Geliebter Freibeuter
nett von dem Wärter, dass er uns ein Licht gegeben hat.«
Als Eloise sich einen weiteren Schritt näherte, rollte Flynn sich auf den Bauch und stöhnte.
»Bitte, lösch das Licht. Meine Augen …«
Eloise meinte zu verstehen, und außer Liebe durchflutete sie eine Welle von Mitleid, aber auch Zorn. Man hatte ihn bestimmt gefoltert! Ihm Schmerzen zugefügt, wenn nicht sogar Schlimmeres!
»Was ist mit deinen Augen geschehen?«, fragte sie mitfühlend. »Lass mich sehen, ob ich dir helfen kann.« Ein beharrliches Kopfschütteln war die Antwort, und Flynn verbarg sein Gesicht immer noch mit den Händen. »Wir müssen leise sprechen«, fuhr Eloise fort. »Eine Wache sitzt direkt vor der Tür. Möchtest du nicht wissen, wie es mir gelungen ist, zu dir zu kommen?«
»Erst, wenn du die Fackel gelöscht hast. In der Ecke steht ein Wassereimer.«
Eloise verstand den Sinn von Flynns Bitte zwar nicht, aber sie folgte seinem Wunsch. In manchen Dingen war er sehr eigenwillig, aber genau deswegen liebte sie ihn ja. Im Dunkeln tastete sie sich zu Flynn, und er kam ihr entgegen. Endlich schlossen sich seine Arme um ihren zitternden Körper, aber als ihr Mund seine Lippen suchte, schob er sie sanft von sich.
»Nicht, Liebling, ich stinke furchtbar. Das schmutzige Wasser, was sie mir hier geben, ist nicht gerade dazu geeignet, sich nach dem Waschen sauber zu fühlen.«
Eloise presste sich fester gegen ihn und flüsterte lachend: »Kennst du mich so wenig, dass du denkst, ein wenig Schmutz würde mich davon abhalten, dich zu küssen und zu lieb kosen? Ach, Flynn, ich bin so glücklich, dass du am Leben bist, aber die Tage ohne dich waren die Hölle auf Erden. Ich habe dir viel zu erzählen …«
»Später, meine Schöne, später …«
Nun konnte Flynn sich nicht länger beherrschen. Hungrig pressten sich seine Lippen auf ihren Mund. Ihr Geschmack war süßer als der feinste Honig, den er je gekostet hatte. Nachdem er ihre Kappe zu Boden geworfen hatte, fielen ihre Locken bis zu ihren Hüften. Stöhnend vergrub Flynn sein Gesicht in der seidigen Pracht. Ihr Haar duftete intensiver als jede karibische Blüte. Trunken vor Glück ließ er es zu, dass sie sein Hemd öffnete. Als ihre Finger seine Brustwarzen streichelten, richteten diese sich auf, und sein Verlangen steigerte sich ins Unermessliche. Durch die Kleidung spürte Eloise sein Verlangen. Zu gerne hätte sie ihren eigenen Gefühlen nachgegeben, aber sie mussten vorsichtig sein.
»Es ist zu gefährlich, Flynn«, flüsterte sie. »Wenn der Wärter etwas hört oder gar hereinkommt!«
Flynn fiel es unsagbar schwer, Eloise von sich zu schieben, aber sie hatte recht.
»Du hast Kopf und Kragen riskiert, um ins Gefängnis zu hereinzukommen. Sollte man entdecken, dass du eine Frau bist, dann fürchte ich um dein Leben.«
Eloise nickte, rückte ein Stück von ihm ab und steckte ihr Haar wieder unter die Kappe. Mit leisen, raschen Worten berichtete sie Flynn, dass Cubert am Leben war und dass sie überlegten, wie sie ihn aus der Zelle befreien konnten. Während sie sprach, sanken sie auf das Strohlage und Flynn zog Eloise dicht an sich heran. Gegenseitig spendeten sie sich Trost und Wärme.
Ihre Hand wanderte langsam über den Hals zu seinem Gesicht. Bevor Flynn zurückweichen konnte, hatte sie die weiche Haut seines Gesichts unter ihren Fingerspitzen gespürt. Eloise hatte es bereits beim Küssen bemerkt, dass Flynnkeine Maske trug, doch nun umschlossen seine Hände ihre Handgelenke und drückten sie nach unten.
»Nicht, Eloise.«
»Wenn ich dich schon nicht sehen kann, dann möchte ich dich fühlen … riechen … und schmecken …« Eloise seufzte. »Gleichgültig, was dir angetan wurde – habe ich nicht das Recht, dein Gesicht wenigstens zu erfühlen, nach allem, was ich riskiert habe?«
Sie hörte Flynn stöhnen, und es klang so gequält, dass neben Liebe tiefes Mitleid Eloise erfasste. Auf dem Weg ins Gefängnis hatte sie in der Jackentasche ein paar Zündhölzer gefunden, die Morgan darin vergessen haben musste. Eloise stand auf, griff nach den Zündhölzern, und Flynn konnte nicht verhindern, dass sie ein Hölzchen an der Wand entzündete. Eloise drehte sich zu ihm um, und der Schein der Flamme beleuchte sein Gesicht. Ein gurgelndes Geräusch entrang sich ihrer Kehle, und ihre Augen weiteten sich in namenlosem Entsetzen. Bevor die Flamme ihre Finger erreichte, ließ sie das Zündholz fallen und wich mit ausgestreckten Armen vor ihm zurück.
»Eloise, bitte …
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