Geliebter Tyrann
inmitten der Sümpfe und Kanäle von Virginia gebracht; doch das nächstemal wird sie auf ein Schiff gesetzt, das sie zurück nach Frankreich bringt.« Sie lächelte. »ünd glaube ja nicht, daß es dir gelingt, dich von dieser Bedrohung zu befreien, wenn du Abe beseitigst. Er hat überall Verwandte, die mir alle nur zu gerne in jeder Beziehung helfen. Undfür den Fall, daß mir etwas geschähe - wenn du mir auch nur einen Fingernagel abbrechen würdest- bekommen sie das Geld, das ich hinterlegt habe, und sie werden dafür sorgen, daß Nicole nach Frankreich zurückkehrt.«
Er hatte ein Gefühl, als hätte ihn jemand in den Bauch getreten. Er taumelte einen Schritt zurück und fiel in einen Sessel. Die Guillotine! Die Geschichte von Nicoles Großvater, sein abgeschlagener Kopf auf der Lanze, stand ihm lebhaft vor den Augen. Undwie sie sich an ihn geklammert hatte, weil bei dem Gewitter die Schrecken ihrer Vergangenheit wieder in ihr auflebten. Er mußte jede Möglichkeit, daß man sie diesen Schrecken wieder aussetzen würde, unterbinden.
Sein Kinn ruckte hoch. Er würde sie in Sicherheit bringen, immer über sie wachen, sie nie mehr aus den Augen lassen.
Dann erkannte er, wie hoffnungslos dieser Gedanke war. Im Haus der Backes hatte er sie nur zwei Stunden allein gelassen. Sie würde leben müssen wie eine Gefangene. Und ein Moment der Unaufmerksamkeit... was dann? Tot? Ein Schrecken, der schlimmer war als alles, was sie bisher schon erlebt hatte? Er durfte nichts tun, was sie dieser Möglichkeit aussetzen würde.
Er versuchte, sich mit Bianca vernünftig zu einigen: »Ich kann dir genug Geld geben, daß du eine gute Mitgift hast. Mit einer entsprechenden Mitgift kannst du einen englischen Ehemann bekommen.«
Bianca schnaubte: »Du verstehst wirklich nichts von Frauen, nicht wahr? Ich würde entehrt nach England zurückkehren. Alle Männer würden sagen, du hättest mir lieber das Geld gegeben, statt mich zu heiraten. Ich bin überzeugt, daß ich einen Ehemann bekommen würde; aber er würde mich nur auslachen, sich über mich lustig machen. Ich verlange mehr vom Leben als das.«
Clay stand auf und stieß dabei den Sessel um. »Was würdest du bekommen, wenn ich dich heiratete? Du weißt, ich könnte dich nur hassen. Ist das ein Leben, wie du es dir wünschst?«
»Jede Frau würde lieber gehaßt als ausgelacht werden. Wenigstens enthält der Haß ein Maß von gesundem Respekt. Tatsächlich glaube ich, daß wir ein bewundernswertes Paar abgeben würden. Ich werde deinen Haushalt führen, deine Gastgeberin sein. Ich könnte großartige Partys geben. Ich würde die perfekte Frau sein. Unddu hättest nie unter einer eifersüchtigen Gattin zu leiden. Solange du die Plantage zufriedenstellend bewirtschaftest, kannst du dir jeden Wunsch erfüllen, andere Frauen eingeschlossen.« Sie erschauerte. »Solange du dich von mir fernhältst.«
»Ich kann dir versichern: diese Angst brauchst du nicht zu haben. Ich würde dich nie anfassen.«
Sie lächelte. »Wenn das eine Beleidigung sein soll, so habe ich sie nicht so aufgefaßt. Ich habe nicht das Verlangen, von dir oder irgendeinem anderen Mann angefaßt zu werden.«
»ünd was wird aus Nicole?«
»Darauf wollte ich eben zurückkommen. Wenn du mich heiratest, wird ihr nichts passieren. Sie darf meinetwegen auch in der Mühle wohnen bleiben, und du kannst sie dort besuchen, um deinem... ah, irdischen Vergnügen nachzugehen. Ich bin sicher, ihr beide werdet Spaß haben an deiner Rammelei.«
»Was für Garantien habe ich, daß nicht einer von deinen Vettern sie mitten in der Nacht überfällt, wenn ich dich geheiratet habe?«
Bianca sah einen Moment nachdenklich vor sich hin. »Ich bin nicht sicher, ob du eine Garantie dafür hast. Vielleicht hältst du dich um so genauer an unser Abkommen, wenn du dir nie sicher bist, ob ihr nicht etwas zustoßen könnte.«
Clay stand still. Keine Garantie! Das Leben seiner geliebten Nicole hing von den Launen einer habgierigen, selbstsüchtigen Megäre ab. Aber hatte er denn eine andere Wahl? Er konnte Biancas Forderungen zurückweisen und mit Nicole verheiratet bleiben; doch dann mußte er jede Sekunde seines Lebens fürchten, sie tot aufzufinden. War seine Liebe so selbstsüchtig, daß er ihr Leben für ein paar Monate des Vergnügens aufs Spiel setzen würde? Schließlich war ja nicht sein Leben in Gefahr, sondern ihres. Flüchtig dachte er daran, Nicole zu fragen, was sie für eine Meinung dazu hatte; doch er wußte, sie würde
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