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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm auch. Richard ist der uneheliche Halbbruder meines Vaters, doch er ist hier nicht aufgewachsen."
    Sie seufzte. „Als Vater vor vier Jahren starb, ist Richard zu König Stephen gelaufen und hat Ashbury für sich beansprucht, obwohl es doch Elizabeth und mir zustand. Er hat sich nicht darum geschert. Ihn interessierten nur die Erträge, die das Land einbrachte. Kaum zwei Wochen war er hier, da hat er bereits unser Mitgift-Land verkauft."
    Zu Kathryns Kummer traten ihr jetzt die Tränen in die Augen.
    „Als Richard herkam, empfand ich ihn als Eindringling, denn anders als Elizabeth und ich gehörte er nicht hierher. Mir war, als hätte ich alles verloren .. " Sie schloß die Augen. „Und jetzt gehört Ashbury Eurem Herrn. Ich fürchte die Zukunft - nicht so sehr für mich, sondern für meine Schwester."
    Etwas unbeholfen klopfte Hugh ihr auf die Schulter. „Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, Madam. Mein Herr ist ein guter Mensch, das schwöre ich Euch."
    Kathryn schlug die Augen auf. „Vielleicht wäre es am besten, wenn Elizabeth und ich unsere Truhen packten."
    „Wohin wollt Ihr denn gehen?"
    „Nicht weit von hier befindet sich ein Kloster . ."
    „Madam, Ihr vergeßt, daß der Earl mit Eurem Onkel im Streit liegt, und nicht mit Euch. Nein, ich will jetzt kein weiteres Wort hören. Guy ist keine herzlose Bestie, was immer Ihr auch von ihm denken mögt."
    Dieser Ritter ist so ganz anders als sein Herr, dachte Kathryn.
    Er ist so sanft und freundlich . . Seufzend öffnete sie die Tür zum Gemach ihrer Schwester und blickte hinein.
    Elizabeth kam ihr entgegengelaufen. „Kathryn! Dir ist nichts geschehen! Ich habe mich ja so gefürchtet, als ich in deinem Gemach nachschaute und du noch immer fort warst. Ich konnte nicht einschlafen, und dann habe ich so merkwürdige Geräusche gehört..."
    Kathryn faßte ihre Schwester bei den Händen, setzte sich mit ihr auf die Bettkante und berichtete ihr stockend, was sich zu-getragen hatte. Seltsamerweise schien Elizabeth gar nicht erschüttert zu sein.
    „Weshalb siehst du denn so erleichtert aus?" fragte Kathryn erstaunt.
    „Verstehst du denn nicht? Unser Onkel ist ein böser, böser Mensch. Zweifellos wird der Earl für ihn eine Bestrafung be-schließen, die schnell und hart ist." Elizabeth lächelte. „Wir sind von Richard befreit, Schwester! Wir haben, was du immer wolltest. Wir sind ihn los!"
    „Wir haben durchaus nicht, was wir wollten!" rief Kathryn wütend. „Wir haben Ashbury nicht! Und ich habe Guy de Marche dabei geholfen, es uns aus den Händen zu reißen." Jetzt werden wir zwar nicht mehr von unserem Onkel beherrscht; dafür sind wir der Gnade des Earls of Sedgewick ausgeliefert, dachte Kathryn verzweifelt.
    Sie erkannte, daß ihr eigenes Leben noch immer nicht ihr selbst gehörte, und es würde wohl immer so bleiben. Zu ihrem Entsetzen rollten ihr jetzt auch noch die Tränen über die Wangen, und diesmal war sie es, die in den Armen ihrer Schwester Trost suchte. Sie weinte vor Wut, sie weinte vor Schmerz. Sie weinte um alles, was sie verloren hatte, und um alles, was ihr niemals gehören würde.
    Nebelschwaden zogen zur Mittagsstunde um die Wehrtürme.
    Der Himmel war eintönig grau; die Sonne verbarg sich hinter einer dicken Wolkenschicht.
    Guy wandte sich von dem schmalen Fenster ab und rieb sich leise fluchend sein Knie. Das trübe Wetter spiegelte genau seine Stimmung wider, und im naßkalten Klima Cornwalls schmerzten ihn sämtliche alten Verletzungen.
    Er war müde, müde des Kriegs und müde des Kriegs im Krieg.
    Er sehnte sich nach Sedgewick und nach seinem Sohn.
    Hugh stieß die Tür zum Amtsgemach auf. „Was, Ihr seid noch immer düsterer Stimmung? Nie habt Ihr einen Sieg leichter er-rungen. Richards Ritter befinden sich im Verlies, und sie werden Euch zweifellos den Treueeid leisten, wenn sie erkennen, daß Richards Herrschaft hier beendet ist. Und wir haben keinen einzigen Mann Verloren!"
    Die Miene seines Herrn und Freundes hellte sich nicht auf.
    Hugh seufzte. „Ihr denkt über Richard nach, nicht wahr?" Er legte Guy die Hand auf die Schulter. „Ashbury gehört jetzt Euch, Guy. Habt Ihr nicht gestern nacht Richards Gesicht gesehen als Ihr ihm mitteiltet, daß König Heinrich Euch Ashbury zugesprochen hat? Ihr habt den Mann geschlagen und gebrochen. Werft ihn für den Rest seines Lebens in den Kerker und laßt die Vergangenheit vergangen sein."
    Guy schloß die Augen. Noch immer konnte er Gerdas Worte hören: „Sie haben kein

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