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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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und dann kam Fieber. Aber nun seien Missis nicht mehr heiß, und Medizinmann meinen, Missis werden wieder ganz gesund. Braucht nur Zeit. Und gegen Narbe auf Schulter, da haben ich gute Salbe. Vielleicht man wird nichts mehr sehen.«
    An Eloises Ohren rauschten Dottys Worte wie ein Wasserfall vorbei. Es fiel ihr noch immer schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, aber sie kombinierte, dass David Morgan nicht wusste, dass sie freiwillig zu Flynn gegangen war, denn sonst hätte er sie wohl kaum auf seine Plantage, sondern gleich ins Gefängnis gebracht. Allerdings – Morgans Plantage war mehr oder weniger ein Gefängnis, und sie war zu schwach, um an Flucht zu denken. Eloise versuchte, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, als sie ruhig fragte: »Wo ist Sir Morgan? Hat er mich in sein Haus gebracht?«
    Ein weiteres Nicken von Dotty.
    »Master sein sehr besorgt. War sehr oft an Bett von Missis. Master musste nach Kingston, will heute Abend wieder hier sein.«
    Eloises Hals war vollkommen ausgedörrt, und sie musste mehrmals schlucken, bevor sie mühsam die nächsten Worte herausbrachte.
    »Dotty, weißt du, was mit den Piraten geschehen ist? Hat man sie … gefangen … oder gar getötet?« Eloise hoffte, die Sklavin würde ihr angstvolles Zögern nicht bemerken.
    Dotty zuckte mit den Schultern.
    »Weiß nichts Genaues, Missis, aber Master sein zufrieden. Er sagen, dass Piraten jetzt erledigt sind. Andere Schwarze auf Plantage sagen, alle Piraten sein tot.«
    Eloises Herz schlug laut, und sie befürchtete, Dotty würdees hören. Solange sie nicht wusste, was wirklich geschehen war und ob Morgan Kenntnis davon hatte, welche Rolle sie dabei gespielt hatte, musste sie so tun, als wäre sie von Dark Flynn erneut entführt worden. Aber eines musste sie unbedingt noch wissen, und diese Frage war unverfänglich.
    »Dotty, hör zu, du erinnerst dich doch an Kate, meine Zofe, nicht wahr? Ich sah, wie sie über Bord ging. Weißt du, ob man sie gefunden hat? Konnte man sie retten?«
    Dottys ohnehin schwarze Knopfaugen schienen sich noch mehr zu verdunkeln, als sie leise sagte: »Master sagen, Zofe ist tot.«
    Eloises Mundwinkel zuckten, gleich würde sie zu weinen anfangen, daher sagte sie harscher, als es sonst ihre Art war: »Dann geh jetzt und bring mir etwas zu essen. Ich habe großen Hunger.«
    Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, denn Eloises Magen war wie zugeschnürt, aber sie musste allein sein. Kaum hatte Dotty die Tür hinter sich geschlossen, rannen heiße Tränen über Eloises Wangen. Sie weinte lautlos, und der Schmerz darüber, dass sie Kate niemals wiedersehen würde, niemals wieder ihre Stimme hören und niemals wieder die tröstende Berührung ihrer Hand spüren würde, ließ den Schmerz ihrer Verwundung als unwichtig erscheinen. Eloise weigerte sich, an Dark Flynn zu denken. Nein, er war nicht tot! Er konnte, er durfte nicht tot sein! Flynn war immer wieder in brenzlige Situationen und harte Kämpfe geraten und diesen stets unversehrt entronnen. Er hatte es auch dieses Mal geschafft und war in Sicherheit. Etwas anderes wollte und konnte Eloise sich nicht vorstellen.
    Dotty brachte ihr warme Hühnersuppe, Brot und Ziegenkäse. Obwohl Eloise keinen Hunger verspürte und sie sich zujedem Bissen zwingen musste, aß sie alles auf, denn sie wollte so schnell wie möglich zu Kräften kommen. Wieder allein, zog sie sich am Bettpfosten hoch, wartete ein paar Minuten, bis der Fußboden nicht mehr schwankte, dann tastete sie sich vorsichtig zur Frisierkommode. Als sie ihr Spiegelbild erblickte, erschrak sie. Ihr Teint war bleich, die Wangen eingefallen, und ihre Augen lagen in tiefen Höhlen. Vorsichtig schob sie das Nachthemd über der rechten Schulter zur Seite. Ein dicker Verband kam zum Vorschein, den Eloise jedoch nicht entfernte. Sie wollte die Wunde nicht sehen, ihr war gleichgültig, ob eine entstellende Narbe zurückbleiben würde. Der einzige Mann, für den sie schön sein wollte, würde sie auch mit Narben lieben – war sein Körper doch von ebensolchen übersät, und sie liebte jede einzelne seiner Blessuren. Erneut bildete sich ein Kloß in ihrem Hals, als sie an Flynns nackte, braune Haut dachte und wie sie sich nur wenige Stunden vor dem Angriff noch zärtlich geliebt hatten.
    Eloise versuchte, ein paar Schritte zu gehen, musste aber schließlich einsehen, dass sie noch zu schwach war. Erschöpft und mit Schweißperlen auf der Stirn sank sie zurück ins Bett. Es blieb ihr nichts anderes übrig,

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