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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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„Ich muß Euch dafür danken, daß Ihr sein Leben gerettet habt." Ein kleines Lächeln zog sich über seine Lippen. „Mir ist im übrigen aufgefallen, daß Ihr wohl doch nicht so abgeneigt seid, gelegentlich die Kindermagd für mein ,Balg' zu spielen."
    Das hatte er so wohlgemut gesagt, daß Kathryn gar nicht beleidigt sein konnte. Dennoch vermochte sie sich einen kleinen Seitenhieb nicht zu verbeißen. „Euer Sohn besitzt auch einen lieben, guten und sanften Charakter, Herr."
    „Aha. Im Gegensatz zu seinem Vater?"
    „Das habt Ihr gesagt, Herr, nicht ich."
    Guy warf den Kopf in den Nacken und lachte. Kathryn sah es mit Verblüffung.
    Jetzt tauchte er ein Tuch in die Schüssel, drückte es aus und legte es auf die verletzte Schulter. Kathryn empfand die Kälte des Wassers als so stechend, daß ihr unwillkürlich die Tränen kamen. Rasch schloß sie fest die Augen, damit der Earl nicht etwa dachte, sie würde weinen.
    Ihre Reaktion war ihm jedoch nicht entgangen. „Die Kälte betäubt den Schmerz", erläuterte er leise. Er hob den Stoff hoch, tupfte damit behutsam das Blut darunter ab, spülte das Tuch in der Schüssel aus und legte es auf die Schulter zurück.
    Diesmal ließ er es zunächst dort liegen.
    Guy konnte sich nicht erinnern, jemals so grasgrüne Augen gesehen zu haben, und er fragte sich zum wiederholtenmal, was wohl hinter diesen Augen vorging.
    Und weshalb sie die Hand so beharrlich über ihre Brust hielt, war ihm ebenfalls unerfindlich. Er hatte doch längst jeden Fingerbreit ihres köstlichen Körpers gesehen in jener Nacht, als sie nach Ashbury hatte fliehen wollen. Außerdem wußten sie beide, daß sie alles andere als sittsam und tugendhaft war.
    Er hob das feuchte Tuch wieder ab und legte es fort. Mit den Fingern strich er eine Heilsalbe auf die Schulter bis hinunter zu ihrem Brustansatz. Seine Berührung enthielt nichts Sinnliches, und dennoch empfand Kathryn sie als so intim, daß sie vor Verlegenheit errötete.
    Wieder wurde angeklopft. Gerda reichte ihrem Herrn ein kleines Tablett herein. Ans Bett zurückgekehrt, hielt der Earl Kathryn einen Trinkkelch hin. Dampf kräuselte sich daraus empor. „Hier", war alles, was Guy sagte.
    Mit hochgezogenen Brauen und zur Seite geneigtem Kopf beäugte sie den Kelch. Sie schnüffelte daran, konnte jedoch keinen gefährlichen Geruch entdecken. „Ich denke, ich lasse Euch lieber zuerst kosten - für den Fall, daß hierin Gift enthalten ist."
    „Gift? Eure schlechte Meinung von mir sinkt offensichtlich immer tiefer. Ich muß gestehen, daß mir die Idee mit dem Gift noch nie gekommen ist." Guy lachte. Zwar konnte er sich gut hunderterlei Dinge vorstellen, die er dieser bezaubernden He-xe gern angetan hätte, doch Giftanwendung stand nicht auf dieser Liste.
    Eine Weile blickten sie einander stumm an, und die Spannung zwischen ihnen schien beinahe greifbar. Guy de Marche sprach als erster wieder. „Trinkt", befahl er leise. „Gerda kennt sich mit Kräutern aus. Dieser Trank hier wird Euch guttun." Er legte ihr den Arm um den Rücken, hob sie stützend an und hielt ihr den Kelch an die Lippen.
    Das Gebräu war heiß und schmeckte entfernt nach Minze.
    Kathryn trank den Kelch rasch leer und versuchte dabei nicht daran zu denken, daß sie sich so dicht an den Earl lehnte und daß ihre Brustspitzen seinen Oberkörper streiften. Das Ge-fühl, das diese Berührung auslöste, war freilich alles andere als unangenehm . . .
    Der Schmerz in ihrer Schulter ebbte ab. Ihre Lider wurden schwer. Weshalb fühlte sie sich plötzlich so schläfrig? Es war doch noch gar nicht Nacht; das Licht der Nachmittagssonne fiel ja noch durchs Fenster herein. Auch konnte sie nicht mehr richtig sehen; das Bild verschwamm vor ihren Augen. Das Denken fiel ihr schwer. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie ihn auf diese Weise klären.
    „Der Trank . . . etwas war darin . . . Ich wußte es ja gleich!
    Ihr wollt mich tatsächlich vergiften!" Sie blickte Guy an, sah indessen nur einen verschwommenen Schatten und hörte sein spöttisches Lachen. „Herr . . . ? " Selbst das Reden fiel ihr immer schwerer.
    Sie fühlte eine federleichte Berührung an ihrer Wange und tastete danach, als wäre sie blind. Eine Hand schloß sich warm um ihre Finger.
    „Verlaßt mich nicht", hörte Kathryn sich selbst bitten und wußte doch, wie vollkommen widersinnig es war, sich an den Mann zu klammern, den sie haßte, und der ihr nur Böses wollte. Dies war ihr letzter Gedanke, bevor das Bewußtsein sie

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