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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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flü-
    sterte sie dann. „Weshalb habt Ihr mich hierher geführt? Was habe ich Euch getan, daß Ihr mich so quälen müßt?"
    „Elizabeth, wie könnt Ihr so etwas sagen?" Hugh war wirklich bestürzt. „Ich will Euch doch nicht quälen! Sagt mir, womit ich Euch solche Pein . . . "
    Er sprach nicht weiter, denn plötzlich wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. Ihr Blick flog umher, als suchte sie etwas Unsichtbares aus einer anderen Welt.
    „Hier kann ich nicht bleiben!" keuchte sie. „Ich kann es nicht!" Mit einem Aufschrei fuhr sie herum und lief davon, so schnell ihre Beine sie trugen.
    Hugh wollte ihr folgen, stolperte jedoch über einen Stein und schlug sich das Knie auf. Er rief Elizabeth nach, doch sie blieb nicht stehen.
    Nach diesem Vorfall sprach sie nicht mehr mit ihm und schaute ihn nicht mehr an. Hugh erkannte sehr schnell, daß er sie wahrscheinlich zu der Stelle geführt hatte, an der ihre Mutter vergewaltigt worden war. Ohne es zu ahnen, hatte er damit einen Fehler begangen, von dem er nicht wußte, ob er ihn jemals würde wiedergutmachen können.
    Heute war es die dritte Nacht hintereinander, in der ihm der Schlaf versagt blieb. Hugh stand auf, ging zum Fenster und beobachtete den Mond auf seiner Bahn über den bleiernen Himmel. Stunden später kehrte er wieder zu seinem Bett zurück und hatte gerade seine Tunika abgelegt, als er einen erstickten Schrei hörte. Elizabeth!
    Er rannte den Korridor entlang und stürmte mit gezogenem Dolch in ihr Gemach, bereit, sich auf jeden Angreifer zu stürzen.
    Einen solchen gab es indessen nicht. Elizabeth warf sich stöhnend und schluchzend im Bett herum und befand sich ganz offensichtlich mitten in einem schrecklichen Alptraum. Plötzlich schoß sie keuchend in die Höhe.
    Hugh zündete rasch die große Kerze im Wandhalter an und setzte sich dann neben Elizabeth aufs Bett. Sie hatte die Augen ganz weit aufgerissen, als sähe sie vor sich sämtliche Dämonen der Hölle.
    Dann schien irgend etwas in ihr zusammenzubrechen. „Ma-ma", flüsterte sie schluchzend. „Jetzt sind sie alle fort. Ich lasse es niemals wieder zu, daß sie dir noch einmal weh tun . . O mein Gott! Du bist ja ganz voller Blut! Mama, bitte, steh doch auf . . .
    Mama!"
    Ihr durchdringender Aufschrei schnürte Hugh den Hals zu.
    So viele Jahre schon waren die Schreckensbilder des Todes ihrer Mutter in ihrem Geist eingeschlossen, und in jedem Alptraum erlebte sie das Entsetzen aufs neue!
    Hugh schüttelte sie sanft. „Elizabeth, wacht auf! Bitte, Liebste, wacht auf!"
    Noch waren ihre Augen nicht ganz klar, doch er merkte, daß Elizabeths Bewußtsein zurückkehrte. Ihr entsetzter Blick senkte sich nämlich auf seine nackte Brust.
    Bis jetzt hatte Hugh überhaupt nicht an seinen mangelhaften Bekleidungszustand gedacht. „Schon gut", sagte er, bevor sie etwas äußern konnte. „Ich hörte Euch schreien, Elizabeth. Es war nur ein Traum, Liebste, nur ein böser Traum."
    „Nur ein Traum..." Sie schluchzte auf. „Warum nur ist Kathryn nicht hier? Wenn sie bei meinem Erwachen hier war, ging es mir nie so furchtbar ... O Gott, ich habe solche Angst!
    Wenn ich die Augen wieder schließe, dann . . . "
    Hugh nahm sie einfach in die Arme und zog sie zu sich heran.
    „Ihr braucht keine Angst zu haben", flüsterte er an ihrer Schlä-
    fe. „Eure Schwester ist zwar fort, doch dafür bin ich ja hier. Und ich werde Euch während der ganzen Nacht festhalten, wenn Ihr Euch dann sicherer fühlt."
    Sicher? Elizabeth fröstelte es ein wenig. Sir Hugh war so groß und sehnig. Wenn sie ihn manchmal nur anschaute, durchlief sie ein so seltsames Gefühl, welches sie immer für Angst hielt. Seit so langer Zeit hatte sie Männerkraft und Muskeln mit Schmerz und Furcht gleichgesetzt. Nicht im Traum hätte sie die Stärke eines Mannes mit Schutz und Sicherheit in Zusammenhang gebracht.
    Jetzt jedoch tat sie es, und wunderbarerweise fühlte sie sich tatsächlich sicher, geborgen und beschützt vor der bösen Welt.
    Es war seltsam, Sir Hughs Arme an ihrem Rücken und seine muskulöse, nackte Brust unter ihren Händen zu fühlen - seltsam, doch wunderbar.
    „Dieser Traum, Elizabeth - habt Ihr ihn oft?"
    „Manchmal", antwortete sie kaum hörbar.
    „Erzählt ihn mir."
    Sie zuckte zusammen und würde sich ihm entwunden haben, hätte er sie nicht festgehalten.
    „Dieser Traum hat etwas mit Eurer Mutter zu tun, nicht wahr? Ich weiß, Ihr habt den Überfall auf sie mit angesehen und Euch versteckt, damit die Männer Euch nicht

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