Gelinkt
aussahen. Wunderschönes transparentes Porzellan,
silberne Teelöffel und zwei Stückchen jenes leckeren englischen Fruchtkuchens, für den sie schwärmte. Er mußte all das in Bereitschaft gehalten haben. »Wie großartig!« Sie hielt das Tablett fest, während er ihr zur Seite ins Bett zurückstieg.
»Harry, was weißt du von den englischen Public Schools?« »Du nimmst doch keine Milch zu Earl-Grey-Tee, nicht
wahr, mein Schatz?«
»Nein. Den trinke ich pur.«
»Public Schools? Du machst dir aber auch über die
komischsten Sachen Gedanken. Die meisten von meinen
Kollegen an der Klinik scheinen diese Schulen ohne bleibende
Schäden überlebt zu haben. Aber was weiß ich? Wohlgemerkt,
mit den meisten von ihnen wäre ich nicht gerade gern unter der
Dusche, wenn das Licht ausgeht. Wie kommst du darauf?« »Ich habe gute Freunde … Der Mann wird von seiner Firma
ins Ausland geschickt. Sie erwägen, den Jungen in ein Internat
zu geben.«
»Und da fragst du mich nun, ob das gut wäre.« Er stellte die
Tassen auf die Untertassen. »Meine Meinung als Psychiater?
Aber wie kann ich mir ein Urteil darüber erlauben, ohne das
Kind zu sehen? Auch die Eltern müßte ich kennen.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Wenn der Mann dagegen ist, wäre die Frau dumm, darauf
zu bestehen, oder?« Er goß Tee ein. »Ist er stark genug?« »Er haßt Public Schools. Ja, der Tee ist ausgezeichnet.« »Wieso?«
»Snobismus, Schinderei, Privilegien. Das elitäre
Bewußtsein, das den Kindern da beigebracht wird. Er findet,
das trägt nur zum Klassenhaß bei.«
»Und damit hat er vermutlich recht, aber wenn du in
Knightsbridge einkaufen gehst, kriegst du all das auch mit.« »Auch die Schinderei?« lachte sie.
»Aber feste. Hast du’s denn niemals mit diesen
festentschlossenen alten Damen mit spitzen Regenschirmen
aufnehmen müssen?«
»Bist du in einem Internat gewesen?« Sie nahm einen
Schluck Tee, und ehe er antwortete, sagte sie noch: »Wir
kennen einander wirklich nicht, stimmt’s?«
»Deshalb sollten wir heiraten«, sagte er.
»Ich wünschte, du würdest das nicht mehr sagen.« »Ich meine es.«
»Es stört mich.«
»Hör mal. Ich bin verrückt nach dir. Ich bin frei, weiß und
über einundzwanzig. Ich bin prima in Form in der Turnhalle,
und auch mein Bankkonto ist in guter Verfassung. Ich habe
jetzt einen auf zwanzig Jahre befristeten Mietvertrag für diese
Wohnung, und den größten Teil des Mobiliars hast du
ausgesucht. Ich liebe dich mehr, als ich glaubte, irgendwen
lieben zu können. Ich denke Tag und Nacht an dich, ich lebe
erst auf, wenn wir zusammen sind.«
»Hör auf. Du weißt nichts von mir.«
»Dann erzähl mir was von dir.«
»Harry, wir beide wissen, daß diese Beziehung dumm und
egoistisch ist. Wir erhalten sie nur aufrecht, indem wir unsere
anderen Leben für uns behalten.«
»Un-Sinn!« Er sprach die Silben immer getrennt aus. »Ich
will dir nichts verborgen halten.«
»Ich weiß nichts von dir, deinen politischen Ansichten,
deinen Eltern, deiner Frau … oder Frauen. Ich weiß nicht mal,
wie viele du gehabt hast.«
Er hielt den Teelöffel in die Höhe. »Meine Eltern sind tot.
Ich habe keine politischen Meinungen, und ich habe auch keine
Frau mehr. Meine Scheidung ist rechtskräftig. Keine Kinder.
Meine Exfrau ist Franco-Kanadierin und lebt in Montreal. Sie
hat dauernd höhere Unterhaltszahlungen aus mir herauszuholen
versucht. Deshalb bin ich verduftet und mußte immer wieder
meine Zelte abbrechen. Aber jetzt ist sie wieder verheiratet,
und ich bin richtig frei.« Er trank Tee. »Wie ich dir erzählt
habe, ist meine Nichte Patsy wieder bei ihrem Vater in Winnipeg, und der Kerl, mit dem sie abgehauen ist, sitzt wegen Ladendiebstahls im Kittchen. All das ist graue Vergangenheit.
Was möchtest du sonst noch wissen?«
»Nichts. Ich bleibe dabei, es ist besser, wenn wir nicht
zuviel voneinander wissen.«
»Weil sonst …?«
»Weil wir sonst anfangen werden, unsere Probleme zu
diskutieren.«
»Wäre das denn so schlimm? Was für Probleme hast du
denn, mein Schatz?«
Armer Harry. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie bald
nach Osten verschwinden. Wenn das geschah, würde der SIS,
schon um den Schein zu wahren, ihr Verschwinden gründlich
untersuchen. Es wäre dumm, die Möglichkeit auszuschließen,
daß der Special Branch dabei auch ihre Beziehung zu Harry
entdeckte. Sollten sie ihn nach ihr ausfragen, mußte, was sie
hörten, ihnen bestätigen, daß sie schon seit langem Marxistin
gewesen war. Alles andere war
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