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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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leinerne Serviette auf ihrem Schoß aus und studierte die Schüsseln und Platten.
    »Was für ein Hunger!« sagte Clay von der Tür her. »Wenn du einen Mann auch so ansehen könntest, gehörte er dir. Aber Männer interessieren dich nicht, nicht wahr? Du interessierst dich nur fürs Essen und dich selbst.«
    Bianca häufte drei Schmalzkringel auf ihren Teller. »Du kennst mich überhaupt nicht. Wäre es für dich interessant zu erfahren, daß manche Männer mich sehr attraktiv finden?«
    Clay schnaubte und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bourbon. »Kein Mann könnte ein solcher Narr sein! Wenigstens hoffe ich, daß ich der einzige bin, der einmal so dumm war, sich so etwas einzubilden.«
    Bianca fuhr fort, langsam und stetig ihren Teller abzuräumen. »Wußtest du, daß deine teure, dir verlorene Nicole mit Isaac Simmons geschlafen hat?« Sie lächelte über die Veränderung auf seinem Gesicht. »Sie war schon immer eine Schlampe. Sie traf sich heimlich mit dir, obwohl du schon mit mir zusammenlebtest. Frauen wie sie können nicht ohne einen Mann leben, egal, was für eine Sorte Mann es ist. Ich wette, sie hat auch mit Abe geschlafen. Vielleicht habe ich die Kupplerin gespielt, als ich die beiden auf jene Insel verbannte.«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Clay mit kaum hörbarer Stimme. »Isaac ist noch ein Junge.«
    »Wie bist denn du mit sechzehn gewesen? Nun, da sie ja nicht mehr mit dir verheiratet ist, kann sie tun, was ihr beliebt, und kann es treiben mit wem sie es auch immer treiben möchte. Ich wette, du hast ihr ein paar von deinen schmutzigen Bett-Tricks angewöhnt, und nun bringt sie sie diesem Weinen unschuldigen Isaac bei.«
    »Halte den Mund!« rief Clay und warf ihr das Glas an den Kopf. Aber entweder war er schon zu betrunken, um richtig zielen zu können, oder sie konnte sich inzwischen besser ducken: jedenfalls verfehlte das Glas sein Ziel.
    Er stürmte aus dem Haus, an seinem Büro vorbei und auf  die Ställe zu. Er suchte in letzter Zeit nur noch selten sein
    Büro auf. Er klemmte einen Krug voll Bourbon unter den Arm und ging zum Fluß hinunter.
    Er setzte sich an den Rand des Wassers und lehnte sich gegen einen Baum. Von hier aus konnte er Nicoles Felder übersehen. Das Haus und die Mühle waren seiner Sicht entzogen, und er war froh darüber. Es reichte ihm schon, wenn er die gesunden, sich prächtig entwickelnden Pflanzen auf ihren Feldern vor Augen hatte. Er fragte sich, ob sie zuweilen auch an ihn dachte, sich überhaupt noch an ihn erinnern konnte. Sie lebte mit diesem kleinen Franzosen zusammen, von dem die meisten Frauen in Virginia hingerissen waren, wie Maggie ihm erzählt hatte. An Isaac wollte er nicht denken. Das war unmöglich. Bianca hatte perverse Vorstellungen.
    Er nahm einen kräftigen Schluck von dem Bourbon. Er brauchte immer größere Mengen von Whisky, um vergessen zu können. Zuweilen wachte er nachts aus einem Traum auf, in dem seine Eltern, Beth und James ihn beschuldigten, er würde sie vergessen und vernichten, was ihnen einmal gehört hatte. Am Morgen erwachte er dann mit neuen Vorsätzen, neuen Hoffnungen und neuen Plänen für die Zukunft. Aber dann traf er Bianca, sah das schmutzige Haus, die welke Saat auf den Feldern. Von der anderen Seite des Flusses her klang Gelächter herüber oder der Ruf von einem der Zwillinge. Ohne sich zu besinnen, griff er dann nach dem Whiskykrug. Der Whisky betäubte seine Sinne, ließ ihn vergessen, hielt ihn vom Grübeln ab, verstopfte ihm die Ohren.
    Er achtete nicht darauf, als die Wolken die Sonne verdeckten. Der Tag verging, und die Wolken wurden immer dunkler. Sie rollten träge, aber mächtig über den Himmel. In der Entfernung schnitt ein greller Blitz durch das dräuende Grau. Die Hitze des Tages verging, als ein heftiger Wind aufkam. Er blies über die Felder voll Weizen und Gerste. Er blies über Clay hin und zerrte an seinem lose sitzenden Hemd. Doch der Whisky hielt ihn warm. Selbst als die ersten Regentropfen fielen, bewegte er sich nicht. Dann begann es stärker zu regnen. Es trommelte gegen Clays Hut, und der Regen sammelte sich in der breiten Krempe und rann dann an seinem Gesicht hinunter. Doch er schien nicht einmal zu bemerken, daß sein Hemd kalt und feucht auf seiner Haut klebte. Er saß nur da und trank.
    Nicole sah aus dem Fenster und seufzte. Es hatte nun zwei Tage lang ununterbrochen geregnet, das Trommeln nicht eine Sekunde nachgelassen. Sie hatten das Mahlwerk abgestellt, denn der Fluß war so

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