Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
und schoss ihm durch den Kopf. Leutnant Jack sah entsetzt zu, wie Mallorys Blut auf sein blütenweißes Hemd spritzte.
Dann glitt er weiter in der Zeit zurück, zwei Jahre, auf ein kleines Boot in der Nordsee, während eisiger Wind seinen Rücken peitschte. Ein anderer Pirat saß vor ihm, prahlte damit, dass er dem Leben von James’ Bruder ein Ende gesetzt hatte. James spürte erneut den schlanken Hals zwischen seinen Händen, hörte das hässliche Knacken der Knochen. Er erinnerte sich, wie seine Muskeln hervorgetreten waren, als er die Leiche in die wartende See geschleudert hatte. Sein ehemaliger Freund, Grayson Finley, der zum Feind geworden war, hatte zugesehen und mit seinem Schweigen James’ Handlung verurteilt.
Oh ja, Captain, ich weiß alles über Vergeltung.
Siebenundvierzig. Achtundvierzig.
Der Schmerz brannte auf seinem Rücken, vom Hals bis zum Gesäß. Seine Knie wurden weich, aber er wollte verdammt sein, wenn er vor seinen Peinigern zu Boden ging.
»Hast du genug, Junge?«
In seinen verschwimmenden Erinnerungen sah er sich als junger, schlanker James Ardmore in der Ecke der Kapitänskajüte hocken. Seine grünen Augen waren feucht vor Wut und Furcht, und er hatte nur eine schmutzige Hose am Leib. Der Kapitän des Piratenschiffes, dessen Muskeln in Strängen an seinem nackten Körper hervortraten, kam auf ihn zu und umklammerte die neunschwänzige Katze mit einer Faust, an der die Knöchel weiß hervortraten.
»Du musst dir deine Narben verdienen, mein Junge. Ich will überall auf deiner hübschen weißen Haut Striemen sehen.«
James versuchte, mit den Armen die Schläge abzuwehren, aber sie prasselten auf ihn herunter, Hieb um Hieb, jeder einzelne wie Feuer brennend. Sein Rücken war eine blutige Masse und schmerzte höllisch. Er schrie und hatte plötzlich ein Leinentuch im Mund.
Die Augen des Piraten glühten. »Der Schmerz macht einen Mann aus dir, mein Junge. Es wird dir gefallen.« Er griff nach dem Bund von James’ Hose.
James zuckte zurück, voller Hass und Todesangst. Bis zu seiner Gefangennahme kannte James nur einen höflichen Umgangston. Er hatte natürlich gelernt zu boxen und sich zu duellieren, aber so etwas wie diesen ekelhaften, perversen Mann hatte er noch nie erlebt. Und er hatte vor, James in jeder Hinsicht zu seinem Sklaven zu machen.
Der Kapitän verzog lüstern den Mund. »Komm her, Yankee-Bürschchen.«
Wut flammte in ihm hoch, riss ihn auf die Füße, und er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Die Peitschenhiebe schmerzten und brannten, aber diese ignorante Beleidigung verlieh ihm Kraft. »Ich bin kein verdammter Yankee!«, schrie er. Die Worte, im singenden Südstaaten-Dialekt gerufen, hallten durch die Kabine. Er schlug zu, und der Kapitän stürzte zu Boden.
Viele Hiebe von zahllosen Händen unterwarfen ihn schließlich, und James sah von außen zu, wie sie den stolzen Jungen in einen Käfig sperrten, der ursprünglich für exotische Tiere gedacht war. Er blutete aus dem Mund und aus mehreren Wunden am Körper, und ein Auge war zugeschwollen. Der Kapitän befahl knurrend, dass James hungern würde, bis er Gehorsam gelernt hätte.
Es wurde dunkel, und James konnte nichts mehr sehen. Dann hörte er eine Stimme, die mit dem unverkennbaren englischen Oberklassetonfall sprach und von spöttischem Humor nur so troff. Ein blonder junger Mann mit dunkelblauen Augen und muskulösen Armen hatte die Hände um die Gitterstäbe des Käfigs gelegt und spähte hinein. Er blinzelte James zu und grinste mit ansteckender Fröhlichkeit. »Was zum Teufel machst du denn hier drin?« Später, als die Piraten schliefen und es ruhig auf dem Schiff wurde, schmuggelte der blonde Bursche James etwas zu essen in den Käfig.
Hass. Er hatte noch nie so viel Hass empfunden. Dieses Gefühl hatte ihn später durch sein Leben begleitet. James sah dasselbe grinsende Gesicht zwischen seinen Händen, kurz nachdem er beobachtet hatte, wie Grayson Finley seinen sonnengebräunten Arm um die Taille der Frau schlang, die er liebte. »Dafür bringe ich dich um, Finley!«
Er sah Saras erschrockenes Gesicht neben ihm, ihre mandelförmigen Augen, ihr wunderschönes schwarzes Haar. Sie wirkte überrascht, aber nicht verschämt. Sie kehrte ihm einfach den Rücken zu und ging weg. Die Frau, die er geliebt hatte.
»Das war keine Liebe«, sagte Diana Worthings Stimme klar und deutlich. »Das war Vernarrtheit.«
Sie funkelte ihn mit ihren graublauen Augen an, wie üblich wütend auf ihn.
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