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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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entlangwanderten, sehr bekannt vorkam. Richtig, dort hinter der nächsten Anhöhe befand sich die Stelle, wo . .
    Unvermittelt fuhr Elizabeth herum und wollte die Flucht ergreifen. Hugh schlang jedoch sofort den Arm um sie und hielt sie zurück.
    „Laßt mich los!" rief sie. „Hugh, Ihr müßt mich gehen lassen!"
    Er erkannte die Panik in ihren Augen und hätte beinahe in seinem Entschluß geschwankt. Als Elizabeth auch noch mit den Fäusten auf seine Brust einzuschlagen begann, umarmte er sie einfach und hielt sie sanft fest.
    „Wir sind beinahe am Ziel, Elizabeth. Wir können jetzt nicht mehr anhalten."
    „Weshalb tut Ihr das?" schrie sie. „Meine Mutter ist hier gestorben. Das wißt Ihr doch ganz genau, Hugh! Weshalb wollt Ihr mich an diese Stelle bringen? Wie könnt Ihr nur so furchtbar grausam sein?"
    Hugh war es, als hätte ihn ein Schlag mitten ins Herz getroffen. „Glaubt es mir, wenn ich euch sage, daß mich das ebenso schmerzt wie Euch", sagte er aufrichtig. „Elizabeth, Ihr seid ei-ne herzensgute, schöne Frau, die es verdient, im Leben glücklich zu sein. Dies jedoch ist ganz ausgeschlossen, solange Ihr Euch nicht von dieser Erinnerung befreit habt. Das ist etwas, das nur Ihr allein tun könntet, und erst danach werdet Ihr frei sein."
    Er sah, daß sie heftig zu zittern begann. „Daß Ihr als Band mit ansehen mußtet, was man Eurer Mutter angetan hat, war eine grausame Tragödie." Sanft strich er ihr das blonde Haar aus dem Gesicht. „Ihr müßt dieses Grauen hinter Euch lassen, denn sonst wird es Euch für alle Zeiten quälen. Ich will Euch dabei helfen, wenn Ihr es mir nur gestatten möchtet."
    „Wenn Ihr mich dorthin bringt, werde ich wieder Alpträume haben", schluchzte sie. „Ganz bestimmt, Hugh."
    Alpträume? Wenn sie schon träumen muß, dann soll sie mög-lichst angenehm von mir träumen, wünschte sich Hugh. Er legte seine Hand an ihr Gesicht. „Vertraut Ihr mir, Elizabeth?" fragte er sanft.
    „Ich habe Euch vertraut. . . Ich meine, ich vertraue Euch. Es ist nur . . . ach Hugh, müssen wir das denn unbedingt tun?"
    „Euch wird kein Leid geschehen, Elizabeth. Kommt nur mit mir. Ich verspreche Euch, wir bleiben nicht lange. Wir gehen wieder, sobald Ihr es wünscht."
    Elizabeth mangelte es am Willen und an der Kraft, sich ihm zu widersetzen. Als er sie bei der Hand faßte und sie auf dem Pfad noch weiter hinauf führte, klammerte sie sich an ihm fest. Sie hielt den Blick gesenkt. Ihr Herz schlug so laut, daß sie meinte, Hugh müßte es hören.
    Nach einem Stück des Wegs blieb er stehen. Als er ihre Hand losließ und allein weiterging, hätte sie beinahe aufgeschrien.
    Sie mußte ihren ganzen Mut zusammenraffen, um den Kopf zu heben und Hugh nachzublicken. Schon nach zwanzig Schritten blieb er stehen.
    „Elizabeth", bat er ruhig. „Schaut Euch um. Hört auf die Ge-räusche. Und dann sagt mir, ob das, was Ihr hier seht und hört, tatsächlich so furchterregend ist, daß Ihr diesen Platz für alle Zeiten meiden müßt."
    Sie schlang die Arme um sich, als fröre sie. Dennoch tat sie, wie ihr geheißen. Ihr Blick schweifte langsam in die Runde.
    Hoch oben sah sie den tiefblauen Himmel. Nahe dem Klip-penrand befanden sich große, von Farnbüscheln umstandene Felsbrocken. Rauhe Grashalme sprossen aus dem steinigen Boden; der immerwährende Wind hatte sie dicht an die Erde ge-drückt. Er fuhr im einen Moment heulend über die Klippe, und im anderen schwieg er gespenstisch still. Ein lauter Schrei in der Nähe ließ Elizabeth zusammenzucken; es war indessen nur das Kreischen einer Seemöwe.
    Trotz des strahlenden Himmels wirkte die Landschaft düster und karg, und mittendrin stand Hugh. Der Wind blies ihm das rötlichbraune Haar aus der Stirn, und seine Schultern sahen so breit und stark aus, als könnten sie das Gewicht der ganzen Welt tragen.
    Der Schrecken wich aus Elizabeths Gliedern. Sie lächelte sogar ein wenig, doch dann fiel ihr Blick auf den Felsvorsprung an Hughs rechter Seite. Sie erschauderte. „Dort ist es geschehen", flüsterte sie. „Genau dort. O Hugh, es war so grauenvoll... Diese Männer! Sie schlugen meine Mutter, immer und immer wieder. Und dann haben sie ..." Sie sprach nicht weiter, denn Übelkeit stieg in ihr auf.
    Hugh war sofort an ihrer Seite und hielt ihre eiskalte Hand in seiner. „Blutgier", sagte er grimmig. „Dafür gibt es keine Entschuldigung. Diese Männer verdienen es, zur Strafe für ihre Tat in der Hölle zu brennen. Was Ihr habt mit ansehen

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