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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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glitt sie vor dem Burgtor aus dem Sattel. Peter hingegen sträubte sich. „Reiten! Reiten!" bettelte er. Kathryn lachte und drückte seine dicken Fingerchen fest um den Sattelknauf. „Halte dich gut fest, kleiner Herr", forderte sie ihn auf. „Laß nicht los!"
    Sie führte die Stute am Zügel in den Burghof und schaute dabei immer wieder über die Schulter hinweg nach dem kleinen Burschen. Der saß so großmächtig wie ein Ritter in schimmernder Wehr auf dem Pferd. Seine Augen leuchteten, und seine kleine Brust war stolzgeschwellt.
    Als sie vor den Ställen anhielten, streckte Kathryn die Arme nach ihm aus, woraufhin er ein so enttäuschtes Gesicht machte, daß sie ihr Lachen unterdrücken mußte. „Wir reiten morgen wieder", versprach sie ihm. „Und vielleicht waten wir dann auch wieder im Bach."
    Im Bach zu planschen, das machte Peter beinahe ebensoviel Spaß wie das Reiten. Sein kleines Gesicht strahlte wieder, und er ließ sich von ihr aus dem Sattel heben. Gerda nahm ihn an die Hand, während Kathryn noch mit dem Pferdeknecht sprach, der Esmeraldas Zügel übernahm.
    Mit einmal riß sich Peter von Gerdas Hand los und rannte zu den Ställen. Ein Reitknecht führte gerade das Streitroß des Earls heran. Eine gackernde Henne rannte im Zickzack über den Hof und lief dem Roß in den Weg. Das gewaltige Tier schnaubte, schüttelte den mächtigen Kopf und riß dabei dem entsetzten Reitknecht die Zügel aus den Händen.
    Erschrocken über den plötzlichen Tumult blieb Peter stehen - gefährlich nahe an dem riesenhaften Schlachtroß. Die Henne flatterte hoch und rannte wieder los. Jemand schrie. Der Hengst schlug aus und bäumte sich auf.
    Kathryn hätte später nicht genau sagen können, wie und wann sie sich bewegt hatte. Sie wußte nur, daß sie plötzlich wie eine Wahnsinnige mit ausgestreckten Armen durch die Luft flog, auf dem Bauch landete und dabei den kleinen Jungen zur Seite stieß. Als sie wieder atmen konnte, stützte sie sich auf den Händen hoch.
    Der erschrockene Aufschrei des Schiachtrosses schien aus weiter Ferne zu kommen. Es dauerte nur einen halben Wimpernschlag, bis Kathryn die Gefahr erkannte, die Arme um sich schlug und sich fortrolltet Über sich sah sie die Bewegungen der Muskeln in der mächtigen Brust des starken Tiers. Riesige Hufe sausten herab.
    Beinahe hätte Kathryn es geschafft. Die Erde unter ihr bebte, als die Hufe auf den Boden trafen - einer davon schrammte ihre Schulter. Ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte sie.
    Himmel und Erde schienen umeinanderzuwirbeln, ein wildes Durcheinander aus Geräuschen und Farben drehte sich um sie, und dann versank die Welt in einem grauen Nebel.
    „Kathryn. . Kathryn!"
    Ein starker Arm schob sich unter sie. Kathryn merkte, daß sie hochgehoben und gegen etwas Festes, Warmes gedrückt wurde. Ihr Kopf arbeitete noch nicht richtig; ihr schwindelte es. Sie hatte Mühe, die Augen zu öffnen und etwas zu erkennen - und was sie dann erkannte, war das Gesicht, das über ihrem zu schweben schien.
    Der Earl, dachte sie benommen. Sie vermochte es kaum zu glauben, daß seine Züge keine Spur von der üblichen Härte zeigten. So hatte sie ihn noch nie zuvor gesehen. Er wirkte ja beinahe menschlich erschüttert!
    Guy de Marche hob sie hoch, als wäre sie leicht wie eine Feder, schritt mit ihr in die große Halle und stieg dann die Treppe hinauf. Kathryn schlang die Arme um seinen Nacken und barg das Gesicht an seiner Schulter. Ich kann noch nicht ganz bei mir sein, stellte sie verschwommen fest. So sicher gegen seine Brust gedrückt, fühlte sie sich seltsam glücklich und zufrieden, obgleich ihre Schulter bei jedem seiner Schritte entsetzlich weh tat.
    Als er ihr Gemach erreicht hatte, stieß er die Tür mit seiner Schulter auf und mit dem gestiefelten Fuß wieder zu. Behutsam ließ er Kathryn auf dem Bett nieder. Sie stöhnte leise, als ihre Schulter mit den Polstern in Berührung kam. Er setzte sich neben sie, und sie sah Stahl aufblitzen - der Earl hatte seinen Dolch aus dem Waffengürtel gezogen!
    Kathryn erblaßte und drückte sich in die Bettpolster zurück.
    „Herr!" rief sie. „Was...?"
    Guy preßte die Lippen zusammen, und für einen Augenblick verdüsterte sich sein Gesicht. „Herrgott!" stieß er dann ärgerlich hervor. „Ich beabsichtige nichts weiter, als mir Eure Schulter anzusehen, und das geht auf diese Weise schneller.
    Hätte ich Eurer Existenz ein Ende bereiten wollen, würde ich das schon längst getan haben."
    Beinahe hätte sie

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