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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Nicole denken. Er erinnerte sich an ihr Lächeln, an die Art, wie sie sich an ihn geklammert hatte, als sie weinte. Am meisten erinnerte er sich an ihre Liebe - eine Liebe, die sie allen schenkte. Es gab nicht eine Person auf der Plantage, die nicht Nicoles Liebenswürdigkeit zu rühmen wußte. Selbst der faule, tückische alte Jonathan hatte ein paar freundliche Bemerkungen über sie gemacht.
    Langsam ging Clayton zurück ins Haus.
    Bianca wachte am nächsten Morgen langsam auf. Das bequeme Bett und das gute Essen waren nach den Tagen auf dem Schiff ein wahrer Luxus. Sie hatte kein Problem damit, sich erst zu besinnen, wo sie war oder was sie tun wollte; sie hatte die ganze Nacht damit verbracht, davon zu träumen.
    Sie warf die Steppdecke zur Seite und schnitt eine kleine Grimasse. Es war wirklich eine Zumutung für sie, der Herrin eines so großen Besitzes, unter gewöhnlichen Leinenbezügen zu schlafen. Die Bezüge müßten mindestens aus Seide sein. Sie zog ein pinkfarbenes Baumwollkleid aus dem Koffer und dachte, es war wirklich beschämend, daß Clay ihr nicht eine Kammerzofe zum Ankleiden schickte.
    Vor dem Zimmer sah sie sich rasch im Korridor um; hatte jedoch kein Interesse daran, sich das Haus anzusehen. Es genügte ihr, daß es ihr gehörte. Nun mußte sie sich vor allem um die Küche kümmern, die man ihr gestern abend gezeigt hatte.
    Sie verfluchte den weiten Weg vom Haus bis zur Küche. Von jetzt an würde sie dafür sorgen, daß man ihr das Essen aufs Zimmer brachte und sie nicht wegen jedem Bissen einen langen Fußmarsch machen mußte.
    Sie marschierte in die Küche wie eine Königin. Ihr war, als würden alle ihre Träume Wirklichkeit. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gewußt, daß sie zum Befehlen geboren war. Ihr idiotischer Vater hatte sie ausgelacht, als sie sagte, sie wollte einen Landsitz haben, wie er einmal den Malesons gehört hatte. Natürlich konnte sich die Armstrong-Plantage nicht mit den Landgütern in England messen; wie konnte man etwas in Amerika mit England vergleichen?
    »Guten Morgen«, sagte Maggie freundlich, ihre Arme bis zu den Ellenbogen in Mehl getaucht, da sie den Biskuitteig für das Mittagessen vorbereitete. »Kann ich Ihnen irgendwie dienlich sein?«
    Der große Raum war voller Geschäftigkeit. Eine von Maggies Küchenhelferinnen paßte auf drei große Töpfe auf, die über glühenden Kohlen auf dem Herd standen. Ein kleiner Junge drehte behäbig eine Keule am Spieß über dem Feuer. Eine andere Frau stampfte Teig in einer großen Holzschüssel, während zwei Mädchen pfundweise Gemüse kleinschnitten.
    »Ja«, sagte Bianca energisch. Sie wußte aus Erfahrung, daß man der Dienerschaft sofort zeigen mußte, wer Herr im Hause war. »Ich möchte, daß Sie und die anderen Dienstboten sich in einer Reihe aufstellen, um meine Instruktionen zu empfangen. Von jetzt an erwarte ich, daß ihr alle eure Arbeit einstellt, wenn ich in ein Zimmer komme, und mir den mir zukommenden Respekt erweist.«
    Die sechs Leute im Raum stellten ihre Tätigkeiten ein und starrten sie mit offenem Mund an.
    »Ihr habt doch gehört, was ich sagte!« rief Bianca.
    Langsam und linkisch bewegten sich die Leute zur Ostwand hinüber. Alle, bis Maggie fragte: »Wer sind Sie eigentlich, daß Sie hier Befehle erteilen?«
    »Ich habe es nicht nötig, Ihre Fragen zu beantworten. Die Dienerschaft sollte ihren Platz kennen. Das heißt, Dienstboten, die ihre Stellung behalten wollen«, sagte sie mit drohendem Unterton. Bianca versuchte Maggies feindliche Blicke zu ignorieren und auch die Tatsache, daß sie sich nicht mit den anderen an der Wand aufstellte. »Ich würde gern mit euch über das Essen reden, das aus dieser Küche kommt. Nach dem Abendbrot zu beurteilen, das ich gestern genossen habe, ist die Kost ein bißchen hausbacken. Vor allem müssen mehr Soßen auf den Tisch. Zum Beispiel war der glasierte Hammel gestern recht wohlschmeckend.« Sie lächelte selbstgefällig, da sie wußte, ihr Lob würde den Leuten den Tag versüßen. »Aber«, fuhr sie fort, »ihr hättet mehr Soße dazu servieren sollen.«
    »Soße?« fragte Maggie. »Der Hammel war mit reinem Zucker glasiert. Wollen Sie damit sagen, wir sollten eine Schüssel mit zerlassenem Zucker dazustellen?«
    Bianca warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gebeten. Sie sind hier, um meinen Aufforderungen Folge zu leisten. Nun zum Frühstück! Ich erwarte, daß es Punkt elf Uhr im Eßzimmer serviert wird. Ich möchte

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