nichts mangeln wird."
    Langsam erwachte der heiße Zorn in Kathryn. Es sah einem Mann ähnlich anzunehmen, daß ausreichende Nahrung, ein Dach über dem Kopf und ein wenig Zuneigung ausreichten, um eine Frau glücklich zu machen! Sie erhob sich und blickte den Earl herausfordernd an.
    „Was ich

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