Geliebter Teufel
Wassertrog geduckt. Ramon hatte sich von ihr abgewandt und wollte zu seinen Männern zurückkehren, als er merkte, daß Andreas auf sie zuritt.
»Andreas!« schrie er. »Komm zurück!« Doch es war schon zu spät. Ein Gewehrschuß ertönte, sein Bruder zuckte getroffen von der Kugel zusammen und sackte auf dem Sattel nach vorn. Schon sickerte das Blut durch sein Hemd.
Ramon empfand einen unbändigen Zorn, wie er ihn noch nie verspürt hatte. Er wollte schon seinem Bruder zu Hilfe eilen, als Pedro Sanchez an Andreas’ Seite auftauchte und die beiden zusammen zu dem hinteren Tor ritten, das von der Ranch führte. Er dachte an das Mädchen, das das Durcheinander verursacht hatte, ihr kühles Verhalten und ihr arrogantes, typisch östliches Benehmen. Vor seinem geistigen Auge sah er noch einmal, wie sein Bruder auf sie zuritt und hörte erneut den ohrenbetäubenden Gewehrschuß.
Wieder wallte sein Zorn auf und steigerte sich in grenzenlose Wut. Das schwarze Pferd unter ihm stieg hoch. Er riß den Hengst herum, hieb ihm die Hacken in die Flanken, beugte sich tief über den Sattel und galoppierte auf das Mädchen hinter dem Wassertrog zu. Kugeln zischten an ihm vorbei, aber er verringerte sein Tempo nicht. Sie schrie auf, als sie ihn auf sich zustürmen sah, sprang hoch und wollte davonlaufen.
Genau das hatte er erwartet.
Als er sie mit seinem schwarzen Pferd eingeholt hatte, beugte er sich vor, reckte sich, faßte mit einem Arm um ihre Taille und zog sie zu sich hoch über den Sattel. Sie schrie und wehrte sich aus Leibeskräften, wollte sich ihm entziehen, aber natürlich kam sie gegen ihn nicht an. Er drückte sie bäuchlings übers Pferd und hielt sie mit einer Hand im Rücken fest. Als das Tier schneller wurde, spürte er deutlich, wie sie vor Angst zitterte, und blickte auf ihr langes, rotes Haar, das bis über die Schulter des Hengstes herabhing. Sie hatte Angst, sich zu bewegen, jetzt, wo das Tier davon trabte, fiel ihm auf. Eine grimmige Zufriedenheit erfüllte ihn. Er holte die anderen ein, als sie den Wald erreicht hatten. Seine Vaqueros trieben die Herde gnadenlos vor sich her.
Sie beeilten sich entsprechend und nahmen die Route, die sie vorher ausgesucht hatten. Gewehrschüsse hallten in der Ferne wider, aber seine Männer waren bereits außer Reichweite. Sie drangen tiefer in den Wald, entfernten sich immer weiter von der Ranch und damit auch von der Gefahr und gelangten in die Berge, in denen sie jeglicher Verfolgung entgehen konnten.
Er hielt einen Moment inne, um der Frau die Arme auf den Rücken zu binden, die Füße zu fesseln und ihr einen Knebel zu verpassen, falls sie versuchen sollte zu schreien. Dann warf er sie über die Kuppe seines Tieres und ritt vorwärts, um seinen Bruder zu suchen.
Ramon traf ihn im Sattel zusammengesackt an. Andreas konnte sich kaum noch auf dem Pferd halten.
»Hier, nimm das Mädchen!« befahl Ramon einem Vaquero namens Enriquez, der sie bereits von seinem Hengst zog und auf sein Pferd verlud.
Der untersetzte Mann verfrachtete sie ebenfalls mit dem Gesicht nach unten über seinen Sattel. Dann schwang er sich hinter sie auf sein Tier. Sanchez warf Ramon einen mißbilligenden Blick zu, um ihm deutlich zu zeigen, was er davon hielt, daß er die Frau mitgenommen hatte. Doch dann wandte er sich rasch Andreas zu.
»Wie geht es ihm?« fragte Ramon und machte sich Sorgen, wie schwer die Verletzung sein mochte.
»Es steht sehr schlecht um ihn, mein Freund«, erwiderte der ältere Mann. »Sehr schlecht.«
Kälte durchfuhr Ramon. Also doch nicht nur eine Schulterwunde, wie er zuerst geglaubt hatte. »Wir können nicht eher haltmachen, bis wir den Paß erreichen. Schafft er es bis dahin?«
Als Sanchez den Kopf schüttelte und »Das glaube ich nicht« antwortete, wuchs Ramons Sorge noch.
Sein Herz begann dumpf zu klopfen, und er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Er wandte sich an Ruiz Domingo. »Was ist mit den anderen Verwundeten?« wollte er von dem schmalgesichtigen jungen Vaquero wissen. »Schaffen Sie es bis zum Paß?«
»Si, Don Ramon. Die anderen sind nicht so schwer verletzt.«
»Reitet bis zum Canon bei Los Osos. Dort findet ihr reichlich Schutz und Wasser für die Pferde. Dann müßt ihr euch teilen, wie wir das vorhatten. Martinez wird mit fünf Männern und den Pferden nach Sacramento City im Norden aufbrechen. Der Rest von euch wartet auf uns am Fuß des Canons. Wenn wir nicht bis morgen früh eingetroffen sind, macht euch ohne uns auf zum
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