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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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liebsten nur umdrehen und weiterschlafen. Wieso war sie nur derartig erschöpft? Nun, wahrscheinlich lag das an den vielen Empfindungen, die in so kurzer Zeit auf sie eingestürmt waren.
    Gerda kam in das Gemach. Das Mädchen lächelte scheu. „Ihr habt das Morgen-und das Mittagsmahl versäumt, Herrin.
    Wünscht Ihr jetzt etwas zu essen?"
    Allein bei dem Gedanken an irgendwelche Speisen drehte sich ihr der Magen um. „Danke, jetzt nicht, Gerda." Sie hielt sich die Hände an die Wangen. Seltsam, ihr war so heiß, obwohl sich die Haut durchaus kühl anfühlte. Kathryn schob die Felldecke zur Seite und erhob sich aus dem Bett. Sie stand nicht ganz sicher auf den Beinen.
    „Was ist nur mit mir?" Sie legte sich die Hand auf die Stirn.
    „Mein Magen protestiert immer, gleichgültig ob ich etwas esse oder nicht. Ich bin ständig müde, gleichgültig wie lange ich schlafe. Außer mir ist hier doch niemand siech geworden", klag-te sie. „Was ist das denn nur für eine Krankheit?"
    Gerdas Lächeln verschwand. „Vergebt mir meine Kühnheit, Herrin, indessen .. . Ihr wißt doch sicherlich, daß dieses nicht so sehr eine Krankheit ist als vielmehr . . . " Sie errötete heftig, weil Kathryn sie so ahnungslos anschaute. „Seit Ihr hier seid, habt Ihr doch nur ein einziges Mal Eure Regel gehabt, nicht wahr?"
    „So ist es." Kathryn schwindelte es ein wenig. „Doch was hat das zu tun mit. . . " Sie sprach nicht weiter. Das Mädchen hatte recht; ihre letzte Regel lag schon beinahe drei Monate zurück.
    Bei dem ganzen Tumult, der neuerdings ihr Leben bestimmte, hatte sie kaum je darüber nachgedacht. Jetzt freilich kam ihr ein fürchterlicher Gedanke. „Nein", flüsterte sie entsetzt.
    „Nein . . . " Ihr Herz pochte schmerzhaft, und schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen.
    „Herrin, ich vermute, Ihr seid schwanger." Kathryn sank zu Boden.

13. KAPITEL
    Die Situation war restlos verfahren.
    Seit langem schon hatte Sir Hugh Bainbridge erkannt, daß er und Lady Elizabeth sich in einer Sackgasse befanden, in der es weder vorwärts noch rückwärts ging. Zwar flüchtete Elizabeth nicht vor ihm, doch ihre Vorbehalte kamen einem Festungswall gleich.
    O ja, man diskutierte, unterhielt sich, plauderte und lachte miteinander, doch bewußt oder unbewußt hatte sie eine Grenz-linie um sich gezogen, die Hugh nicht zu überschreiten wagte, weil er befürchtete, dann alles zu verlieren, was er bisher erreicht hatte, so wenig es auch war.
    Von jener Nacht, in der er sie getröstet und in den Armen gehalten hatte, sprach sie nicht mehr, doch gerade diese Nacht stand wie eine hohe Mauer zwischen ihnen. Als Hugh dieses Thema einmal behutsam zur Sprache bringen wollte, war Elizabeth in Tränen ausgebrochen und davongelaufen. So kann es auf keinen Fall weitergehen, fand er.
    Ihm fiel nur eine einzige Lösung des Problems ein, und er betete darum, daß es die richtige war. Zu verlieren hatte er ja nichts, denn sein Herz gehörte Elizabeth ja schon.
    Eines schönen Nachmittags besuchte er sie im Frauengemach, wo sie mit ihrer Näharbeit saß. „Wenn es Euch beliebt", sagte er freundlich, „dann könnten wir vielleicht ein wenig au-
    ßerhalb der Burgmauern Spazierengehen, solange es noch sonnig und warm ist."
    Fast hätte Elizabeth entgegnet, es beliebe ihr nicht. Einerseits sehnte sie sich zwar danach, mit ihm allein zu sein, andererseits jedoch hatte sie Angst vor dem, was dann geschehen könnte. Sir Hugh war zwar stets liebenswürdig, und man konnte sich gut mit ihm unterhalten, nur schaute er sie manchmal so durchdringend an, daß sie meinte, er blickte ihr direkt bis in die Seele.
    Sie deutete auf die Näharbeit in ihren Händen. „Ein andermal vielleicht. . . "
    Er nahm ihr den Stoff aus den Fingern und legte ihn zur Seite.
    Zu ihrem Entsetzen schloß er seine Hände um ihre und zog Elizabeth vom Stuhl hoch. „Ihr tut mir einen solchen Tort an! Habt Mitleid mit meiner armen Seele und gewährt mir eine Bitte", sagte er lächelnd.
    Ich habe mich furchtbar getäuscht, dachte Elizabeth voller Angst, dieser Mann ist nicht liebenswürdig, sondern äußerst ge-fährlich. Trotzdem blieb ihr der Protest im Hals stecken, und schon führte Hugh sie ins Freie.
    Schweigend gingen sie nebeneinander her und ließen die Ritterburg hinter sich. Die Sonne schien Elizabeth warm ins Gesicht, und der Salzgeruch des Meers lag in der Luft. Gerade hatte sie sich ein wenig entspannt, als ihr auffiel, daß ihr der felsige, gewundene Pfad, auf dem sie

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