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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Gefangenen zu lassen. Schert Euch fort.«
    Er wandte sich von Eloise ab, aber sie trat ihm in den Weg und sagte: »Ich weiß, dass nur der Gouverneur Zutritt erhält, aber eben dieser bat mich, den berüchtigten Piraten aufzusuchen.« Sie zog den Schlüsselbund aus der Hosentasche und hielt ihn dem Wächter vors Gesicht. »Seht, Sir Trelawny hat mir sogar seinen Schlüssel gegeben, da er leider verhindert ist, mich zu begleiten. Die Angelegenheit duldet allerdings keinen Aufschub. Ihr müsst wissen, guter Mann, vor ein paar Jahren hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, die Bekanntschaft Flynns zu machen. Damals musste ich so tun, als unterstütze ich seine verbrecherischen Machenschaften, um meinen Hals zu retten. Wir wurden beinahe so etwas wie Freunde, und Flynn ließ mich schließlich frei. Sir Trelawny hofft, dass der Pirat mir sein Vertrauen schenken wird. Ich habe Befehl, in Erfahrung zu bringen, wo sich seine Kumpane aufhalten, damit das gesamte Piratenrest ausgeräuchert werden kann.«
    Eloise hatte die mangelnde Intelligenz des Wärters richtig eingeschätzt. Die Männer, die das Gefängnis bewachten, waren zwar allesamt kräftig und konnten mit Fäusten und auch mit Waffen umgehen, aber ihr Denkvermögen war nichtsehr stark ausgeprägt. Eloises in gewisser Schärfe vorgetragenen Worte und ihr entschlossener Gesichtsaudruck ließen den Wärter zögern. Er winkte seinen drei Kumpanen. Eloise wiederholte ihren Auftrag und fügte hinzu: »Glaubt mir, Ihr guten Männer, ich werde keinen Versuch unternehmen, Euren berühmten Gefangenen zu befreien.« Sie lachte leise und hob für einen Augenblick ihre Hände. »Ihr seht selbst, dass ich von kleiner Statur und geringer Kraft bin und keine Waffen bei mir trage. Ihr hingegen seid nicht nur in der Mehrzahl …«
    Der Wächter, den Eloise als Erstes angesprochen hatte, kratzte sich nachdenklich am Kopf, dann sagte er: »Habt Ihr einen Brief oder so etwas in der Art vom Gouverneur?«
    Auch damit hatte Eloise gerechnet und zog ein dicht beschriebenes Dokument aus der Jackentasche.
    »Selbstverständlich! Hier, lest selbst – Sir Trelawny bittet darin, mich zu Captain Flynn vorzulassen.«
    Der Wärter warf einen flüchtigen Blick auf das Schriftstück, und Eloises Herz klopfte heftig. Nun kam der gefährlichste Moment des Planes, und sie hoffte, sich darin nicht getäuscht zu haben, dass die Wächter des Gefängnisses weder lesen noch schreiben konnten. Sollte das nicht zutreffen, stünde massiver Ärger an, denn auf dem Dokument stand in Kates geradliniger Handschrift das Rezept zur Zubereitung eines Fasanenbratens, das sie für die Frau des Wirtes des
Crazy Sailor
aufgeschrieben hatte. Zwei der anderen Männer warfen einen ebenso flüchtigen Blick auf das Schreiben, dann nickte einer und wandte sich zur Tür.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein. Kommt mit, aber ich muss Euch warnen – ein Gefängnis ist kein angenehmer Aufenthaltsort. Ich werde Euch in Flynns Zelle führen, aberich muss die Tür hinter Euch wieder verschließen. Sicher ist sicher. Wenn Ihr herauswollt, klopft dreimal von innen dagegen.«
    »Bleibt Ihr in der Nähe?«
    Der Wärter meinte, in der Stimme des Besuchers einen bangen Unterton wahrzunehmen, und erwiderte schnell: »Ich bin direkt hier vor der Tür, wenn es Euch beruhigt. Der Gefangene liegt zwar in Ketten, aber bei einem Schurken wie Dark Flynn weiß man nie, was dem einfällt.«
    Eloise nickte, scheinbar zustimmend. Sie hoffte, Flynn würde sich bei ihrem Anblick beherrschen und nicht durch einen Laut der Überraschung, der durch die geschlossene Zellentür zu hören sein könnte, sich und sie verraten.
    Der Schlüssel rasselte im Schloss, und Eloise schob sich durch den engen Spalt, den der Wärter für sie öffnete. Er drückte ihr eine Fackel in die Hand, dann wurde die Tür hinter ihr wieder verschlossen. In der kleinen Zelle war es so gut wie stockdunkel, nur das Licht der Fackel warf einen bizarren Schein auf die feuchten und modrigen Wände. Aus der hinteren Ecke drang ein knurrendes Geräusch an Eloises Ohren.
    »Verschwindet und lasst mich in Ruhe. Ich habe Euch nichts zu sagen.«
    Eloises Herz tat einen freudigen Hüpfer. Flynns Stimme war gewohnt kräftig, aber sie konnte nicht mehr als einen auf dem Boden liegenden Schatten erkennen. Sie machte einen Schritt auf ihn und flüsterte: »Flynn, bitte erschrick nicht. Ich bin es … Eloise.«
    Flynn fuhr hoch und rief: »Lösch die Fackel! Sofort!«
    »Warum, Geliebter? Es ist doch

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