Geliebter Feind
entgegen, um ihm zu zeigen, was sie begehrte.
Er lachte leise und gab ihr einen Kuß auf die Nase, auf die Wangen und die Lippen. „Langsam, Liebste", flüsterte er ihr zu, „oder Ihr macht mich vergessen, daß dies Euer erstes Mal seit der Geburt unserer Tochter ist."
Noch während er sprach, begann er damit, seinen Körper mit ihrem zu vereinigen. So behutsam und so quälend langsam drang er in sie ein, daß sie dachte, sie würde noch wahnsinnig werden, bevor sie ihn endlich ganz in sich fühlte. Und dann gab es nur noch das unbeschreibliche Wunder, wahrhaftig mit Guy eins zu sein.
Sie erbebte, als er sich in ihr zu bewegen begann. Sein Atem kam nur noch rauh und stoßweise.
War sein Rhythmus zuerst langsam und gleichmäßig gewesen, so raubte ihm das Gefühl, von Kathryn wieder fest um-schlossen zu sein, bald die Selbstbeherrschung. Immer wieder drang er tief und begierig in sie ein, und als der Rausch der Ekstase sie dem Höhepunkt entgegentrieb, folgte Guy ihr auf dem Weg zur glückhaften Erfüllung.
Es dauerte lange, bis die Herzen wieder ruhig und gleichmä-
ßig schlugen. Mit den Fingern strich Guy sanft durch das wirre, seidige schwarze Haar, das sie beide wie ein Netz umgab. Er rollte auf die Seite und drückte sich Kathryns Kopf an die Schulter. Sie schmiegte sich an ihn, als ob das ihr lebenslang angestammter Platz wäre.
Obgleich der Sturm der Leidenschaft Guy die ersehnte Befriedigung verschafft hatte, vermochte er das Gefühl der Leert nicht abzuschütteln, das ihn wie ein Leichentuch einzuhüllen schien. Seine gequälte Seele konnte einfach keinen Frieden finden, denn ihm wurde schmerzhaft und klar bewußt, daß Kathryns Körper ihn bereits vor langer Zeit mit Freuden alt-zeptiert hatte, daß jedoch ihr Herz eine ganz andere Sache war
20. KAPITEL
Für einen Frühlingstag war es ungewöhnlich warm. Die Sonne stand hoch und strahlend am Himmel und übergoß das Tal mit ihrem goldenen Glanz. Ein sanfter Wind trug den süßen Duft von Wildblumen heran.
Guy hatte den Nachmittag zusammen mit Sir Michael bei der Beizjagd verbracht, ohne indessen die rechte Freude zu finden, die ihm dieser Sport sonst immer bereitete.
Er war unruhig und finsterer Stimmung. Seit zwei Tagen befand er sich nun schon wieder auf Sedgewick. Bis zur Erschöpfung hatte er sich und sein Roß vorangetrieben, weil er es nicht hatte erwarten können, seine Gemahlin wieder in den Armen zu halten. Er war so wild entschlossen gewesen, Wiedergutma-chung zu leisten, alles zu richten, was zwischen ihnen falschge-laufen war ... doch verdammt wollte er sein, wenn er ihr sein Herz zu Füßen legte, wo sie doch ihres anderweitig verschenkt hatte.
„Michael", sagte er unvermittelt. „Ich würde gern erfahren, was Ihr von Sir Roderick haltet."
Diese Aufforderung überraschte den jungen Ritter nicht besonders, denn er wußte von dem Zwist zwischen seinem Herrn und der Herrin. Es fiel ihm nicht schwer, diese Unstimmigkeiten auf die Anwesenheit eines gutaussehenden Außenstehenden zurückzuführen. Allerdings hatte er auch oft beobachtet, wie die Lady Kathryn ihren Gatten so sehnsüchtig und kummervoll angeschaut hatte. Bedauerlicherweise schien der Earl mit Blindheit geschlagen, was seine Gemahlin betraf.
Michael seufzte. „Nun, ich kann eigentlich nichts Tadelndes an Sir Roderick finden. Er scheint ein durchaus angenehmer Bursche zu sein."
Gewiß, gewiß, dachte Guy düster. Sir Roderick ist der perfekt te Gast, und Kathryn ist die perfekte Gastgeberin! Roderick ist galant und guter Dinge trotz seiner Verwundung, und meine Gemahlin sorgt aufmerksam für alle seine Bedürfnisse .. .
Laut sagte der Earl natürlich nichts; er starrte nur finster in die Ferne.
Michael blickte ihn besorgt an. „Ich habe den Eindruck, Ihr traut Sir Roderick nicht, Herr."
„Ich kann ihm auch nicht trauen", bestätigte Guy unumwun-den. „Schon deshalb nicht, weil er einer von Richards verläß-
lichsten Gefolgsleuten war."
„Er hat Euch immerhin den Treueeid geleistet, und jetzt auch Sir Hugh."
Unfroh und bitter lachte Guy auf. „Ein Mensch schwört fast alles, wenn er sonst nur noch den Tod wählen kann, Michael. Ich glaube, Roderick ist in erster Linie sich selbst gegenüber loyal, und..."
Er unterbrach seine Rede und drehte sich im Sattel um. Prü-
fend ließ er den Blick durch den Wald in ihrer unmittelbaren Umgebung streifen, konnte indessen nichts Ungewöhnliche!
entdecken. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, als beobachtete sie
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