Geliebter Feind
anderen Hand tastete er ihren Körper ab - ihre Arme, ihre Brüste, den Bauch und die Hüften. Zum Schluß schob er seine Finger sogar unter ihre Röcke und ließ sie an ihren nackten Schenkeln hinaufgleiten.
Er suchte nach einer versteckten Waffe, doch das erfaßte Kathryn in ihrem Entsetzen gar nicht richtig. Wild wehrte sie sich gegen diese leidenschaftslose Untersuchung und erreichte damit nur, daß er ihren Körper fester hielt. Am Ende schloß sie vor Schamgefühl über die intimen Berührungen erschüttert die Augen.
Nachdem er seine Suche abgeschlossen hatte, richtete er sich auf. Kathryn sah sein falsches, wissendes Lächeln, und ihr Zorn vertrieb das beschämende Gefühl der Demütigung. Die Hand, die er ihr zum Aufstehen entgegenrichtete, schlug sie zur Seite und stand ohne Hilfe auf.
„Bei allen Heiligen!" fluchte sie wütend. „So ein gottver-dammter Bastard ist mir noch nie . ."
„Die Frage nach meiner Legitimität erhebt sich nicht", unterbrach er sie, „was auf Euren Onkel bedauerlicherweise nicht zutrifft. Und das bringt mich wieder auf meine Absichten zu-rück. Ich bin nämlich sehr darauf bedacht, seine Bekanntschaft zu machen. Und es wird Euch freuen zu hören, daß Ihr mir das soeben ermöglicht habt."
Zum zweitenmal ging er um Kathryn herum, blieb dann vor ihr stehen und schüttelte den Kopf. „Unglücklicherweise habt Ihr schon wieder Moos im Haar, Madam." Er lächelte spöttisch.
„Ich muß zugeben, es kleidet Euch."
Den Heimweg zur Burg mußte Roderick gefesselt zurücklegen.
Schweigend ging Kathryn neben ihm her. Eine Flucht war angesichts der sie bewachenden Männer des fremden Ritters ausgeschlossen.
Unterwegs kamen sie an langen Reihen Bewaffneter vorbei.
Kathryn lief es eiskalt über den Rücken, als sie die Lanzen und Schilde, die Armbrüste, den Mauerbrecher und das große Bo-gengeschütz sah.
Der unheilvolle fremde Ritter hatte nicht gelogen; er war für eine Schlacht gerüstet. Er war zweifellos hergekommen, um einen Krieg zu führen, den er auf jeden Fall zu gewinnen beabsichtigte.
Roderick rückte näher an Kathryn heran. „Wißt Ihr, wer er ist?" fragte er flüsternd und deutete mit dem Blick auf den vor ihnen reitenden Ritter.
Kathryn schüttelte den Kopf.
„Das ist Guy de Marche, der Earl of Sedgewick."
„Der Earl of Sedgewick ..." Sie runzelte die Stirn. „Der Na-me kommt mir irgendwie bekannt vor, nur kann ich mich im Moment nicht erinnern . ."
„Guy de Marche ist einer der mächtigsten Herren in Somerset."
Kathryn fröstelte es, was jedoch an der naßkalten Luft lag, die ihr durch das dünne Gewand bis an die Haut drang. „Ich wußte gar nicht, daß er mit Richard verfeindet ist", sagte sie sehr leise.
„Ich kann mir auch nur einen einzigen Grund dafür denken.
Vor drei Jahren brach der Earl zum Kreuzzug auf. Kurz darauf hörte Richard, daß man ihn in Toulouse gefangengenommen hatte. Daraufhin riß er eines der grenznahen Lehensgüter des Earls an sich - Ramsey Keep."
„Richard hat den Besitz eines abwesenden Kreuzfahrers angegriffen?" Sie preßte die Lippen zusammen. Diese Neuigkeit bestätigte nur ihre Meinung von dem niedrigen Charakter ihres Onkels. Die Wut packte sie aufs neue.
Die Abendnebel drehten sich schon über den Wiesen, und rasch senkte sich die Dunkelheit herab. Ashbury war schon beinahe erreicht.
Als Kathryn die Männer sah, die sich an der Ringmauer ver-sammelt hatten, wäre sie beinahe in Verzweiflungstränen ausgebrochen. Dies hier war doch ihre Heimstatt, ihre und Elizabeths Und der Earl of Sedgewick wollte die Burg schleifen! Oh, wie sie ihren Onkel haßte, dem sie das zu verdanken hatten! Und den Earl haßte sie erst recht. Der wäre wahrscheinlich erst dann zufrieden, wenn er Ashbury Keep, ihre geliebte Heimstatt, zerstört hatte.
Guy de Marche saß ab und sprach ernst mit einem seiner Männer. Die anderen traten ein wenig zurück und zogen Roderick mit sich. Der Earl schaute ihnen einen Moment nach und winkte dann Kathryn zu sich heran. Zuerst wollte sie so tun, als hätte sie das nicht gesehen, folgte indes der Aufforderung schließlich doch; es wäre vielleicht nicht empfehlenswert gewesen, seinen Zorn zu provozieren.
„Ich muß wissen, wie ich in die Burg gelangen kann, ohne das Tor zu benutzen", erklärte er in einer Tonlage, die keine Wider-rede duldete. „Wir werden warten, bis sich die Bewohner dort drinnen zur Nacht begeben haben, und dann werdet Ihr uns diesen Weg weisen."
Er wollte sich also heimlich
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