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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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in der Landschaft um. Hinter dem Wald erstreckten sich die endlosen grünen Hügel.
    „Was meinst du, Peter? Sollen wir einmal auf diesen Hügel dort hinaufreiten?" Mit ausgestrecktem Arm deutete sie auf ei-ne Anhöhe. „Da oben Just du dann so, als wärst du der Herr über dieses Land und nähmst deinen Besitz in Augenschein."
    Sie hockte sich zu dem Kleinen nieder und kitzelte ihn unter dem Kinn. „Wenn du nämlich groß und erwachsen bist, wirst du tatsächlich hier der Herr sein."
    Peter schaute sie voller Eifer an. „Bin ich dann auch so ein tapferer Ritter wie mein Papa?"
    Kathryn begriff nicht, weshalb ihr diese Frage so weh tat.
    „Jawohl", antwortete sie und fuhr dem Jungen über die schwarzen Locken. „Genau so einer wie dein Papa."
    „Wenn ich der Herr bin, bist du dann auch hier?"
    Diese Frage schmerzte noch mehr, denn bis jetzt hatte sich Kathryn standhaft geweigert, an ihre Zukunft zu denken. Jetzt tat sie es, und im warmen Sonnenschein spürte sie einen eisigen Windhauch durch ihr Herz wehen.
    Hierher nach Sedgewick gehörte sie nicht, und Guy de Marche hatte dafür gesorgt, daß sie auch nicht mehr nach Ashbury gehörte. Leer und brach breitete sich ihre Zukunft vor ihr aus.
    Niemals zuvor hatte sich Kathryn so einsam und verlassen ge-fühlt wie jetzt.
    Der kleine Junge wartete noch auf ihre Antwort. „Peter", sagte sie in scherzhaftem Ton, „wenn du einmal ein großer Herr bist, dann bin ich längst alt, zerknittert und häßlich."
    Heftig schüttelte er den Kopf. „Nicht häßlich! Du bist doch wun. . wunder..." Er runzelte die kleine Stirn, während er angestrengt nach dem richtigen Wort suchte.
    Kathryn mußte lachen. „Du wolltest doch nicht etwa ,wunderschön' sagen?"
    „Doch!" Er strahlte. „Du bist wunderschön. Das hat Papa gesagt." Der kleine Bursche grinste fröhlich von einem Ohr zum anderen, warf ihr die Arme um den Hals und legte seine kleine Wange an ihre.
    Kathryn drückte ihn liebevoll an sich. Plötzlich begann ihr Herz heftig zu pochen. Der Earl hatte gesagt, sie sei wunderschön? Ganz gewiß nicht! Allerdings hatte Peter das eben mit solchem Nachdruck behauptet, daß sie versucht war, ihm Glauben zu schenken . . .
    Ihr Ausflugsziel erreichten sie nicht. Gleich nachdem Kathryn die Landstraße gefunden und Esmeralda in diese Richtung gelenkt hatte, schien sich ein unheilvolles Schweigen auszu-breiten, das fatal an die Stille vor dem Sturm erinnerte. Insek-ten summten nicht mehr, und Vögel hatten ihr Zwitschern ein-gestellt.
    Und dann hörte sie es: das dumpfe Geräusch von Huf schlagen sowie Männerstimmen und lautes männliches Lachen. Instinktiv sprang sie aus dem Sattel, nahm Peter auf den Arm und zog Esmeralda in ein undurchsehbares Dickicht. Das Kind spürte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, und blickte Kathryn aus großen, ängstlichen Augen an.
    „Peter", flüsterte sie, „du mußt jetzt gut zuhören und genau das tun, was ich dir sage. Paß auf: Ich glaube, ich habe jemanden gehört, doch ich weiß nicht, wer es ist, und deshalb muß ich nachschauen gehen. Ich will, daß du hier bei Esmeralda bleibst und dich nicht von der Stelle rührst. Verhalte dich ganz still und sage kein Wort. Hast du alles verstanden? Wirst du ein braver Junge sein und das für mich tun?"
    Er nickte ernst. Sie drückte ihm rasch noch einen Kuß auf die Stirn und schlich davon.
    Die fremden Reiter waren in einer nahen Lichtung stehenge-blieben. Kathryn duckte sich hinter dichtes Buschwerk und spähte durch das Rankengewirr. Nicht weniger als sechs Männer standen in einem Kreis zusammen, und alle sahen sie bösartig aus. Ihre Kleidung war zerrissen und schmutzig, und ganz im Gegensatz zu ihrer ärmlichen, zerlumpten Erscheinung waren sie überaus schwer bewaffnet.
    „Ein Stück die Landstraße hinauf befindet sich ein Dorf", sagte einer und lachte häßlich. „Ich schlage vor, wir plündern es aus und zünden es an."
    „Jawohl", stimmte ein zweiter zu. „Laßt uns gleich damit an-fangen."
    „Bist du denn schwachsinnig, Mann? Du hast den Earl of Sedgewick am Hals, bevor du dir dein erstes Mädchen vornehmen kannst!"
    „Soll er nur kommen! Ich nehme es mit jedem auf", prahlte der erste und streichelte bedeutungsvoll den Griff seines Schwerts.
    „Ich für meinen Teil würde es eher mit dem König selbst aufnehmen", erklärte der Gegner des Vorschlags. „Ich sage, wir tun, was wir ursprünglich vorhatten. Wir reiten nach Norden weiter."
    Kathryn merkte, daß ihr Argwohn und

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