Geliebter Schuft
hätte es getan. Stattdessen hatte sie sich entschieden, es ihm auf diese Weise heimzuzahlen ... ihn dem Spott und der Verachtung seiner Freunde und Kollegen preiszugeben. Eine so peinliche Sache konnte ihn ruinieren. Es war unerträglich. Und bei Gott, sie würde dafür bezahlen.
Er war auf halber Höhe der Treppe und knöpfte seinen Mantel zu, als an der Tür geklingelt wurde. Die männliche Hälfte des Paares, das er vor kurzem für den Haushalt engagiert hatte, tauchte aus den hinteren Regionen auf und ging an die Tür.
»Ist Mr. Ensor da?«
Asquiths Stimme. Max spürte, wie er sich anspannte, und seine Nasenflügel sich blähten. Es ging schon los. Er betrat die Diele. »Danke, Billings, ich kümmere mich um Mr. Asquith.«
Der Diener trat von der Tür zurück. »Sehr wohl, Sir.«
Der Schatzkanzler trat ein und schüttelte Regentropfen von seinem hohen Zylinder. »Ach, Ensor, haben Sie eine Minute Zeit?«
Max nickte und deutete auf das Morgenzimmer. »Ich nehme an, Sie haben The Mayfair Lady gelesen?«
»Das Blatt kam mit dem Frühstück. Mein Sekretär entdeckte es unterwegs am Zeitungsstand. Was soll man in dieser Sache machen? Ordinäres Schmierblättchen!«, erklärte
Asquith, als er den Raum betrat. »Möchte wissen, wer dahinter steckt. Ich bringe ihn wegen Verleumdung hinter Gitter.«
»Allerdings ist es keine Verleumdung«, bemerkte Max trocken. »Kaffee oder etwas Stärkeres?«
»Nichts, danke. Was meinen Sie ... es ist keine?« Asquith strich energisch über die Hutkrempe, woraufhin Regentropfen auf den Boden fielen.
»Ich hatte tatsächlich die Absicht, die Regierung über alles zu informieren, was ich erfahren würde.« Max fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte. Er würde ihr den Hals umdrehen ... sie in der Luft zerreißen ... es ihr tüchtig heimzahlen. Und doch hörte er sich an, als wolle er sie verteidigen.
»Aber dies da!« Asquith zog die Zeitung aus der Tasche und schwenkte sie angewidert vor Max. »Was soll dieser feige Angriff?«
Max beschränkte sich darauf, eine Braue hochzuziehen. Er zwang sich, seinen Zorn zu verdrängen. Er würde den boshaften Klatsch der Gesellschaft und die unvermeidliche, wenn auch heimliche Schadenfreude seiner Standesgenossen über seine missliche Lage nur überstehen, wenn er ungerührt und relativ gelassen auftrat. In der Öffentlichkeit musste er so tun, als sei die ganze Sache weder der Aufmerksamkeit noch einer Andeutung von Verärgerung wert.
Privat aber war es ganz anders. »Es wird vorübergehen«, sagte er.
Asquith bedachte ihn mit einem gewitzten Blick. »Die Regierung erscheint hier in zweifelhaftem Licht. Der Premierminister ist nicht sehr erfreut.«
»Das lässt sich denken.« Max hockte sich auf die Armlehne des Sofas. »Es ist ein Schmutzartikel, der alle Beweise schuldig bleibt. Von diesen streitlustigen Frauenzimmern nimmt niemand ernsthaft Notiz. Nur haben sie es selbst noch nicht gemerkt.« Er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als sich sein schlechtes Gewissen meldete. Constance und ihre Mitstreiterinnen waren zu intelligent, zu leidenschaftlich einer im Grunde selbstlosen Sache ergeben, um so verächtlich abgetan zu werden. Aber sie verdient es, sagte er sich. Sie hatte ihm den Fehdehandschuh hingeworfen, und wie er ihn aufnahm, war seine Sache. Er wollte dem öffentlichen Spott begegnen, indem er Gleiches mit Gleichem vergalt.
Asquith betrachtete ihn noch immer aufmerksam. »Sie haben wohl keine Ahnung, wer dahinter steckt? Sieht aus, als wäre es jemand aus Ihrem Bekanntenkreis.«
»Jemand, der mir Groll entgegenbringt«, sagte Max. »In der Welt der Politik gibt es sehr viel Groll, Asquith. Wer immer hinter der Zeitung steckt, macht sich dies zu Nutze.«
»Muss wohl so sein.« Asquith blickte mit neugierigem Stirnrunzeln auf das Blatt in seiner Hand. »Es ist nicht das erste Mal, dass Sie darin Erwähnung finden.«
»Nein«, pflichtete Max ihm knapp bei.
Asquith bedachte ihn abermals mit einem langen Blick. »Es ist doch wohl kein privater Rachefeldzug, oder?«
Max stieß ein kurzes Lachen aus. »Nein«, erklärte er in endgültigem Ton. Constance konnte nicht behaupten, von ihrem Liebhaber verächtlich gemacht worden zu sein. Die Täuschung, die ihre heftige Attacke ausgelöst hatte, hatte nichts mit der Köstlichkeit der geteilten Lust zu tun ... mit ihrer wachsenden emotionalen Vertrautheit. Sie war nicht gegen Constance persönlich gerichtet... anders als die wütende, persönliche Art ihrer
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