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Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Titel: Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Ganzwohl
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Frauenzeitschriften nicht ernst nehmen: Ich lese ziemlich viele Bücher und spreche mit ziemlich vielen Experten, bevor ich mich an einen Artikel setze oder ein Dossier entwerfe. Daher wusste ich sehr genau, dass Claus’ Verhalten und seine Gefühle zu diesem Zeitpunkt keineswegs sonderbar, sondern vielmehr typisch waren. Je mehr sich der Partner in diesem Zeitraum von uns abwendet, desto intensiver werden unsere Gefühle für ihn. Der oder die Ex werden zum Mittelpunkt allen Denkens und Handelns. Mit verantwortlich dafür ist übrigens der Botenstoff Dopamin in unserem Körper, der in dieser ersten Phase auf Hochtouren arbeitet und bewirkt, dass Verlassene mit Gefühlen für den anderen geradezu überflutet werden; später sinkt der Dopamin-Wert dann allerdings in den Keller, was Depressionen zur Folge haben kann. Ich erinnere mich noch gut daran, dass einer der befragten Experten in meinem Liebeskummer-Sonderheft warnte: »Liebeskummer sollte man nicht unterschätzen. Ein gebrochenes Herz kann geistig und körperlich krank machen. Und fünfundvierzig Prozent der Betroffenen werden von ernst zu nehmenden Selbstmordgedanken gequält.«
    Einige Psychologen behaupten sogar, ein Mensch mit Liebeskummer sei wie ein Drogensüchtiger auf Entzug – im Gehirn lassen sich die gleichen Aktivitätsmuster nachweisen. Das Wort »liebeskrank« trifft den Zustand also ziemlich genau. Daher helfen bei Liebeskummer ähnliche Maßnahmen wie bei Drogensucht – zumindest langfristig: Alle Bindungen zum früheren Partner müssen konsequent abgebrochen werden, denn der Expartner ist ja sozusagen die Droge, von der man loskommen möchte. Bilder und Geschenke wegpacken, Orte meiden, die Erinnerungen wecken, rausgehen, Ablenkung – so lauten die nicht gerade originellen, aber offenbar sinnvollen Psychologen-Ratschläge.
    Claus versuchte das, doch eher halbherzig und zwar auch deshalb, weil Elke ihm immer wieder Hoffnungen machte oder sich zumindest aus seiner Sicht so verhielt, als gäbe es noch eine Chance für ihn und für sie beide als Paar. Die beiden begannen sogar mit einer Paartherapie, obwohl Elke schon ausgezogen und mit dem neuen Mann zusammen war, was sie aber auch in der Therapie verschwieg.
    Elkes unentschlossenes Verhalten, das Hin und Her würde sich später sogar aufs Urteil auswirken. Doch ich kann ihr daraus keinen Vorwurf machen – ich kenne das von vielen Freundinnen und auch von mir selbst: Man zögert die endgültige Entscheidung bei einer Trennung bewusst oder unbewusst hinaus, schreckt vor der Endgültigkeit zurück und auch davor, den Expartner derart zu verletzen. Und, wie ich ehrlicherweise zugeben muss, genießt es auch ein wenig, so umschwärmt, gebraucht und geradezu angebetet zu werden.
    »Wir haben uns alle drei, vier Tage gesehen, sind spazieren gegangen, haben geredet und uns ziemlich gut verstanden; manchmal haben wir sogar Händchen gehalten. Egal, was meine Freunde auch sagten, für mich war da noch nicht alles verloren. Das redete ich mir pausenlos ein.«
    Claus lebte für diese kurzen Treffen mit Elke, dazwischen verkroch er sich in der Wohnung, die er früher mit ihr geteilt hatte, betrank sich, grübelte und litt. Allein zu Hause, überfielen ihn immer wieder Zweifel: Täuschte er sich und machte sich falsche Hoffnungen? Hatten seine Freunde doch recht mit ihrer Einschätzung, dass es keinen Sinn mehr habe, sich an diese Beziehung zu klammern?
    Auf Anraten seiner inzwischen ziemlich hilflosen und sicher auch ziemlich genervten Freunde versuchte Claus sogar, sich Hilfe bei einer Therapeutin zu holen – nie hätte er sich bis dahin vorstellen können, so etwas zu tun. Für ihn war das wie für viele Männer »Psychokacke für Weich eier«. Doch er wusste sich nicht mehr anders zu helfen und war bereit, alles auszuprobieren.
    »Die Therapeutin guckte mich an und sagte: ›Na, also, Sie sehen doch ganz gut aus – was wollen Sie denn?‹«, erzählte er mir.
    Noch heute ist er empört über die mangelnde Menschenkenntnis dieser Psychologin:
    »Ich war zu diesem Zeitpunkt, am Ende des Sommers, braun gebrannt – du weißt ja, wie schnell ich braun werde, vor allem beim Laufen geht das fix. Und außerdem kam ich ja gerade von Kreta zurück. Aber unter diese Bräune war ich komplett am Ende! Ich meine, die kann mich doch nicht nach nur einem Blick und ein paar Sätzen einfach so einschätzen und in eine Schublade stecken. Das ist doch verantwortungslos!«
    Anders als jetzt, nach jahrelangen

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