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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Das schwere Gewicht über Kathryn existierte nicht mehr. Sie nahm kaum war, daß Guy sich nach einer Weile auf den Rücken drehte und sie an seine Seite zog. Sie schmiegte sich einfach an ihn und bettete den Kopf auf seine Schulter. Noch vor einer Stunde hätte sie das für nahezu unmöglich gehalten.
    Bei dem regelmäßigen Schlagen seines Herzens unter ihrem Ohr schlummerte sie ein. Guy de Marche streichelte noch lange ihren Rücken.
    Als Kathryn am nächsten Morgen erwachte, war sie allein. Die Geschehnisse der vergangenen Nacht standen ihr wieder klar vor Augen. Sie schloß die Lider.
    Wie war es nur möglich, einen Mann so zu hassen und dennoch von ihm so beglückende Freuden zu empfangen? Sie hatte nichts, gar nichts zurückhalten können, und das vermochte sie sich nicht zu verzeihen.
    Nie ist eine Schlacht müheloser gewonnen worden, mußte sie sich bitter eingestehen. Der Earl hatte keine Gewalt anzuwen-den brauchen, nicht einmal sanften Zwang. Er hatte nichts fordern oder auch nur erbitten müssen; willig und freiwillig hatte sie ihm alles gegeben, was er begehrte, und sie würde es wahrscheinlich wieder tun.
    Sie drückte sich die Felldecke an die Brust und rollte sich auf die Seite. Düster starrte sie in das warme Sonnenlicht, das durch die Spalten in den Fensterläden hereinfiel.
    Der Earl hatte sie eine Hexe und eine Magierin genannt. Dabei war er selbst der Zauberer, denn sobald er sie berührt hatte, war etwas mit ihr geschehen. Allein durch die Berührung seiner Lippen, durch das verführerische Streicheln seiner Hand hatte er ihr ihren eigenen Willen geraubt...
    Mitten in diesem beunruhigenden Gedankengang öffnete sich die Tür. Kathryn wußte sofort, daß es der Earl war, der hereinkam, und mit ihm schienen unheilvolle Gewitterwolken in das Gemach zu ziehen.
    Die eisige Furcht bannte Kathryn, die sich am liebsten wie ein kleines Kind unter der Decke verkrochen hätte, weil sie nicht wußte, was er als nächstes tun würde. So zog sie sich die Felldecke bis ans Kinn hinauf und zwang sich dazu, den Mann anzusehen.
    Zu ihrem Erstaunen hatte er sein langes Lederwams angelegt, als wollte er sich zu einem Kampf rüsten. Sein Gesicht wirkte versteinert, und seine Körperhaltung war angespannt. Ihm war nichts von dem anzumerken, was nur wenige Stunden zuvor zwischen ihnen geschehen war.
    Den leidenschaftlichen Liebhaber der vergangenen Nacht gab es nicht mehr. Vor ihr stand der kalte, gnadenlose Krieger, den sie haßte und verachtete. Sie überwand ihre vorübergehen-de Schwäche und schalt sich im stillen dafür, daß sie so töricht war, Zärtlichkeit von ihm zu erwarten - überhaupt irgend etwas zu erwarten.
    Seine Stimme war so kalt wie sein Blick. „Am frühen Morgen ist ein Bote eingetroffen."
    Kathryn blickte ihn unsicher an. Sie stützte sich auf einem Ellbogen auf, wobei sie darauf achtete, daß die Pelzdecke nicht von ihren nackten Brüsten hinunterrutschte. Wieso erzählte ihr der Earl das mit dem Boten? War etwa . . . ?
    „Um Himmels willen! Ist Elizabeth etwas zugestoßen?" Sie setzte sich auf und zerrte an seinem Arm. „Sagt es mir, Herr! Ist sie verletzt?"
    Guy stieß einen unterdrückten Fluch aus. Dachte diese Frau denn an nichts anderes? „Beruhigt Euch", sagte er barsch. „Es hat nichts mit Eurer Schwester zu tun - oder mit Ashbury", füg-te er gereizt hinzu.
    Kathryn starrte ihn benommen an. Weshalb war er denn nur so böse mit ihr? Sie befeuchtete sich die Lippen. „Wenn diese Botschaft also nicht mich betrifft, weshalb seid Ihr dann hier?"
    fragte sie streng.
    Der Earl lachte unfroh. „Sie betrifft Euch ja, Madam. Anscheinend hat der König höchstselbst Euren liebsten Wunsch erfüllt." Er verzog die Lippen. „Er hat mich nämlich zu sich befohlen."
    „Wie bitte? Wollt Ihr damit sagen, Ihr müßtet Sedgewick verlassen?"
    „Jawohl." Das klang wie eine Anklage, und nicht wie eine einfache Bestätigung.
    Guy suchte in Kathryns Gesicht nach dem Ausdruck des Triumphes, den er zu sehen erwartet hatte. Ihre rosigen Lippen waren indessen vor Verblüffung schlaff, und ihre herrlichen grü-
    nen Augen spiegelten genau das richtige Maß von Verwirrung wider. Oh, wie hervorragend sie die Rolle der Ahnungslosen spielte!
    Wußte diese Frau denn eigentlich, was ihn dieser Gestel-lungsbefehl kostete? Er hegte nicht den geringsten Wunsch, Sedgewick zu verlassen, allerdings konnte er ja wohl kaum seinen König ignorieren. Verdammt. Wäre doch Heinrichs Befehl erst morgen gekommen! Oder

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