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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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übermorgen. Am besten überhaupt nicht.
    Andererseits - was tut das schon? fragte er sich bitter. In der vergangenen Nacht hatte Kathryn schwach und gefügig in seinen Armen gelegen, hatte sich ihm willig, ja sogar mit Freude hingegeben, doch im frühen Licht des Tages war sein Sieg verflogen, und es gab für ihn keine Erlösung aus der Hölle, in die sie ihn gestoßen hatte.
    In seiner Überheblichkeit hatte er sich eingeredet, er allein beherrschte ihren Körper. Selbst jetzt wollte er noch die Decken von diesen nackten, weichen Gliedern reißen, seine Finger mit dieser schwarzen Mähne verflechten und diese rosigen Lippen unter seinen fühlen. Er wollte alle Winkel ihres Körpers berühren und dabei vergessen, daß es einen König gab. Alles wollte er vergessen, nur nicht das unbezähmbare Verlangen, in diesem herrlichen Körper unterzugehen. Er bezweifelte nicht, daß das möglich wäre. Selbstverständlich würde sie wieder einmal Widerstand vorgeben; bald genug freilich würde sie dahinschmel-zen.
    Nur ein einziger Gedanke hielt ihn zurück, und diese Überlegung hatte ihn schon die ganze Nacht hindurch gequält: Möglicherweise hatte Kathryn ihm ihren Körper nur hingegeben, um zu erreichen, was sie selbst begehrte. Vielleicht wollte sie auf diese Weise ihren eigenen Willen bei ihm durchsetzen. Hatte sie das gleiche nicht auch bei ihrem Roderick geplant? Ihn hatte sie doch in ihrem verführerischen Netz verstricken wollen, um ihn dann gegen Richard of Ashbury, ihren Onkel, auszuspielen.
    Er zog ihr die Pelze aus den Händen. „Kleidet Euch an!" befahl er. „Ich will, daß Ihr Euch in den Burghof begebt, sobald Ihr fertig seid. Solltet Ihr etwa trödeln, um mich warten zu lassen, werde ich Euch holen lassen, wie Ihr seid." Er bedachte sie noch mit einem mörderischen Blick und verließ dann das Gemach.
    Obwohl es sie ein erhebliches Maß an Stolz kostete, stand Kathryn sofort auf und legte innerhalb kürzester Zeit ihre Kleider an. Als sie danach in den Burghof trat, sah sie den Earl neben seinem Schlachtroß stehen. Sie ging nicht zu ihm, sondern blieb neben der Treppe stehen, die zur großen Halle führte.
    Guy ließ Kathryn nicht lange warten. Er trat zu ihr und blieb mit grimmiger Miene vor ihr stehen. „Gebt mir Euer Wort, daß Ihr hier sein werdet, wenn ich zurückkehre", verlangte er ohne jede Vorrede.
    Sein Verhalten zeigte keinerlei Sanftheit oder gar Zärtlichkeit; er befahl nur mit unnachgiebiger Strenge. Kathryn empfand das, als wäre sie betrogen und verraten worden, und das schmerzte wie ein Messer in ihrer Brust.
    Die vergangene Nacht bedeutet diesem Menschen nichts, dachte sie. Seine Hände, seine Liebkosungen, alles war nur eine Waffe, mit der er seine Herrschaft über sie sicherte.
    „Weshalb?" fragte sie bitter. „Mein Wort bedeutet Euch doch nur wenig."
    Er faßte sie bei den Händen. „Versprecht mir, daß Ihr nicht nach Ashbury flieht. Ich möchte Euch hier vorfinden, wenn ich zurückkehre, wann immer das sein mag."
    Kathryn fühlte sich, als wäre sie in zwei Teile zerrissen. Sie haßte Guy de Marche und sehnte sich danach, sich von ihm zu befreien, und trotzdem widerstrebte es ihr, ihn abzuweisen. Völlig verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Verlangt alles von mir", bat sie, „alles, nur das nicht."
    Sein Blick hielt sie gefangen, und diesmal entdeckte sie keine Kälte, keinen Spott in seinen Augen, sondern etwas Drängendes, Namenloses, das sie nicht zur Kenntnis nehmen wollte und dennoch nicht übersehen konnte.
    „Euer Wort, Kathryn", sagte er leise.
    „Ja." Ihr Hals war plötzlich ganz trocken. „Ich verspreche es Euch."
    Irgend etwas leuchtete in seinem Gesicht auf; war es Triumph? Mit einem Arm zog er sie zu sich heran, und dann verblüffte Kathryn ihn und auch sich selbst, indem sie ihm die Ar-me um den Nacken schlang.
    Der Earl küßte sie vor allen Anwesenden im Burghof, die zuschauen mochten. Endlos lang und tief war sein Kuß, und Kathryn kümmerte es nicht im geringsten, ob jemand sie beobachtete. Es kümmerte sie auch nicht, daß dies weniger ein Kuß als die öffentliche Bekanntmachung des männlichen Besitzanspruchs war.
    Nachdem Guy durchs Torhaus aus der Burg geritten war, stand sie noch lange regungslos da. Schließlich drehte sie sich um und eilte in ihr Gemach. Dort warf sie sich aufs Bett und weinte sich in den Schlaf.
    Erst viele Stunden später wachte sie wieder auf. Eine Weile lag sie ganz still. Sie fühlte sich müde und träge und wollte sich am

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