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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hoch. »Sie hat es mir gesagt.« Seine Stimme war tonlos.
    »Diese Hündin!« schimpfte Wes. »Auspeitschen hätte man dich sollen, daß du dieses Biest nach Amerika geholt hast. Undwenn ich nur daran denke, daß du sie fast geheiratet hättest! Wenn wir zurückkommen und Nicole wieder in Sicherheit ist, wirfst du diese fette Schlampe hoffentlich in den Laderaum eines Schiffes und befreist uns alle so rasch wie möglich von dieser Plage.«
    Clay stand regungslos da und starrte mit dunklen Augen in den Fluß. Er ließ Wesleys Schimpfkanonade widerspruchslos über sich ergehen. Was hätte er darauf auch entgegnen können? Daß er vermutlich Bianca trotzdem heiraten würde?
    »Clay?« fragte Travis leise mit teilnahmsvoller Stimme. »Fehlt dir etwas? Glaubst du, sie haben deiner Frau ein Leid angetan?«
    Clay drehte sich um, und Travis erschrak über die bittere Miene seines Freundes. »Wie soll es einem Mann schon gehen, wenn er soeben seine Seele dem Teufel verkauft hat?« fragte Clay leise.
    Isaac säuberte den Topf, nachdem sie den letzten Bissen Ragout aus Kaninchenfleisch und gebackenen Äpfeln gegessen hatten. Er stellte den Topf beiseite und lehnte sich gegen die steinerne Wand der Hütte, die Beine steif auf dem Gras von sich gestreckt. Sein Schenkel, den Nicole mit den Streifen ihres Unterrockes neu verbunden hatte, pochte dumpf. Während er die Augen schloß und der Sonne sein Gesicht hinhielt, lächelte er in die Wärme hinein. Die Luft, die die kleine Insel umgab, roch schlecht, das Wasser wimmelte von Giftschlangen, und sie hatten wenig oder gar keine Hoffnung, von hier gerettet zu werden; doch Isaac hatte gar nicht den Wunsch, diesen Ort zu verlassen. ln den letzten beiden Tagen hatte er besser gegessen als jemals zu Hause; obwohl Nicole nur diesen Topf zum Kochen hatte. Er hatte sich ausruhen können- eine neue Erfahrung in seinem Leben.
    Er lächelte noch breiter, als er das Rascheln von Nicoles Rock hörte. Er öffnete die Augen und winkte ihr zu. Sie hatte die Spitzen von ihrem Unterrock abgeschnitten und damit ihr Kleid an den Stellen zusammengebunden, wo Abe es zerfetzt hatte. Isaac staunte über diese Frau. Sein Leben lang hatte er geglaubt, die Damen, die in den großen Häusern lebten, wären nutzlose Wesen; doch Nicole hatte nach dem Messerkampf mit Abe keine Hysterie gezeigt. Sie hatte sich niedergekniet und Isaacs Wunde verbunden, um die Blutung zu stillen. Dann hatte sie sich ganz ruhig zum Schlafen niedergelegt.
    Am Morgen hatte sich dann gezeigt, daß die Scharniere der schweren Tür aus dickem Leder bestanden. Nicole verwendete Isaacs Messer, um das Leder durchzusägen, während Isaac sich gegen die Tür lehnte, damit sie nicht auf Nicole fiele. Sie hatten ihre ganze Kraft aufwenden müssen, um die Tür so weit aufzuziehen, daß sie hindurchschlüpfen konnten. Danach hatte sich Isaac ausgeruht, während Nicole aus den Kordeln, mit denen ihr Kleid besetzt war, eine Schlinge angefertigt hatte und ein Kaninchen darin fing. Isaac konnte nur staunen, daß sie wußte, wie man solche Dinge fabrizierte. Nicole hatte gelacht und gesagt, ihr Großvater habe ihr beigebracht, wie man eine Falle stellt.
    »Fühlst du dich besser?« fragte Nicole und lächelte auf ihn hinunter. Ihr Haar hing dicht und schimmernd bis zu ihrer Taille hinunter.
    »Ja. Nur, daß ich mich vielleicht ein bißchen einsam fühle. Könntest du mit mir reden?«
    Nicole lächelte und setzte sich neben ihn.
    »Warum hast du keine Angst?« fragte Isaac. »Ich kann mir vorstellen, die meisten Frauen hätten auf so einer Insel Todesangst.«
    Nicole dachte einen Moment nach. »Ich glaube, Gefühle sind relativ. Es hat eine Zeit gegeben, wo ich sehr, sehr viel Angst hatte. Im Vergleich dazu kommt mir diese Insel fast paradiesisch vor. Wir haben Trinkwasser und Nahrung, das Wetter ist noch nicht zu kalt, und wenn dein Bein besser ist, werden wir von dieser Insel fortgehen.«
    »Bist du dir da sicher? Hast du dir mal das Wasser angesehen?«
    Sie lächelte. »Schlangen erschrecken mich nicht. Nur Menschen können einem wirklich weh tun.«
    Isaac spürte ihre Worte wie einen Stich ins Herz. Sie hatte nicht einmal danach gefragt, warum er und Abe sie entführt hatten. Sie hätte ihn verbluten lassen können. Vielleicht wäre das eine verdiente Strafe gewesen.
    »Du schaust mich so seltsam an«, sagte Nicole.
    »Was wird geschehen, wenn wir in die Zivilisation zurückkehren?« fragte er.
    Nicole spürte einen Strom der Freude durch ihren

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