Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
interessiert Miss Westcott Sie so sehr?« Er ließ das Zuckerstück in die Tasse fallen.
    »Das tut sie eigentlich nicht«, sagte Constance.
    Er sah sie von der Seite her an. »So? Ich nahm an, als Angehörige der ausgebeuteten Klasse müsse Miss Westcott von besonderem Interesse für Sie sein.«
    Constance trank ihren Kaffee. »Das bestreite ich nicht. Meine Schwestern und ich wurden von einer Mutter erzogen, der diese Dinge sehr am Herzen lagen.«
    Er beugte sich mit eindringlichem Blick über den Tisch. »Und Sie wollen leugnen, dass Kinder von den Ansichten jener, die ihren Charakter formen, nicht beeinflusst werden?«
    »Nein, natürlich leugne ich es nicht, das behauptete ich auch niemals. Ich sagte nur, dass eine Frau das Recht darauf hat, ihre Meinung für sich zu behalten. Gibt es Anzeichen dafür, dass diese Miss Westcott versuchte, ihre politischen Ansichten einer Sechsjährigen aufzudrängen?«
    »Ich bezweifle sehr, dass Pammy imstande wäre, etwas so Komplexes zu begreifen«, sagte Max. »Wie die meisten ...« Er brach ab.
    »... wie die meisten Frauen«, beendete sie den Satz an seiner Stelle. »Das wollten Sie doch sagen, oder?«
    Er seufzte. »Müssen Sie mir Worte in den Mund legen?«
    »Sie haben Ihre Ansichten deutlich geäußert.«
    Er beugte sich vor, die Unterarme auf den Tisch gestützt. »Ich verstehe einfach nicht, warum Frauen das Stimmrecht brauchen. Sie üben doch zu Hause ungeheuren Einfluss auf ihre Männer aus. Ich kenne sogar mehr mächtige Frauen als
    Männer. Ihre Ehemänner und Brüder tun genau das, was ihnen gesagt wird.«
    Constance starrte ihn an. »Ich kann es nicht fassen, dass sie mit diesen abgedroschenen Phrasen kommen«, sagte sie entrüstet. »Frauen - die Macht hinter dem Thron. Und selbst wenn ich zugebe, dass es glückliche Frauen gibt, die tatsächlich Einfluss auf jene Männer haben, die Entscheidungen für sie treffen, was ist mit all jenen, die diese Macht nicht besitzen? Wer trifft für sie Entscheidungen, die ihre Lage verbessern? Wer interessiert sich überhaupt für sie?« Sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen funkelten vor Über zeugung , ihre Wangen waren gerötet.
    Max spielte mit dem Gedanken, ihr zu sagen, dass sie im Zorn sehr schön war, entschied dann aber, dass er sie für einen Abend schon genug provoziert hatte. Er war nun ziemlich sicher, dass sie Mitglied der WSPU und für seine Zwecke sehr geeignet war. Es war Zeit, sie zu beschwichtigen, den Rückzug anzutreten und den nächsten Schritt zu planen. Spielte er seine Trümpfe richtig aus, würde sie ihm die gewünschten Informationen liefern.
    »Schon möglich, dass die WSPU auch etwas Gutes hat«, räumte er ein. »Aber diese Frauen müssten die weit reichenden Folgen einer derartigen gesellschaftlichen Entwicklung bedenken. Man muss die Sache aus allen Blickwinkeln betrachten.«
    Constance beruhigte sich ein wenig. Gegen dieses Argument gab es keinen Einwand. Als sie wieder sprach, war sie so ruhig wie er. »Wir brauchen von der Regierung jedoch die Zusicherung, dass man unseren Forderungen Gehör schenkt.« Die Kerze auf dem Tisch flackerte im Luftzug, den die Frackschöße des vorübereilenden Kellners verursachten, und Max sah goldene Lichtpünktchen im intensiven Dunkelgrün ihrer Augen aufblitzen. Ihm entging auch nicht das wir, das ihr unbeabsichtigt entschlüpft war. Jetzt zeigte sie sich im wahren Licht.
    »Meines Wissens ist die Gesetzesvorlage im Kabinett bereits auf dem Tisch«, gab er zurück.
    Constance, die ihn prüfend anschaute, konnte in seiner Miene nichts entdecken, das auf Verstellung hindeutete. Vermutlich wusste er Besgheid, wenn er regelmäßig mit dem Premierminister und dem Kabinett den Lunch einnahm. »Das ist ja schon etwas«, sagte sie neutral.
    Er neigte zustimmend den Kopf und wechselte entschlossen das Thema. »Möchten Sie einen Kognak?«
    »Nein, danke. Ich brauche für morgen einen klaren Kopf. Aber lassen Sie sich von mir nicht abhalten ...«
    »Auch ich brauche einen klaren Kopf.« Er gab dem in der Nähe ausharrenden Kellner ein Zeichen, und als dieser die Rechnung brachte, bat er ihn, eine Droschke zu bestellen. »Sollten Sie mir wieder einmal die Ehre erweisen und mit mir dinieren, könnten wir in meinem Automobil fahren. Ich könnte sie außer Sichtweite Ihres Vaters von Manchester Square abholen und den Fluss entlangfahren. Ich kenne ein sehr nettes Lokal unweit von Windsor, gutes Essen, hübsche Aussicht...?«
    »Das klingt wundervoll«, sagte Constance in

Weitere Kostenlose Bücher