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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hatte, hatte sie herzlich gelacht über den Scherz, den man sich mit der armen, dummen Nicole erlaubt hatte; doch zwei Tage später erhielt sie noch einen Brief. Ein paar entfernte Vettern von ihr lebten in Amerika, nicht weit von Clay entfernt, und hatten ihr zu ihrem Fang gratuliert. Sie schienen zu glauben, Bianca wüßte von Clays Reichtum, und sie fragten an, ob sie sich etwas Geld von ihr borgen könnten, sobald sie mit Clay verheiratet sei. Bianca verschwendete nicht einen Gedanken an ihre Vettern; aber sie war wütend, als sie von Clays Reichtum las. Warum hatte dieser Dummkopf ihr nicht erzählt, daß er reich sei? Ihr Ärger verlagerte sich rasch von Clay auf Nicole. Irgendwie mußte diese hinterlistige kleine Schlampe von Clays Reichtum gewußt und sich an Biancas Stelle geschoben haben. Kaum hatte Bianca den Brief gelesen, als sie ihrem Vater sagte, sie plane, nach Amerika zu reisen. Mr. Maleson hatte nur gelacht und gesagt, sobald sie sich das Geld für die Überfahrt verdient habe, könnte sie gehen; er habe nicht das geringste dagegen einzuwenden.
    Bianca drehte sich Nicole zu, die immer noch unter der Tür stand. Sie lächelte wie eine leutselige Gastgeberin. »Willst du dich nicht zu uns setzen?« fragte sie mit süßer Stimme. »Eine Cousine von dir kam in unser Haus und hat nach dir gefragt«, sagte sie, als Nicole sich einen Stuhl genommen hatte. »Sie faselte etwas davon, daß du mit ihr ein Geschäft eröffnen wolltest. Ich sagte ihr, daß du für mich arbeiten würdest und kein Geld besäßest. Da erzählte sie mir ein paar unglaubliche Sachen: daß du ein paar Smaragde verkauft hättest und nachts arbeiten würdest. Natürlich glaubte ich ihr kein Wort. Aber um sicherzugehen, habe ich mich selbst in deinem Zimmer umgesehen.« Ihre Augen funkelten. »Eine Überfahrt nach Amerika ist ziemlich teuer, nicht wahr? Aber das konntest du natürlich nicht wissen, oder doch? Mein Schiffsbillett kostete ungefähr so viel wie eine Teilhaberschaft an einem Modeladen.«
    Nicole hielt ihr Kinn hoch. Sie wollte Bianca nicht merken lassen, wie sehr diese Worte sie verletzten. Doch sie rieb die Fingerspitzen aneinander in Erinnerung an die Schmerzen, die sie aushalten mußte, als sie nächtelang im armseligen Licht einer Kerze Kleider nähte.
    »Es ist so gut, dich zu sehen«, sagte Clay. »Es ist, als würde ein Traum wahr, weil du jetzt wieder neben mir sitzt.«
    »Wieder?« fragte Bianca, und beide Frauen sahen ihn nun an. Es war merkwürdig, wie er Bianca anstarrte.
    Clay fing sich wieder. »Ich meine, ich habe mir so oft vorgestellt, wie du hier neben mir sitzt, daß es mir so vorkommt, als wärest du zurückgekommen.« Er nahm eine Schüssel kandierter Yams vom Tisch. »Du mußt doch hungrig sein.«
    »Überhaupt nicht!« sagte sie, und dabei konnte sie den Blick gar nicht mehr abwenden von den Speisen, die auf dem Tisch standen. »Ich glaube, ich bekomme keinen Bissen hinunter. Ich denke, ich werde das Essen überhaupt aufgeben.« Sie lachte, als wäre das ein gelungener Scherz. »Weißt du, wo sie mich auf dieser schrecklichen Fregatte untergebracht hatten? Im Unterdeck! Zusammen mit der Mannschaft und dem Vieh! Es war unglaublich! Das Bullauge leckte, das Dach leckte, und tagelang mußte ich in einem halbdunklen Verschlag leben.«
    Clay zuckte zusammen. »Deshalb hatte ich dir auch auf dem Paketboot eine Kabine reservieren lassen.«
    Bianca drehte sich zur Seite, damit sie Nicole einen vernichtenden Blick zuwerfen konnte. »Ich wurde natürlich nicht so luxuriös behandelt. Ich kann mir vorstellen, daß auch deine Verpflegung besser gewesen ist als meine.«
    Nicole verbiß sich die Bemerkung, daß sie zwar nicht wüßte, wie gut die Verpflegung an Bord der Fregatte gewesen sei, aber daß sie reichlich gewesen sein mußte, könne man Bianca ansehen.
    »Vielleicht kann Maggies Kochkunst dich jetzt ein wenig dafür entschädigen.« Clay hielt ihr die Schüssel näher hin.
    »Ein wenig vielleicht.«
    Nicole sah schweigend zu, wie Bianca sich von den mehr als zwanzig Gerichten, die auf dem Tisch standen, bediente. Sie häufte sich nie den Teller voll. Tatsächlich schien sie von den Schüsseln und Platten nur zu nippen. Ein unbeteiligter Beobachter würde gesagt haben, sie sei nur ein mäßiger Esser. Das war eine Methode, die sie sich mit den Jahren zugelegt hatte, um ihre Gefräßigkeit zu kaschieren.
    »Wo hast du denn dieses Kleid her?« fragte Bianca, während sie Honig über eine Schale voll

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