Geliebter Tyrann
Körper schießen. Clay, dachte sie. Sie würde einen tüchtigen Verwalter für die Mühle bestellen und in Clays Haus zurückkehren. Sie würde wieder mit ihm und den Zwillingen Zusammenleben, wie vor Monaten schon, nur daß Bianca diesmal keine Macht hatte, sich zwischen sie zu schieben.
Ihre Gedanken kehrten zu Isaac zurück. »Ich vermute, du willst nicht mehr nach Hause zurückkehren. Vielleicht würdest du gerne in der Mühle für mich arbeiten. Ich bin sicher, wir könnten noch einen Mann gebrauchen.«
Isaacs Gesicht wechselte die Farbe. »Wie kannst du mir eine Stellung anbieten nach allem, was ich dir angetan habe?« flüsterte er.
»Du hast mir das Leben gerettet.«
»Aber ich habe dich hierhergebracht! Wenn ich nicht gewesen wäre, wärst du nie in eine so bedrohliche Situation geraten.«
»Das ist nicht wahr, und du weißt das auch«, sagte sie. »Wenn du dich geweigert hättest, Abe zu begleiten, hätte er sich einen anderen gesucht oder wäre allein hierhergekommen. Was wäre dann aus mir geworden?« Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Ich habe dir viel zu verdanken. Das wenigste, was ich dir anbieten kann, ist eine Stellung.«
Er starrte sie lange schweigend an. »Du bist eine Lady, eine echte Lady. Ich glaube, mein Leben wird eine Wende zum Besseren nehmen, weil ich dich kennengelernt habe.«
Sie lachte, und er sah zu, wie das Sonnenlicht in ihren langen Haaren spielte. »ünd du, mein edler Herr, würdest in jedem Hof der Welt eine gute Figur machen. Dein Betragen ist über jeden Tadel erhaben.«
Er gab ihr Lächeln grinsend zurück und fühlte sich glücklicher als je zuvor in seinem Leben.
Plötzlich sprang Nicole auf. »Was war das?«
Isaac saß ganz still und lauschte. »Gib mir das Messer«, flüsterte er. »ünd du versteckst dich. Krieche in den Schlamm und bedecke dich mit grünem Schaum. So wird dich keiner finden. Was ich auch tue: komm nicht eher heraus, bis dir keine Gefahr mehr droht.«
Nicole schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. Sie dachte gar nicht daran, ihn allein zu lassen mit der schweren Verletzung am Schenkel, ihn den Leuten zu überlassen, die sich leise an sie heranpirschten. Undauf keinen Fall wollte sie sich in diesem abscheulichen Schlamm verkriechen. Sie gab Isaac das Messer. Dann, als sie ihm beim Aufstehen helfen wollte, schob er sie von sich.
»Geh!« befahl er.
Nicole glitt hinter die Weidenbäume am Rande der Insel und ging dann auf Zehenspitzen in die Richtung, wo sie die schleichenden Schritte gehört hatte. Sie sah Travis zuerst, seine breite, untersetzte Gestalt. Sogleich verschwamm sein Rücken vor ihren Augen, als ihr die Tränen kamen. Sie wischte sie hastig ab und beobachtete, wie Travis von ihr fortschlich.
Sie spürte Clay schon hinter sich, ehe sie ihn hörte. Sie wirbelte mit fliegenden Haaren herum. Sie stand so regungslos da, als wäre sie aus Stein gemeißelt.
Schweigend öffnete er die Arme für sie.
Sie sprang in seine Arme, vergrub ihr Gesicht an seinem Hais, preßte ihren Körper an den seinen. Sie spürte sein Gesicht an ihrer Wange und wußte, daß seine Augen so feucht waren wie die ihren.
Während er sie in die Höhe hielt, drehte er ihr Kinn, damit sie ihn ansehen mußte. Er forschte in ihrem Gesicht, verschlang es förmlich. »Bist du heil und gesund?« flüsterte er.
Sie nickte, ihre Augen auf sein Gesicht geheftet. Da stimmte etwas nicht. Das spürte sie. Etwas war grundverkehrt.
Er drückte sie wieder an seine Brust. »Ich dachte, ich würde verrückt«, sagte er. »Das alles noch einmal durchmachen zu müssen - das konnte ich nicht ertragen.«
»Das mußt du nicht mehr«, sagte sie lächelnd, sich an seinem Körper entspannend und seine Wärme und Stärke genießend. »Meine eigene Naivität hat mich in diese Lage gebracht. Ich werde nie mehr so sorglos sein.«
»Das nächstemal wirst du keine Wahl mehr haben«, sagte er heftig.
»Clay, was meinst du mit dem nächstenmal?« Sie versuchte, ihn von sich zu schieben.
Er zog ihren Kopf auf die Seite und begann ihr Gesicht abzuküssen. Sobald Nicole seinen Mund auf ihren Lippen spürte, setzten ihre Gedanken aus. Es war schon so lange her, seit sie zum letztenmal zusammen gewesen waren.
»Ahem!«
Clays Kopf schoß hoch. Travis und Wesley standen vor ihnen.
»Wie ich sehe, hast du sie gefunden«, sagte Wes grinsend. »Wir wollten nicht stören; aber das ist ein ungesunder Platz, und wir würden ihn gerne wieder verlassen.«
Clay nickte mit ernstem Gesicht, seine
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