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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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und zwar mit erschreckender Klarheit.
    Die Erkenntnis dessen, was er eben getan hatte, überfiel Guy wie ein Ungewitter. Er zog sich sofort zurück, rollte zur Seite und stand vom Bett auf.
    Er mußte sich dazu zwingen, Kathryn anzuschauen. Regungslos lag sie da. Sie hatte die Augen fest geschlossen; wie kleine schwarze Fächer lagen die Wimpern auf ihren fast farb-losen Wangen. Als Guy das Blut an der Innenseite ihrer weißen Schenkel sah, mußte er sich abwenden.
    Er verabscheute und verachtete sich selbst zutiefst. Noch einmal durchlebte er den Bruchteil dieses Augenblicks, in dem er das Jungfernhäutchen durchstoßen hatte. Er hatte die Frau ja mit dem Zartgefühl eines Rammbocks genommen! Bitter fragte er sich, ob sie wohl wußte, daß ihm der Akt kaum Befriedigung gebracht hatte.
    Er trat vom Bett fort, um gleich darauf mit einem nassen Tuch in der Hand zurückzukehren. Ihr Körper zuckte heftig, als Guy ihr das Tuch zwischen die Schenkel drückte und die Spuren seiner Inbesitznahme beseitigte. Er sah, wie Kathryn die Finger in'
    das Bettuch krallte und das Gesicht abwandte.
    Im Augenblick sah sie aus wie eine zarte Frühlingsblume, die er unter seinem Absatz zertreten hatte, und dafür haßte er sie.
    Sie hatte ihn doch in dem Glauben gelassen, Roderick und sie seien Liebende - etwa nicht? Oder hatte er das nur geglaubt, weil er davon überzeugt war, daß es sich gar nicht anders verhalten konnte? In jedem Fall hatte sie nichts unternommen, um die Sache zu klären.
    „Eine Jungfrau!" stieß er wütend hervor. „Verdammt, eine Jungfrau!"
    Kathryn schlug die Augen auf und blickte ihn an. Sein unergründlicher Gesichtsausdruck zeigte nicht die Spur von Zärtlichkeit, Bedauern oder gar Reue. Der Earl konnte immer nur beschuldigen und verdammen! Ihr Zorn flammte auf und überwand den Schmerz und die Erniedrigung. Sie setzte sich hoch und zog sich die Felldecke vor ihre Blößen.
    „Ihr hättet es mir sagen müssen", begann er ärgerlich, doch weiter kam er nicht.
    „Weshalb?" unterbrach Kathryn ihn sofort. „Hätte Euch das etwa von Eurem Vorhaben abgehalten?" Sie zitterte plötzlich vor Wut. „Ihr hattet doch die feste Absicht, mich zu bestrafen.
    Ihr wolltet mir weh tun, und Ihr habt es getan."
    Guy faßte es nicht. Hielt sie ihn tatsächlich für so gemein?
    „Ich begehrte Euch, ja. Ich wollte Euch jedoch keinen Schmerz zufügen." Er streckte ihr eine Hand entgegen, doch Kathryn wich zurück, so weit sie konnte.
    „Wer lügt jetzt, Herr?" fragte sie beißend. „Ach, geht doch fort! Verschwindet!"
    Einen Moment lang starrten sie einander wütend an, dann schleuderte Guy das blutige Tuch zu Boden, suchte sich seine Kleidung zusammen und stürmte aus dem Gemach.
    Der Lappen war auf dem mitternachtsblauen Samt gelandet.
    Als Kathryn das einen Augenblick später sah, stieß sie ihn zur Seite, hob den Samt auf und drückte ihn sich auf die Brust. Mitten in den weichen Falten des schönen Stoffs sank sie auf den Boden, und die Tränen rollten ihr über die Wangen. Jetzt sprach sie zum erstenmal den Namen des Earls aus, doch nicht leise und zärtlich als liebevolle Liebkosung, sondern als furchtbaren Fluch.
    „Auf ewig Verdammt sollt Ihr sein, Guy! Zur Hölle verdammt sollt Ihr sein!"

11. KAPITEL
    Nur sehr langsam wachte Kathryn am nächsten Morgen auf.
    Staubflocken tanzten glitzernd in einem Sonnenstrahl, der durch die Fensterläden hereinfiel. Eine verschwommene Erinnerung wollte zurückkehren, doch Kathryn versuchte, sie zu verdrängen. Es gelang ihr nicht.
    Klar und deutlich standen die demütigenden Begebenheiten der vergangenen Nacht wieder vor ihren Augen. Guy de Marche hatte ihr alles genommen - ihre Heimstatt, ihre Schwester und nun auch noch die Unversehrtheit ihres Körpers.
    Die Tränen wollten wieder aufsteigen. Sie ließ es nicht zu. Die ganze Nacht hindurch hatte sie geweint, doch noch bevor der neue Tag angebrochen war, hatte sie sich geschworen, daß der i Earl sie nie wieder soweit bringen sollte, daß sie Tränen vergoß und so ihre Schwäche zeigte.
    Jemand klopfte. Erschrocken zog sich Kathryn die Felldecke bis zum Kinn hoch. Sie fürchtete, Guy könnte vor der Tür stehen, doch es war nur Gerda.
    „Es ist schon spät", sagte Kathryn und lächelte ein wenig. Sie strich sich das dichte Haar aus dem Gesicht. „Du hättest mich früher wecken sollen."
    „Der Herr hat mir gesagt, ich solle Euch schlafen lassen." Die Magd hob das Leinenhemd vom Boden auf, wohin es gefallen war, als Guy

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