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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schwester und Roderick, der von den Männern jetzt wieder fortgeführt wurde, wür-de nichts Böses geschehen. Sie straffte die Schultern. „Auf der Rückseite der Burg gibt es eine Ausfallpforte. Dort werden wir hineinkommen."
    Einige Stunden später zog sich drohend ein Unwetter am schwarzen Nachthimmel zusammen. Donner grollte, und der Wind heulte eisig um die Wehrmauer. Im Wohnturm der Burg lag alles in tiefem Schlaf.
    Kathryn lehnte sich an die feuchte Steinmauer der großen Halle und wartete auf das, was Guy de Marche als nächstes tun würde.
    Er hatte wirklich teuflisches Glück. Vor einem Moment hatte er ein Signal erhalten: Die Wachen auf dem Wehrgang waren ausgeschaltet worden. Das Gewitter würde jetzt alle Geräusche der eindringenden Mannen übertönen. Der Earl hatte bereits seinen Freund Hugh durch den Burghof zum großen Tor geschickt, um es zu öffnen.
    In der Dunkelheit suchte Guy Kathryns Blick. Sie erstarrte, als er sie plötzlich zu sich heranzog und den Kopf zu ihr neigte.
    „Zeigt mir jetzt den Weg zum Schlaf gemach Eures Onkels!" forderte er.
    Viel lieber hätte sie ihm in sein arrogantes Gesicht geschlagen, doch das wagte sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Statt dessen nickte sie zu der Treppe am anderen Ende der großen Halle hin-
    über.
    Seinen Arm fest um ihre Mitte geschlungen, schob Guy de Marche Kathryn vorwärts. Eine kleine Einheit offenkundig gut ausgebildeter Männer folgte geräuschlos wie böse Nachtgeister ihrem Herrn.
    Oben auf der Treppe blieb Kathryn stehen. Was, wenn sie die Leute ein Stockwerk höher führte, dorthin, wo Richards Ritter ihr Quartier hatten?
    Leider schien der Earl ihre plötzliche Anspannung zu spüren.
    Sein Atem streifte Kathryns Wange. „Schlagt es Euch aus dem Kopf, mich täuschen zu wollen, Madam. Ich könnte Euch mit einer einzigen Bewegung den Atem aus dem Leib pressen." Er unterstrich seine Drohung, indem er seinen Arm noch fester um sie legte.
    Kathryn glaubte ihm aufs Wort. Sie biß die Zähne aufeinander und nickte kurz. „Richards Gemach befindet sich am Ende dieses Ganges."
    Als sie vor der Tür ihres Onkels standen, hielt Kathryn die innere Anspannung kaum noch aus. Die unmittelbare Nähe des Earls und dessen Hand an ihrem Körper raubten ihr beinahe die Fassung. Er schien auch das zu spüren, denn er hielt sie fest, als befürchtete er, daß sie gleich davonrennen würde. Dabei waren sie doch von seinen Männern umgeben, und es hätte ja ohnehin keinen Ort gegeben, an dem er sie nicht ausfindig gemacht hätte.
    „Ist er dort drinnen?" fragte er leise.
    Sie nickte und wollte sich ihm sofort entziehen, doch das ließ er nicht zu, sondern riß die Tür auf und stieß Kathryn in das Gemach. Der Ritter, den er Hugh nannte, folgte ihnen mit einem Leuchtspan.
    Im Raum war es jedoch gar nicht dunkel.
    „Bei allen Teufeln! Wer wagt es, mich zu dieser Stunde zu stö-
    ren?" Eine fleischige Hand erschien zwischen den Bettvorhängen, um diese zur Seite zu schieben, doch jemand anders kam dem zuvor.
    „Seid Ihr Richard of Ashbury?"
    Mit vor Zorn rotem Gesicht sank Richard gegen die Bettpolster zurück. Neben ihm rührte sich eine weitere Gestalt. Helga setzte sich hoch, rieb sich die Augen und blinzelte verschlafen.
    Zu ihr sagte Guy de Marche nur drei Worte: „Hinaus mit dir!"
    Helga brauchte ihn nur einmal kurz anzublicken; schon griff sie sich ihre Kleidungsstücke und floh. Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, legte der Ritter namens Hugh den Riegel von innen vor.
    „Ich frage noch einmal." Die Stimme des Earls klang trügerisch sanft. „Seid Ihr Richard of Ashbury?"
    Richard öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Die mörderische Wut im Blick des anderen Mannes war ihm nicht entgangen. Er nickte. „Und wer seid Ihr?" fragte er. „Ich habe Euch nichts angetan, Sir, und dennoch dringt Ihr in meine Burg ein -
    ja, in mein eigenes Gemach!"
    Guys edles Gesicht erstarrte. „Ich bin Guy de Marche, Earl of Sedgewick."
    Richard wurde bleich. Sein Blick flog zu seinem Schwert, das zusammen mit der übrigen Kampfausrüstung in einer Ecke an der Wand lehnte.
    Der Earl legte die Hand sofort an sein Schwert, zog es indessen nicht blank. „Ihr würdet uns beiden einen Gefallen tun, wenn Ihr Euch Euer Schwert holtet", meinte er. „Ich werde die Sache rasch beenden."
    Kathryn drückte sich zitternd an die Wand. Guy de Marche sah aus, als wollte er Richard in der Luft zerreißen. Gott wußte, daß sie sich nichts mehr wünschte, als ihren

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