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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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der Hölle zu schmoren.
    Clay achtete nicht auf die Kinder, sondern rief: »Elijah Simmons!«
    Der ausgemergelte alte Mann kam aus dem Haus und fragte; »Was wollt ihr von mir?« Seine kleinen Augen wirkten schläfrig, als wäre er eben erst aufgewacht. Er drehte sich einem der Kinder zu, einem kleinen Mädchen, das nicht älter sein konnte als vier. Sie hatte ein Huhn auf dem Schoß, das es mit müden, fahrigen Bewegungen rupfte. »Du, paß auf!« sagte Elijha, »daß mir kein Federkiel in der Haut stecken bleibt. Wenn du auch nur einen herauszuziehen vergißt, kommst du mit mir in den Holzschuppen.«
    Clayton blickte voll Abscheu den alten Mann an. Er schlief, während er seine Kinder schuften ließ. »Ich möchte mit dir reden.«
    Als der schmutzige alte Mann aufzuwachen begann, wurden seine kleinen Augen zu Schlitzen. »So! Der Heide ist gekommen, um seine Erlösung zu suchen. Du willst Vergebung deiner Sünden und Hurerei.«
    Clay packte den Mann vom am Hemd und hob ihn hoch, daß er mit den Füßen kaum noch die Erde berührte. »Ich will mir nicht eine von deinen Predigten anhören! Weißt du, wo meine Frau ist?«
    »Deine Frau?« Der Alte spuckte aus. »Huren macht man nicht zu Ehefrauen. Sie ist eine Tochter des Satans und sollte von der Erde getilgt werden.«
    Clay schlug dem Mann die Faust in sein langes, knochiges Gesicht. Der Alte krachte gegen den Türpfosten und rutschte dann langsam zu Boden.
    »Clay!« sagte Travis und legte seinem Freund die Hand auf den Arm. »Aus dem bekommst du nichts heraus. Er ist verrückt.« Travis drehte sich zu den Kindern um. »Wo ist eure Mutter?«
    Die Kinder blickten von den Hühnern und Bohnen hoch, an denen sie gerade arbeiteten, und zuckten mit den Achseln. Sie waren so verschüchtert, so geprügelt, daß sie nicht einmal Anteil an dem nahmen, was mit ihrem Vater geschah.
    »Ich bin hier«, sagte eine leise Stimme hinter den Männern. Mrs. Simmons war noch hagerer als ihr Mann. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, ihre Wangen waren eingefallen.
    »Wir haben gehört, daß meine Frau dabei beobachtet wurde, wie sie mit Ihrem Sohn in ein Boot stieg. Sie wird nun schon fast zwei Tage lang vermißt.«
    Mrs. Simmons nickte müde, als wäre sie an solche Neuigkeiten gewöhnt. »Ich habe sie nicht gesehen.« Sie faßte mit der Hand auf den Rücken und drückte sie auf ihre schmerzenden Lendenwirbel. Sie war wieder schwanger, mußte ungefähr im sechsten Monat sein. Sie versuchte gar nicht erst abzustreiten, daß ihr Sohn etwas mit Nicoles Verschwinden zu tun haben könnte.
    »Wo ist Abe?« fragte Wesley.
    Mrs. Simmons zuckte mit den Schultern. Ihr Blick ging zu ihrem Mann, der gerade wieder zu sich kam. Sie sah aus, als wollte sie flüchten, ehe er ganz erwachte. »Abe ist seit Tagen nicht mehr zu Hause gewesen.«
    »Sie wissen nicht, wohin er gegangen ist? Weiß er es?« fragte Clay und deutete mit dem Kopf auf Elijah.
    »Abe erzählt keinem, was er vorhat. Er und Isaac nahmen die Schaluppe und segelten davon. Manchmal bleiben sie tagelang weg.«
    »Sie wissen nicht, wohin sie gefahren sind?« fragte Clay mit verzweifelter Stimme.
    Travis faßte Clays Arm. »Sie weiß nichts, und ich bezweifle, daß der alte Mann mehr weiß als sie. Abe wird sie wohl nicht in seine Pläne eingeweiht haben. Ich denke, es wäre das Beste, wenn wir einen Suchtrupp ausschickten. Er soll sich in den Häusern am Fluß erkundigen, ob jemand etwas gesehen hat.«
    Clay nickte stumm. Er wußte, das war ein vernünftiger Vorschlag; aber es würde sie zuviel Zeit kosten. Er versuchte die Vorstellung von Abe und Nicole zu verdrängen. Abe war ein Mann, der jahrelang unter der Fuchtel seines Vaters gelitten und dadurch einen Knacks bekommen hatte. Clay wandte sich ab und ging zur Schaluppe zurück. Das Gefühl seiner Ohnmacht machte ihn fast wahnsinnig. Er wollte dem Entführer an die Gurgel fahren, ihn zwischen den Händen zermalmen; aber er konnte nichts anderes tun als reden, fragen, reden...
    Wes ging hinter Clay und seinem Bruder, als sie zur Schaluppe zurückkehrten. Er blieb stehen, als eine Handvoll Kieselsteine ihn im Rücken traf.
    »Psst! Hier bin ich.«
    Wes blickte hinüber zu den Sträuchern am Flußufer und konnte kaum die Umrisse einer kleinen Gestalt zwischen den Blättern erkennen. Er ging auf den Strauch zu, und ein junges Mädchen schob sich daraus hervor. Es war ein hübsches kleines Ding mit großen grünen Augen. Obwohl sie sauberer war als die anderen Simmonskinder, trug sie nur

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