Geliebter Freibeuter
Eloise Gefühle für Dark Flynn, den berüchtigten Piraten der westlichen Meere, hegte, und ihr Vater würde einen Herzanfall erleiden. Würden sie zudem erfahren, dass Kate, der sie ihre einzige Tochter anvertraut hatten, zarte Bande zu einem rauhbeinigen Freibeuter knüpfte … Wenn die ganze Situation nicht so hoffnungslos verfahren wäre, hätte Eloise darüber lachen können.
Eine Woche war seit dem zarten Kuss vergangen. Sieben Tage seit dieser süßen Schwäche und zugleich lodernden Leidenschaft, die Flynns Berührung in ihr ausgelöst hatte. Tage, in denen sie stets seine Lippen auf ihrem Mund und seine Hand an ihrem Körper gespürt hatte. Und zu ihrem eigenen Entsetzen wünschte sie sich eine Wiederholung seines Kusses und noch viel mehr. Dreimal war Eloise seither mit Flynn beim Abendessen zusammengetroffen, aber er hatte sich so verhalten, als wäre nichts geschehen. Er hatte sie weder freundlicher noch unfreundlicher als bisher behandelt, und Eloise hatte es große Willenskraft gekostet, sich ebenso neutral zu geben. Tagsüber half sie nach wie vor in den Hütten, und am heutigen Morgen war ein Schiff mit den ersten Schwarzen in Richtung afrikanischer Küste aufgebrochen. Dark Flynn besaß ein zweites Schiff, was Eloise erst gestern erfahren hatte, einen Schoner, klein und schmal, schnell unter dem Wind und sehr wendig. Flynn hatte das Schiff vor knapp zwei Jahren erbeutet und es auf den Namen
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umgetauft. Welch passender Name für ein Schiff, das die Sklaven in ihre Heimat zurückbrachte. Für die
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waren nur zwanzig Mann Besatzung nötig, so dass im Laderaum genügend Platz für die bedauernswerten Afrikaner blieb, die ihre Heimreise allerdingsunter wesentlich besseren Bedingungen antreten konnten. Natürlich hatte der Schoner auch Kanonen und jede Menge Waffen an Bord, aber der Kommandant und die Mannschaft tarnten sich als englische Händler und waren bei ihren Fahrten bisher unbehelligt geblieben.
Eloise war davon ausgegangen, dass Dark Flynn das Schiff selbst befehligte und damit für einige Wochen Mantana Island verlassen würde. Sie wusste nicht, ob sie sich ärgern oder freuen sollte, als sie erfuhr, dass die
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unter dem Kommando eines gewissen George Howard fuhr, offenbar ein alter Freund Flynns, der sein Quartier auf einer der Nachbarinseln hatte, wo auch das Schiff vor Anker lag.
Dies alles erfuhr Eloise von Kate, die es ihrerseits von Cubert wusste.
»Es wundert mich, dass Cubert dir gegenüber so offenherzig ist.« Eloise sah Kate zweifelnd an. »Denkt er denn nicht daran, dass wir der Marine Hinweise geben könnten und Flynn auf diese Weise aufzuspüren ist?«
»Cubert weiß, dass wir über alles schweigen werden.« Selten hatte Eloise ihre Kinderfrau so ernst erlebt. »Er vertraut mir, und ich werde sein Vertrauen nicht enttäuschen.«
»Und was ist mit mir?«, begehrte Eloise auf. »Erwartest du von mir, dass ich ebenfalls schweige? Dass ich David Morgan nichts von dieser Insel und alldem, was hier geschieht, erzähle? Sofern ich ihn jemals wiedersehen werde …«
Sanft legte Kate einen Arm um Eloises Schultern.
»Das wirst du, meine Liebe, und zwar recht bald. Flynn ist nicht der Teufel, den du in ihm siehst. Gut, er mag ein Pirat sein, der sich an fremdem Eigentum vergreift, aber er macht das, um Menschen zu retten und ihnen zu helfen. Mag er auch gegen geltende Gesetze verstoßen – aus moralischerSicht tut er nichts Unrechtes.« Kate winkte ab, als Eloise sie unterbrechen wollte, und fuhr fort: »Ich weiß, du willst jetzt sagen, dass der Captain skrupellos Menschen ermordet, dies zumindest früher getan hat, und du willst nichts davon hören, dass sich Menschen ändern können. Tatsache ist jedoch, dass Flynn, zumindest seit Cubert bei ihm ist, niemals absichtlich einen Menschen getötet hat. Nur dann, wenn es nötig war, sein eigenes Leben und das Leben seiner Männer zu schützen. Weißt du was, Eloise?« Kate sah ihren Schützling nachdenklich an. »Wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich die Insel nicht mehr verlassen.«
»Kate! Das kannst du nicht machen!«, rief Eloise erschrocken. »Bist du so blind vor Liebe zu diesem Cubert, dass du all deine Moralvorstellungen und ein anständiges Leben über Bord werfen willst?« Eloise packte Kate an den Schultern und schüttelte sie. »Komm zu dir, liebste Kate! Wir sind Opfer einer Entführung … eines Verbrechens, für das es keine Entschuldigung gibt. Ich bete jeden Tag, dass dieser Alptraum bald zu Ende ist
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