Geliebter Tyrann
Brotpudding träufelte.
Nicole spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. Sie erinnerte sich nur zu gut an Clays Vorwurf, daß sie die für Bianca bestimmten Stoffe gestohlen habe.
»Da sind ein paar Dinge, die wir diskutieren müssen«, sagte Clay.
Seine Worte bewahrten Nicole davor, vor Bianca Rechenschaft ablegen zu müssen.
Ehe er fortfahren konnte, stürmte Maggie ins Eßzimmer. »Ich habe gehört, die Schaluppe hat uns einen Besucher gebracht. Ist sie eine Bekannte von ihnen, Mrs. Armstrong?«
»Mrs. Armstrong?« wiederholte Bianca und sah Nicole an. »Meinte sie damit etwa dich?«
»Ja«, sagte Nicole leise.
»Was geht hier eigentlich vor?« forschte Bianca.
»Maggie, würdest du uns bitte allein lassen?« sagte Clay.
Maggie war sehr neugierig auf diese Frau, die Roger mindestens eine Stunde lang tyrannisiert hatte. Vier Humpen Bier waren nötig gewesen, bis er sich wieder beruhigt hatte. »Ich wollte nur wissen, ob ich den Nachtisch auftragen kann. Es gibt Käsekuchen mit Mandeln, Pfirsich- und Apfeltörtchen und eine Eierschaumspeise.«
»Nicht jetzt, Maggie! Wir haben jetzt etwas Wichtigeres zu besprechen als die Nachspeise.«
»Clay«, sagte Bianca, »es ist schon so lange her, seit ich zum letzten Mal frisches Obst gegessen habe. Vielleicht könnten wir doch die Apfeltörtchen auftragen lassen.«
»Natürlich«, sagte Clay sofort. »Maggie, bring alles herein.« Er wandte sich wieder Bianca zu: »Entschuldigung. Ich bin so sehr daran gewöhnt, den Ton im Hause anzugeben.«
Nicole wollte nicht länger bleiben. Vor allem wollte sie von diesem Mann weg, den sie liebte und der sich plötzlich in einen Fremden verwandelt hatte. Sie stand rasch auf.
»Ich glaube nicht, daß ich noch einen Nachtisch haben möchte. Wenn ihr gestattet, möchte ich jetzt lieber nach Hause gehen.«
Clay stand mit ihr auf. »Nicole, bitte, ich hatte nicht vor...« Er blickte nach unten, denn Bianca hatte ihre Hand auf die seine gelegt. Es war das erstemal, daß sie ihn freiwillig berührte.
Nicole drehte sich der Magen um, als sie den Blick in Clays Augen bemerkte. Sie eilte aus dem Raum, aus dem Haus, hinaus in die kühle Nachtluft.
»Clay«, sagte Bianca. Sie nahm ihre Hand von seinem Arm, sobald sich Nicole abgewendet hatte; doch sie hatte auch bemerkt, welche Macht ihre Berührung über ihn hatte. Sie hingegen fand ihn genauso ekelhaft wie damals, als er ihr in
England einen Antrag gemacht hatte. Sein Hemd stand am Hals offen, und er machte sich nicht einmal die Mühe, beim Dinner einen Rock zu tragen. Sie haßte es, ihn zu berühren, haßte es sogar, nur in seiner Nähe zu sein; doch sie würde eine Menge ertragen, um Besitzerin dieser Plantage zu werden. Während die Schaluppe sie vom Kai flußaufwärts transportierte, hatte sie die Häuser ringsum betrachtet, und dieser schreckliche Mann, der das Boot steuerte, hatte erzählt, daß sie alle Clay gehörten. Das Eßzimmer war kostbar möbliert. Sie hatte auf den ersten Blick erkannt, daß die Tapete von Hand gemalt und ihre Motive auf das Eßzimmer abgestimmt waren. Die Möbel waren teure Stücke, obwohl das Eßzimmer für ihren Geschmack etwas mager eingerichtet war. Oh, ja, wenn sie ihn berühren mußte, um Besitzerin dieses Anwesens zu werden, würde sie das tun. Nach der Trauung würde sie ihm sagen, daß er sich von ihr fernhalten sollte.
Maggie brachte ein riesiges Tablett, das mit heißen, frisch gebackenen Torten und kaltem Käsekuchen beladen war. Die Eierschaumspeise war mit einer Aprikosenglasur überzogen. »Wo ist denn Mrs. Armstrong hingegangen?«
»Zurück in die Mühle«, antwortete Clay knapp.
Maggie warf ihm einen mißtrauischen Blick zu und zog sich wieder zurück.
Bianca sah von einem Teller hoch, der mit drei verschiedenen Nachspeisen gefüllt war. Da sie ja von den Hauptgerichten so wenig gegessen hatte, sagte sie sich, konnte sie bei der Nachspeise etwas großzügiger sein, »ich hätte gerne eine Erklärung von dir.«
Als Clay mit dem Nachtisch fertig war, verspeiste Bianca gerade eine zweite Portion von der Eierschaumspeise. »ünd jetzt soll ich abgeschafft werden wie ein Eimer voll Müll, ist das richtig? Undmeine ganze Liebe für dich, all das Elend, das ich durchgemacht habe, um zu dir zu kommen, bedeuten nichts. Clayton, wenn du nur diesen Entführern aufgetragen hättest, mir zu sagen, daß sie von dir kämen, wäre ich mit Freuden mitgegangen. Du weißt, ich hätte mich nie von dir fernhalten lassen.« Sie tupfte sacht
Weitere Kostenlose Bücher