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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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transportieren?«
    »Ja, was denn sonst?«
    »Eloise, Eloise …« Sie merkte gar nicht, dass er die AnredeLady wegließ. »Ich weiß, Ihr wurdet in Eurem Elternhaus behütet und beschützt erzogen und habt England vor dieser Reise nie verlassen, aber den Ausdruck
Sklaven
werdet Ihr doch schon mal gehört haben, oder etwa nicht?«
    »Natürlich, Ihr haltet mich wohl für dumm!« Eloises Nase kräuselte sich vor Unwillen, und sie zog die Augenbrauen zusammen. »Die Kolonien beschäftigen Sklaven, um die immense Arbeit zu erledigen und …«
    »Beschäftigen?« Scharf fiel Flynn ihr ins Wort. »Das ist wohl der falsche Ausdruck! Wisst Ihr denn auch, woher diese
Arbeitskräfte
stammen? Wie sie in die Kolonien oder nach Jamaika kommen?« Er beobachtete ihre Reaktion und fuhr fort: »Nein, darüber habt Ihr Euch noch nie Gedanken gemacht. Vielleicht wisst Ihr wirklich nicht, dass Schiffe zur Westküste Afrikas segeln, um dort unschuldige Menschen einzufangen. Ja, Ihr habt richtig gehört! Skrupellose Sklavenhändler durchkämmen die Küstengebiete auf der Suche nach frischer Ware – nach menschlicher Ware! Wenn die Schwarzen Widerstand leisten, werden sie erschossen. So einfach ist das, denn Afrika bietet ja genügend Nachschub. Und dann werden die Gefangenen auf die Schiffe verfrachtet – auf englische Schiffe, die als Handelsschiffe getarnt sind, wohlbemerkt! Auf engstem Raum werden sie zusammengepfercht und unter Bedingungen, von denen Ihr Euch selbst in Euren schlimmsten Träumen keine Vorstellung machen könnt, werden die Schwarzen in die Kolonien gebracht. Rund zwei Drittel überleben die Reise nicht, der Rest wird krank, dennoch erzielen die Händler einen hohen, einen sehr hohen Profit mit dieser
Ware
. Der Reichtum der Kolonien ist einzig und allein auf dem Leid, dem Blut und den Schmerzen der geraubten Menschen aus Afrika aufgebaut.«
    Flynn hatte sich derart in Rage geredet, dass seine Halsschlagader heftig pochte. Sprachlos starrte Eloise auf die Maske. Gern hätte sie sein Gesicht gesehen, denn sie spürte, dass Flynn die Wahrheit sagte. Instinktiv wusste sie, dass seine Schilderungen stimmten, und sie begann zu verstehen.
    »Dann kapert Ihr solche … Sklaventransporte und befreit die Menschen? Ihr bringt sie auf Eure Insel und pflegt sie wieder gesund?« Ihre eigenen Worte klangen für Eloise zu unglaublich, aber die Tatsachen schienen es zu beweisen. »Was geschieht mit ihnen, wenn sie wieder zu Kräften gekommen sind?«
    Ein leichtes Lächeln huschte über Flynns Lippen.
    »Die meisten möchten wieder in ihre Heimat zurück, aber das kostet eine Menge Geld, Mylady, ebenso die Nahrung und alles, was die armen Kreaturen hier erhalten. Darum sehe ich mich gezwungen, hin und wieder auch andere Handelsschiffe zu überfallen, um diese Kosten zu decken. Wie zum Beispiel Euer Schiff. Einige der Schwarzen bleiben aber auch hier.«
    »So wie Betty«, stellte Eloise fest.
    Er nickte.
    »Ja, Betty und Mahmadou haben sich entschlossen, für mich zu arbeiten, ebenso wie ein paar Dutzend andere auch, gegen eine angemessene Bezahlung, versteht sich.«
    Eine Frage brannte auf Eloises Zunge.
    »Ihr sagtet, die Sklaven wären für die Kolonien bestimmt. Wie sieht es denn mit Jamaika aus? Ich glaube zu wissen, dass auf den Zuckerrohrplantagen ebenfalls Sklaven beschäftigt … äh … ich meine, gehalten werden.«
    Flynn stieß ein verächtliches Lachen aus.
    »Jamaika ist der derzeit größte Sklavenumschlagplatz inder ganzen Karibik. Die Insel, oder vielmehr die Herren auf der Insel, haben ihren Reichtum einzig und allein der Ausbeutung der Sklaven zu verdanken. Ich kann Euch sagen, Mylady, diese Menschen – Engländer wie Ihr und ich! – sind skrupellos und rücksichtslos, wenn es um Arbeitskräfte geht. Der Schlimmste auf Jamaika ist ein gewisser Morgan …«
    Eloise keuchte.
    »David Morgan?« Schnell schlug sie sich eine Hand vor den Mund, aber Flynn hatte ihre Reaktion bereits richtig gedeutet.
    Hätte Eloise seinen Blick erwidert, hätte sie gesehen, wie sich seine Augen fassungslos weiteten.
    »Morgan ist Euer Verlobter, nicht wahr? Zu ihm seid Ihr unterwegs, ihn werdet Ihr heiraten und Herrin über Hunderte von Sklaven werden. Ich glaube, es interessiert Euch, zu erfahren, dass all diese Menschen hier«, er deutete mit einer Hand auf die Hütte, »einem Transport, der extra von Morgan organisiert und bezahlt worden war, entstammen. Es handelt sich sozusagen um Exklusivsklaven allein für seine Bedürfnisse.«

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