Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
als zu warten, bis David Morgan aus Kingston zurückkehrte. Dann, so hoffte Eloise, würde sie mehr erfahren.
    Als Dotty das Abendessen brachte, war Morgan noch nicht eingetroffen. Dankbar nahm Eloise das Glas Wein entgegen und leerte es zügig, dann erst bemerkte sie den leicht bitteren Geschmack. Dotty, die ihr Stirnrunzeln sah, sagte mit um Verzeihung bittender Stimme: »Ist Befehl von Master, Missis müssen Medizin nehmen. Ist gut gegen Wundbrand. Missis werden jetzt schlafen.«
    Ich will aber nicht schlafen, sondern auf Morgan warten!,wollte Eloise rufen, doch schon spürte sie, wie ihre Gliedmaßen schwer wurden, und nur wenige Minuten später war sie eingeschlafen.
     
    »Kommt, trinkt noch ein Glas mit mir!« William Trelawny schenkte zwei Gläser Rum ein und drückte Morgan eines in die Hand. »Wir haben allen Grund, auf unseren Erfolg anzustoßen.«
    Auf
meinen
Erfolg, sollte es wohl heißen, dachte Morgan, zwang sich jedoch zu einem freundlichen Lächeln und prostete dem Gouverneur zu.
    Zu fünft saßen sie in der Bibliothek des Gouverneurpalastes. Außer ihnen beiden gehörten noch Captain Carrick, Richter Oliver Therhorn und der vermögende Kaufmann James Hatton zu dem Kreis, der auf die Vernichtung des berüchtigtsten Piraten des letzten Jahrzehnts anstieß. Morgan ließ sich nichts anmerken, aber er saß wie auf glühenden Kohlen. Vor über einer Woche war es der Marine gelungen, die
Liberty
zu versenken und den Großteil der Mannschaft entweder zu töten oder in ihre Gewalt zu bringen, und jetzt ging einfach nichts mehr voran. Im Gegenteil, Trelawny verfolgte ganz andere Pläne, als Morgan im Sinn hatte, und der Gouverneur hatte die Unterstützung des Richters. Wenigstens hatte Trelawny ihr letztes Streitgespräch nicht mehr erwähnt und Morgan, statt ihn für seinen Alleingang bei der Gefangennahme Flynns erneut zu tadeln, vor versammelter Mannschaft gelobt. Offenbar waren für den Gouverneur die Differenzen, die zwischen ihnen aufgetreten waren, beseitigt, und Trelawny behandelte Morgan beinahe wie einen guten Freund. Trotzdem konnte sich Morgan nicht enthalten zu sagen: »Ich verstehe nicht, warum wir in diesem Fall auf den Befehl des Königswarten müssen. Ihr, Sir Trelawny, und Ihr, Mister Therhorn, tragt die Verantwortung für alles, was Jamaika betrifft, und seid für Recht und Ordnung zuständig. Es steht doch in Eurer Macht, diesem Piraten den Prozess zu machen und ihn so schnell wie möglich aufzuknüpfen. Je länger wir warten, desto größer wird die Gefahr eines Ausbruchs oder einer Befreiung. Ich bin sicher, es gibt noch mehr von diesem Piratenpack. Alle haben wir leider nicht töten oder verhaften können.«
    Der Gouverneur musterte Morgan ungeduldig und mit gerunzelter Stirn. Als er sprach, klang seine Stimme jedoch ruhig und wohlwollend.
    »Ich verstehe Eure Gefühle, was Dark Flynn angeht, mein lieber Sir David. Er hat nicht nur zweimal Eure Braut entführt und der armen Lady Gilbert wer weiß was angetan, nein, nun wurde sie sogar so schwer verletzt, dass tagelang um ihr Leben zu fürchten war. Trotzdem ist der Freibeuter Dark Flynn, oder wie immer sein richtiger Name lauten mag, ein derart brisanter Fall, dass wir nicht allein über ihn entscheiden können. Möglicherweise fordert die Krone seine Auslieferung nach England, deshalb müssen wir eine Antwort aus London abwarten.«
    »Aber das kann Wochen, wenn nicht Monate dauern!« Morgan stand ruckartig auf, so dass sein Stuhl polternd umfiel. »Ich gebe erneut zu bedenken, dass man ihn so schnell wie möglich hinrichten muss, bevor jemand versucht, ihn zu befreien.«
    Der Richter klatschte sich lachend auf die Schenkel und rief: »Mein lieber Sir Morgan, glaubt mir, es ist unmöglich, aus dem Gefängnis in Kingston auszubrechen. Ich bin der Meinung, selbst das Newgate-Gefängnis in London ist nicht besser gesichert als das unsere.«
    »Da stimme ich dem ehrenwerten Richter zu.« Captain Carrick räusperte sich und erhob sich ebenfalls. Mit einer Verbeugung in Richtung des Gouverneurs begab er sich zur Tür. »Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen wollt, Sir? Mein Schiff läuft in den frühen Morgenstunden mit der ersten Flut aus. Sobald ich in London angekommen bin, werde ich mich persönlich um eine Audienz bei König George bemühen und ihm Euer Schreiben übergeben, Sir Trelawny. Sobald der entsprechende Befehl vorliegt, was mit dem Piraten geschehen soll, mache ich mich wieder auf den Rückweg. Wenn das Wetter uns wohlgesinnt

Weitere Kostenlose Bücher