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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinte, mein edler Herr, war dies: Von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod wird Brenna niemals selbst über ihr Leben bestimmen können. Wäre sie hingegen ein Knabe, könnte sie ihren Weg wählen. Sie könnte Landbesitzer, Ritter oder Geist-licher werden, und kein einziger Mann, ihr Vater eingeschlossen, könnte ihr seinen Willen aufzwingen."
    „Doch nur ihres Geschlechts wegen wird Brenna nie gehen dürfen, wohin und wann sie will", fuhr sie mit fester Stimme fort. „Sie wird nichts als ein Besitztum sein. Zuerst beherrscht Ihr ihr Leben, und später tut das ihr Ehemann, den Ihr zweifellos für sie ausgewählt habt. Ich fürchte, Brenna ist zu einem Leben verdammt, das nicht besser ist als meines."
    Guys Augen glitzerten gefährlich. „Ah, so kommt also die Wahrheit ans Tageslicht. Sagt mir, Liebste, empfindet Ihr tatsächlich derartig? Fühlt Ihr Euch hier wirklich als meine Gefangene?"
    „Das habe ich nicht gesagt."
    „Ihr braucht es auch gar nicht erst zu sagen, denn Ihr zeigt es ja überdeutlich, daß Ihr Euch am liebsten von mir befreien wollt!"
    Er lachte rauh auf. „In diesem Punkt habt Ihr recht, meine Liebe, denn Ihr werdet Euren Willen nicht durchsetzen. Vor Gott, den Menschen und allen Heiligen sind wir durch die Ehe miteinander verbunden, und das werden wir auch bleiben." Er wollte zur Tür hinaus gehen, blieb auf halbem Wege jedoch noch einmal stehen.
    „Ich war eigentlich gekommen, um Euch mitzuteilen, daß König Heinrich mir befohlen hat, mich zu ihm nach London zu verfügen. Ich nahm an, Ihr würdet vielleicht so gut sein, einen einsamen Mann am Vorabend seiner Abreise ein wenig aufzu-muntern. Da Ihr jedoch meine Anwesenheit so unerfreulich findet, sehe ich keinen Sinn darin, mit meinem Aufbruch bis morgen früh zu warten." Damit verließ er endgültig das Gemach.
    Kathryn war viel zu erschüttert, um ihn aufzuhalten.
    Eine Stunde später stand sie mit Brenna auf dem Arm und Peter an ihrer Seite an der Tür zum Burghof und sah zu, wie er sich reisefertig machte. Zum Schluß blieb er vor ihr stehen.
    Zart küßte er das Köpfchen seiner Tochter und hob sich dann seinen Sohn auf den Arm.
    „Du mußt jetzt ein tapferer Junge sein und gut auf dein Schwesterchen aufpassen", flüsterte er ihm zu.
    Peter nickte strahlend.
    Seine Gemahlin blickte der Earl kein einziges Mal an, so als existiere diese überhaupt nicht.
    Das dürft Ihr mir nicht antun! hätte sie ihm am liebsten zu-gerufen, seht Ihr denn nicht, daß ich Euch liebe?
    Doch was hätte es genützt? Sein Herz war gegen sie verschlossen. Also schwieg sie, und ihr Stolz, so lange ihr bester Verbündeter, wurde jetzt zu ihrem erbittertsten Feind.
    Eine Woche verging, dann eine zweite. Der März zog mit einem blauen Himmel und der Aussicht auf wärmere Tage ins Land.
    Für die Leute von Sedgewick - und natürlich von ganz England - bedeutete der Frühling, daß die Felder gepflügt und die Saaten ausgebracht werden mußten.
    Jedermann war fröhlich und guter Dinge, mit Ausnahme der Lady de Marche, Countess of Sedgewick.
    Kathryn mußte immer wieder an die Worte ihres Onkels in ihrem Alptraum denken: „Wie ich, so willst auch du immer das haben, was du nie besitzen kannst." Vielleicht stimmte das sogar, denn das, was sie am meisten begehrte, war auch das einzige, das sie niemals besitzen würde - die Liebe ihres Gemahls.
    Eines frühen Abends saß sie in der großen Halle, als sie laute Stimmen im Burghof hörte. Eines der anwesenden Mädchen spähte hinaus.
    „Was geschieht da, Meg?" erkundigte sie sich.
    „Ein kleiner Reitertrupp, Herrin", antwortete die Magd aufgeregt. „Doch mir will scheinen, dies sind keine Männer unseres Herrn."
    In diesem Augenblick erschien Sir Edward. „Herrin, dort draußen befindet sich ein Ritter, der Euch zu sprechen begehrt."
    „Mich?" Erstaunt legte sie ihr Nähzeug aus der Hand und erhob sich.
    „Jawohl. Er sagt, er käme von Ashbury, Herrin."
    Ashbury! Kathryn konnte sich nicht vorstellen, wer das sein mochte, außer es war . . .
    „Roderick!" rief sie überrascht, als er durch den Eingang hereinhinkte. Zwei Männer, die sie als Richards frühere Krieger erkannte, stützten ihn. Sie setzten ihn auf eine der Bänke an der gegenüberliegenden Wand. Er verzerrte das Gesicht, als er das linke Bein vor sich ausstreckte. Sein Beinling war blut-durchtränkt.
    Kathryn lief herzu. „Mein Gott, Roderick! Was ist denn geschehen?"
    „Ah, Lady Kathryn! Meine Freunde und ich befanden uns auf dem Weg zu einem Turnier in

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