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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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und half Eloise, sich zu entkleiden, dann zog auch sie ihr nasses Kleid aus. Sie wickelten sich beide in Wolldecken und hofften, das Unwetter bald hinter sich zu lassen.
     
    Sie hörten die Schreie, bevor sie die anderen Schiffe sahen.
    »Segel voraus!«
    »Achtung, es sind drei oder vier Schiffe!«
    »Das gibt es doch nicht! Die greifen trotz des Sturmes an!«
    Eloise eilte zum Bullauge. Durch die Regenfront erkannte sie am Horizont mehrere Segel, die zweifelsohne auf sie zuhielten. Sofort waren die gewohnten Geräusche zu hören, als die Kanonen an Deck für den Angriff vorbereitet wurden. Hatte der Sturm Eloise nicht sehr beunruhigt, so musste sie jetzt das Gefühl von Panik unterdrücken. Die
Liberty
hatte alle Segel eingeholt. Wie konnte es sein, dass die fremden Schiffe in voller Takelage fuhren, ohne dass ihre Segel vom Wind zerfetzt wurden?
    Der erste Kanonenschuss kam so unerwartet, dass Eloise bei dem Knall vor Schreck rücklings in die Koje fiel. Kate presste beide Hände vor den Mund, auch in ihren Augen stand Angst.
    »Wir müssen hoch! Schnell, hilf mir, mich anzuziehen!«
    Kate schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, dem Captain und Cubert wäre es lieber, wenn wir unter Deck bleiben. Wir können oben nichts ausrichten und stehen nur im Weg.«
    »Ich
muss
zu Flynn!« Flehend sah Eloise ihre Vertraute an. »Ich muss wissen, ob es ihm gutgeht!«
    Nun folgte Kanonenschuss auf Kanonenschuss, die
Liberty
erzitterte und geriet mehrmals heftig ins Schwanken, was nicht allein vom Sturm und dem Wellengang herrührte. In ihren klammen Kleidern stolperten Eloise und Kate nach oben. Das Deck war voller Rauch, und sie konnten kaum etwas erkennen. Sich an allem Möglichen festhaltend, kämpfte Eloise sich zum Ruder durch, und endlich sah sie Flynn. Die Lippen fest zusammengepresst, die Beine gespreizt, um auf den schwankenden Planken den Halt nicht zu verlieren, hielt er in beiden Händen je eine Pistole. Obwohl die Situation gefährlich und alles andere als romantisch war, wurde Eloise bei seinem Anblick von einer Welle der Zärtlichkeit überflutet. Dark Flynn war der Inbegriff eines Piratenkapitäns – bereit, sein Schiff, sein Leben und das seiner Männer bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen! Eloise war unendlich stolz auf ihn und zweifelte keinen Moment daran, dass er als Sieger aus dem Kampf hervorgehen würde.
    Als Flynn Eloise erkannte, verkrampfte sich sein Körper, und er rief: »Verschwinde! Schnell, unter Deck!«
    Beharrlich kämpfte Eloise sich weiter zu ihm durch.
    »Was sind das für Schiffe? Warum segeln sie bei diesem Wetter und beschießen uns?«, rief sie, als sie nahe genug an Flynn herangekommen war.
    »Ha, es handelt sich um Kriegsschiffe.« Flynn lachte bitter. »Keine Ahnung, warum ihre Segel nicht zerfetzt werden, aber sie nehmen uns auf jeden Fall ganz schön in die Zange. Darum will ich, dass du sofort in die Kajüte gehst und dort bleibst, bis alles vorbei ist.«
    Eloise konnte nicht mehr antworten, denn eine Kugel traf den Rumpf der
Liberty
in Höhe des Laderaums.
    »Feuer!«, hallte der Schrei durch das Getöse übers Deck.
    »Verdammt!« Mit einem Satz sprang Flynn auf das Unterdeck, auf dem binnen weniger Augenblicke alles in dichten, schwarzen Rauch gehüllt war.
    Wieder feuerten die Feinde eine Breitseite ab, und die nächste Kugel riss ein Stück des Hecks mit sich, dann schrie ein Mann: »Leck am Heck!«
    Zitternd kauerte Eloise, den Rücken an einen Mast gepresst, auf dem Boden. Sie war unfähig, sich zu bewegen, und unendlich erleichtert, als Kate plötzlich neben ihr auftauchte.
    »Mein Gott, hilf uns! Wir sind getroffen!« Betend faltete sie die Hände und kauerte neben Eloise.
    »Wo ist Cubert?«, brüllte Eloise durch den Lärm, aber Kate schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Nun knallten die ersten Musketen- und Pistolenschüsse, und Eloise sah, dass zwei Schiffe längsseits gekommen waren. Die
Liberty
begann, sich zur Seite zu neigen, dann traf eine Kugel den Fockmast, der splitternd auf das Deck fiel. Instinktiv riss Eloise die Arme hoch, um ihren Kopf zu schützen. Hilflos musste sie mit ansehen, wie ein Holzsparren Kate am Kopf traf. Die Vertraute wurde zu Boden gerissen, und da sich das Schiff immer stärker zur Seite neigte, rollte Kate in Richtung der Reling.
    »Kate!« Auf allen vieren kroch Eloise ihr nach, versuchte, einen Fuß von ihr zu greifen und Kate festzuhalten, aber da erschütterte ein neuer Treffer das Deck. Um Eloise herum schien alles zu

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