Geliebter Freibeuter
Gefängnis ist, versauern.«
»Aber … Flynn … der Captain …«, stammelte Eloise, der es langsam dämmerte, wohin man sie brachte. »Er wird doch von Morgan, Captain Carrick und einer halben Armee gejagt. Sein Schiff …«
»… treibt nordwestlich von Jamaika und wird ohne weiteres erobert werden«, vollendete Cubert den Satz. »Allerdings wird Morgan sehr enttäuscht sein, wenn er feststellt, dass sich niemand an Bord befindet. Wahrscheinlich wird er schnellerkennen, dass er einer Finte auf den Leim gegangen ist, die dazu diente, die Schiffe und die Offiziere aus Kingston herauszulocken.«
»Ein genialer Plan«, rief Kate und klatschte beigeistert in die Hände. »Aber verliert ihr dadurch nicht das Schiff? Es ist doch hoffentlich nicht die
Liberty?
«
Cubert schüttelte den Kopf und drückte beruhigend Kates Hand.
»Keine Sorge, der Captain würde seine
Liberty,
seinen ganzen Stolz, niemals opfern. Nein, es handelt sich um einen einfachen Handelssegler, den wir letzte Woche in unsere Gewalt bringen konnten. Die Mannschaft haben wir mit genügend Lebensmitteln auf einer Insel ausgesetzt und auf dem Schiff eine Nachricht hinterlassen, wo die Besatzung zu finden ist.«
»Der Captain ist genial.« Kate stimmte in Cuberts lautes Gelächter ein.
Fassungslos starrte Eloise von einem zum anderen. Sie schwankte zwischen Empörung über Kates Eigenmächtigkeit, sie von der Plantage zu locken und erneut in die Hände der Piraten zu bringen, und der gespannten Erwartung, Dark Flynn wiederzusehen. Auch wenn sie sich geschworen hatte, den Mann für immer und ewig aus ihrem Gedächtnis zu tilgen – in ihr Herz hatte er sich längst geschlichen und war durch nichts zu bewegen, dieses wieder zu verlassen.
»Oh, Kate, wenn wir das alles hier überstanden habe, werde ich dich entlassen.« Eloise konnte sich nicht verkneifen, diese Worte zu ihrer Zofe zu sagen, aber ihrer Stimme fehlte der nötige Ernst, damit Kate die Drohung ernst nahm. Außerdem legte Cubert sofort einen Arm um Kates Schultern und sagte ruhig: »Das ist nicht nötig, Mylady, denn ich werde Kate, sobald es möglich ist, zu meiner Frau machen.«
16. Kapitel
Sie mussten eine längere Zeit rudern, denn die
Liberty
hatte sich trotz allem nicht näher in den Hafen hineingewagt. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts der schwarze Rumpf des Schiffes vor ihnen auf. Zur Sicherheit waren keine Positionslichter gesetzt worden. Cubert und der andere Mann brachten das Boot längsseits, dann stieß Cubert den Ruf »Heejo… heeja …« aus, der wohl das Zeichen ihrer Ankunft war, denn Eloise hörte Fußgetrampel an Deck, dann wurde eine Strickleiter heruntergeworfen. Cubert half ihr, diese zu erklimmen, und Eloises Hände zitterten so sehr, dass sie kaum das Tau halten konnte. Sie war noch eine Körperlänge von der Reling entfernt, als sich ihr eine kräftige Hand entgegenstreckte und sie die Stimme hörte, die Tag und Nacht in ihrem Kopf und in ihrem Herzen war:
»Willkommen an Bord, liebe Eloise.«
Bereitwillig ließ sie sich von Flynn über die Reling ziehen, dann stand sie dem Captain gegenüber. Obwohl es beinahe stockdunkel war – eine Wolke hatte sich vor den Mond geschoben –, erschien er ihr attraktiver und begehrenswerter als je zuvor. Die Erleichterung, Flynn unversehrt und gesund vor sich zu sehen, entlockte Eloise ein heiseres Schluchzen. Flynn breitete seine Arme aus, und es war völlig normal und natürlich, dass Eloise an seine Brust flog.
»Komm, wir haben lange genug gewartet …«
Eloise kümmerte sich nicht um die Umstehenden, auchnicht um Kate, die bei Cubert gut aufgehoben war. Wie eine Marionette folgte sie Flynn unter Deck in seine Kajüte, in der eine einzelne Kerze brannte. Das Fenster war allerdings mit einem dunklen Tuch verhängt, damit kein Lichtschein nach draußen drang. Als Flynn die Tür hinter sich schloss und den Riegel vorschob, protestierte Eloise nicht. Das, was nun kam, wollte sie ebenso wie er, und nichts auf dieser Welt würde sie daran hindern, endlich ihren Gefühlen freien Lauf lassen zu können.
Stumm breitete Flynn die Arme aus. Eloise taumelte auf ihn zu und barg ihr Gesicht an seiner breiten Brust. Oh, wie gut er roch und wie warm er war! Wie sehr hatte sie sich nach ihm gesehnt, aber dann musste sie an Betty und seine Worte über ihre zwei Welten denken, und sie versteifte sich in seinen Armen.
»Was ist, mein Liebes?« Flynns Stimme war ein zärtliches Schmeicheln, und Eloise musste ihre ganze
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