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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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an erster Stelle. Und ich meine wirklich vor allem anderen. Ich weiß es, ich habe mein Leben lang Männer befehligt. Wenn du diesen Aspekt der Psyche deines Mannes nicht verstehst, könntest du dir eine Menge Ärger einhandeln, meine Liebe.«
    »Arbeiterjungs, ist es das, was du meinst?«
    »Ja. Ich scheue mich nicht, von der Arbeiterklasse zu reden.
    Ich bin zu alt, um auf derartige Tabus Rücksicht zu nehmen.«
    »Willst du sagen, wenn Tessa mit ihrem Problem zu Bernard gegangen wäre, hätte Bernard die Sache unter den Teppich gekehrt?«
    »Warum stellen wir ihn nicht auf die Probe? Laß Tessa ihm gleich in der nächsten Woche die Geschichte erzählen.«
    »Und was glaubst du, daß er tun wird?«
    »Worauf es vor allem ankommt, was glaubst du, daß er tun wird?« sagte Silas.
    »Mir ist nicht klar, was bei derartigen Spekulationen herauskommen sollte«, sagte Fiona. Silas lachte über die ausweichende Antwort. Fiona war irritiert und sagte: »Du bist es schließlich, der sich hier in Verdächtigungen ergeht.«
    »Also bitte, Fiona. Du weißt genau, daß ich nichts

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    Derartiges tue. Mach Bernard mit der Sache vertraut, und ihm wird irgendeine originelle Lösung einfallen, die dich und Tessa draußen läßt.« Er lächelte listig. Originell, weil er sich skrupellos, um nicht zu sagen verächtlich über die Vorschriften hinwegsetzen würde, wie Silas selbst es auch getan hätte.
    »Bernard hat augenblicklich Sorgen genug«, sagte Fiona.
    »Bitte ihn, auf jeden Fall Tessa aus der Sache rauszuhalten.«
    Er entdeckte einen losen Faden, riß ihn ab und warf ihn bedachtsam ins Feuer.
    »Wie?« sagte Fiona.
    »Ich weiß nicht, wie. Frag ihn.« Er rauchte seine Zigarre.
    »Viel wichtiger ist fürs erste, daß man Giles Trent offenbar dazu benützt hat, alles abzuhören, was du ihnen erzählt hast.«
    Er blies Rauch aus, wobei er darauf achtete, daß dieser in Richtung des Kamins abzog. Wenn Mrs. Porter Zigarrenrauch schnupperte, machte sie ihm Vorwürfe. Der Arzt hatte ihm das Rauchen verboten.
    »Daran mußt du doch auch schon gedacht haben. Gibt’s da irgendwas Besorgniserregendes?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Nein, ich glaube auch nicht. Wir haben dich sehr, sehr geheim gehalten und ihnen nur vollkommen koscheres Material gegeben. Was immer Trent über dich gemeldet haben mag, kann deinen Status in Moskau nur verbessert haben.«
    »Hoffentlich.«
    »Nur Mut, Fiona. Alles läuft prima. Du wirst aus der Sache sogar Nutzen ziehen. Ich werde dafür sorgen, daß du wieder die Genehmigung kriegst, das Data Center zu besuchen. Da werden deine Herren und Meister die Ohren spitzen, was?«
    »Wirst du Bret von Tessa erzählen?« Sie wollte Bret nicht selbst damit kommen. Er würde ein Verhör anstellen. »Sagen wir’s ihm gleich jetzt.« Nachdem er die Zigarre im Kamin verborgen hatte, drückte er einen Klingelknopf. Als er den Schrecken in Fionas Gesicht bemerkte, sagte er: »Verlaß dich

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    auf deinen Onkel Silas.« Im nächsten Zimmer plätscherte
    »Night and Day« dahin.
    Als Mrs. Porter den Kopf zur Tür hereinsteckte, sagte er:
    »Fragen Sie doch bitte Mr. Rensselaer, ob er einen Augenblick Zeit für uns hat. Ich habe ihn gerade Klavier spielen hören.«
    »Ja, Sir. Ich werde ihm sofort Bescheid sagen.« Als Bret kam – der beim Anblick Fionas und Silas’, die augenscheinlich etwas erörterten, die Augenbrauen hochzog –, sagte Silas: »Es ist schön, das Klavier mal wieder zu hören, Bret. Ich lasse es regelmäßig stimmen, aber es wird viel zu selten gespielt.« Bret nickte, ohne etwas zu erwidern. Silas sagte: »Bret, es sieht so aus, als hätten wir wieder mal ein Problem mit unseren Spielkameraden.«
    Bret sah von einem zum anderen und begriff sofort. »Das wird langsam zur Gewohnheit, Fiona«, sagte er. Bret war ärgerlich darüber, daß sie mit ihrer Geschichte zu Silas Gaunt gegangen war, und verbarg seine Gefühle nicht.
    »Anvisiert werden wir alle«, sagte Silas. »Sie zielen auf die Londoner Zentrale. Das ist nur natürlich.«
    »Reden wir vom KGB?«
    »Ja«, sagte Silas und streifte die Asche ins Feuer ab. »Dieser elende Pryce-Hughes ist ziemlich indiskret gewesen. Er hat Fiona wissen lassen, daß sie noch jemand anderen in der Londoner Zentrale haben.«
    »Jesus Christus!« sagte Bret.
    »Aus dem Zusammenhang ergibt sich für Fiona die Vermutung, daß sich’s um einen Burschen namens Giles Trent handelt.« Silas nahm einen Schürhaken und stieß gegen die brennenden Holzkloben,

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