Geliebter Normanne
erklären kann. Ihr werdet sehen, dass ich Euch niemals untreu geworden bin und es auch niemals werde.«
König William zögerte. Mit gerunzelter Stirn musterte er skeptisch Bosgard, dann wandte er sich an die Wachen. »Lasst uns allein.«
»Aber Sire … der Mann steht im Verdacht, ein Verräter zu sein«, wandte einer der Männer ein, doch William hob die Hand.
»Ich sagte, ich möchte allein mit ihm sprechen. Ihr könnt vor dem Zelt warten, ich werde euch rufen, wenn es nötig ist, was ich jedoch nicht glaube. Mein alter Freund Bosgard wird mir nichts antun.« Den letzten Satz hatte der König mit einem Augenzwinkern gesagt, und Bosgard atmete erleichtert auf. Offenbar waren Williams freundschaftliche Gefühle für ihn noch nicht restlos erloschen.
Bis weit in die Nacht hinein berichtete Bosgard von den Ereignissen der letzten Monate. Er erzählte von Ralph Clemency, wie er versucht hatte, ihn mit einem gefälschten Dokument des Königs aus Penderroc Castle fortzulocken, um ihn zu töten, und er erzählte von Hayla – der Frau, die er als einfache Magd kennen- und lieben gelernt hatte und die ein Mündel von Harold Godwinson gewesen war.
»Ihr müsst mir glauben, Sire, Hayla wusste nicht, dass sie eine uneheliche Tochter des früheren Königs sein soll.« Bittend sah Bosgard den König an. »Ihre adlige Abstammung verschwieg sie einzig und allein deshalb, weil sie sich mit der normannischen Herrschaft arrangiert hatte. Für Hayla ist die Vergangenheit unwichtig, sie ist eine Frau, die stets nach vorn schaut.«
Nachdem Bosgard geendet hatte, starrte der König einige Zeit schweigend auf einen imaginären Punkt irgendwo hinter Bosgard.
»Schenkt mir Wein nach, Bosgard«, war das Erste, was er sagte, und er blickte Bosgard erst an, nachdem er den Becher geleert hatte. »Aus jedem Eurer Worte höre ich, dass Ihr dieser Frau regelrecht verfallen seid, was mich in Sorge versetzt. Nein, unterbrecht mich nicht, lasst mich ausreden. Mir wurde zugetragen, dass dieses Mädchen mit den dunklen Mächten im Bunde steht und Euch verhext hat. Sie hat Eure Nähe nur gesucht, um Euch als williges Werkzeug im Kampf gegen mich zu verwenden.«
»Das entspricht nicht der Wahrheit!« Erregt fuhr Bosgard hoch. »Wenn Ihr Hayla kennen würdet, dann würdet Ihr feststellen, dass es in diesem Land kaum einen ehrlicheren Menschen als sie gibt. Wer hat Euch solche Lügen erzählt? Ha, ich weiß schon – natürlich Ralph Clemency und wahrscheinlich auch Constance Aubrey.«
Als Bosgard Constance erwähnte, trat ein gefährliches Funkeln in Williams Augen. »Gut, dass Ihr Lady Aubrey erwähnt, Bosgard«, sagte der König mit gefährlich leiser und kalter Stimme. »Ich erinnere mich, Euch den Befehl erteilt zu haben, Lady Constance zu Eurer Frau zu machen. Wie ich sehe, habt Ihr meinen Wunsch missachtet, obwohl ich Euch entsprechende Folgen angedroht habe.«
Bosgard versuchte, ruhig zu atmen, denn mit einem Wutausbruch würde er die wohlwollende Stimmung, in der sich der König befand, zerstören. »Bei allem Respekt, Sire, aber ich verstehe nicht, warum Ihr ausgerechnet mich als Ehemann für Lady Constance erwählt habt. Wie Ihr wisst, habe ich der Dame nie mehr als freundliche Aufmerksamkeit gezollt. Es gibt am Hof wohl Dutzende von Männern, die über diese Ehre erfreut wären.«
»Aber Euer Besitz ist in Cornwall«, entfuhr es dem König ungewollt, und Bosgard begann zu verstehen. Plötzlich ergab alles einen Sinn.
»Und damit weit fort von London, so dass Constance Aubrey aus Eurer Sicht ist«, vollendete er die Gedanken Williams. Offen und ehrlich blickte er dem König in die Augen. »Ihr wisst, ich würde jederzeit alles für Euch und dieses Land tun, aber ich werde nicht eine Frau heiraten, für die ich nicht tiefe Gefühle empfinde und der ich keinerlei Zeichen meiner Zuneigung gegeben habe. Verzeiht mir meine Offenheit, mein König, aber Constance Aubrey ist mir zutiefst zuwider. Zudem muss ich annehmen, dass sie sich mit Ralph Clemency zusammengetan hat. Gemeinsam planten sie meine Ermordung. Dies alles sind gute Gründe, Constance nicht zu heiraten – von der
Kleinigkeit
abgesehen, dass sie das Kind eines anderen Mannes unter ihrem Herzen trägt, für das sie wohl händeringend einen ehrbaren Vater sucht. Bei allem Respekt und auch aller Freundschaft, die ich für Euch empfinde, Sire – das kann ich nicht tun.«
»Das sind ungeheuerliche Behauptungen, Sir.« König William stand auf, und Bosgard bemerkte, dass er
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