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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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alles riskieren, um bei ihm bleiben zu können. War seine Liebe so viel schwächer, daß er ihretwegen kein Opfer bringen konnte?
    »Weißt du, wo sie ist?«
    »Ich habe eine Landkarte.« Bianca lächelte, als wüßte sie, daß sie gewonnen hatte. »Ich möchte deine Zustimmung zu meinen Bedingungen, ehe ich sie dir überlasse.«
    Clay schluckte. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. »Die Ehe kann nicht ohne Aussage des Arztes annulliert werden, der als Trauzeuge zugegen war. Sehr wenig kann getan werden, bis er aus England zurückkehrt.«
    Bianca nickte. »Dem muß ich mich fügen. Sobald er zurückkommt, erwarte ich, daß deine Ehe annulliert wird und unsere Hochzeit stattfindet. Falls du unsere Trauung auch nur um einen Tag hinauszuschieben versuchst, wird Nicole verschwinden. Ist das klar?«
    Clay blickte sie höhnisch an. »Du hast dich mehr als deutlich ausgedrückt. Ich möchte die Landkarte haben.«
    Bianca ging zu der Kommode mit der geschweiften Vorderfront, hob ein Porzellanpüppchen in die Höhe und zog aus dem hohlen Innenraum ein zusammengerolltes Papier heraus. »Die Handschrift ist primitiv«, sagte sie, »aber ich glaube, man kann sie lesen.« Sie lächelte. »Der teure Abe hat nun zwei Tage und eine Nacht mit ihr auf der Insel verbracht, und es wird noch eine Nacht vergehen, ehe du zu ihr gelangen wirst. Er sagte, er habe vor, sich mit ihr zu vergnügen. Ich bin sicher, dafür hat er inzwischen genug Zeit gehabt. Natürlich war sie ja nicht mehr ganz neu, ehe sie mit Abe zu der Insel fuhr. Abgesehen davon: Hast du dich gefragt, warum sie so bereitwillig mit ihm ging? Warum hat sie nicht geschrien? Der Landungssteg war doch nur hundert Schritte von der Stelle entfernt, wo mindestens zwanzig Leute versammelt waren.«
    Clay machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann aber wieder stehen. Wenn er ihr zu nahe kam, würde er sie umbringen. Sein Gewissen würde bestimmt nicht darunter leiden; doch er wußte,. sie war imstande, noch nach ihrem Tod ihre Drohungen wahrzumachen. Er machte auf den Absätzen kehrt und verließ, die Finger um die zusammengerollte Karte gekrampft, das Zimmer.
    Bianca stand am Fenster und sah ihm nach, wie er zur Mole hinunterging. Ein Gefühl des Triumphs erfüllte sie. Sie hatte es ihm gezeigt! Sie hatte es ihnen allen gezeigt! Ihr Vater hatte gelacht, als sie ihre Sachen packte, um nach Amerika zu fahren. Er hatte gesagt, dieser Clay würde sich bestimmt nicht zu Tode grämen, wenn er sich mit diesem lieblichen kleinen Füllen wie Nicole verheiratet fand. Er hatte die Geschichte der verwechselten Frau für so gut gehalten, daß er sie mindestens zwanzig Leuten erzählt hatte, ehe sie, Bianca, England verließ. Inzwischen mußte sich die Zahl mindestens verdreifacht haben.
    Bianca preßte die Zähne zusammen. Sie wußte, was die Leute in England über sie sagen würden. Sie würden sagen, Bianca wäre genauso wie ihre Mutter. Ihre Mutter hatte alles, was männlich war, in ihr Bett genommen. Als kleines Mädchen hatte sie die Geräusche gehört, die aus dem Schlafzimmer ihrer Mutter kamen. Und da hatte sie geschworen, daß sie niemals i einem Mann gestatten würde, sie zu beschmutzen, mit seinen
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    rauhen, gierigen Händen ihren schönen weißen Körper zu betasten.
    Als Bianca ihrem Vater gesagt hatte, sie würde nach Amerika fahren, hatte er ihr vorgeworfen, sie wäre genauso wie diese Frau. Er hatte gesagt, sie giere nach diesem primitiven Amerikaner, diesem Typ von Mann, den ihre tote Mutter gemocht hatte. Wie konnte Bianca nach England zurückkehren, nachdem sie mehrere Monate in Clays Haus verbracht hatte? Sie würde keinen Ehering haben; nur eine Menge Geld- würde genauso aus Amerika zurückkommen wie ihre Mutter von ihren vielen, wochenlangen Reisen. Sogar aus einer Entfernung von mehreren tausend Meilen konnte sie das Gekicher hören und das zweideutige Grinsen sehen, wenn die Männer sich ausmalten, auf welche Weise sie sich das viele Geld verdient hatte.
    Nein! Sie stampfte mit dem Fuß auf. Sie wollte die Besitzerin der Armstrong-Plantage sein, egal, auf welche Weise. Dann, überlegte sie lächelnd, würde sie ihren Vater einladen, sie in Amerika zu besuchen. Sie würde ihm ihren Reichtum zeigen, ihren Mann, ihre getrennten Schlafzimmer. Sie würde ihm beweisen, daß sie nicht so war wie ihre Mutter. Ja, lächelte sie. Sie würde es ihnen zeigen!
    »Hat sie dir gesagt, wo sie versteckt ist?« fragte Wes, sobald Clay zur Schaluppe zurückkam.
    Er hielt die Landkarte

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