Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
Vom Netzwerk:
jetzt untereinander klären. Ich esse vor dem Fernseher.« Und damit nimmt sie ihren Teller, stürmt ins andere Zimmer und schließt die Tür mit dem Fuß.
    Amy sieht mich schuldbewusst an. »Tut mir leid. Ich dachte, du hast es ihr gesagt.«
    »Sie kann Gedanken lesen.«
    »Irgendwie hat sie mich dazu bekommen, alles zuzugeben. Und du kannst auch keine Geheimnisse bewahren – dein Gesicht ist ein offenes Buch, ganz egal, wie sehr du dich bemühst. Ich hätte es wissen sollen. Tut mir leid.«
    Sie beginnt zu essen und sagt sonst nicht mehr viel. Aber ich kann es in ihren Augen sehen – sie wird keine Geheimnisse mehr mit mir teilen.
    Mir kann man nicht trauen.
    Diese Nacht bleibt sie in ihrem Zimmer und ich schlafe allein ein.
    Der Fahrer hupt. Warum, weiß ich nicht. Die Autos bewegen sich nicht – totaler Stillstand. Die Straße ist zum Parkplatz geworden, direkt vor dem schweren Steingebäude mit dem Schild: »London Lorder Offices«. Gefangen wie die Ratten in ihrem eigenen Nest.
    Ich schreie den Fahrer an: »Tun Sie doch was! Öffnen Sie die Türen! Lassen Sie sie raus!«
    Aber er weiß nicht, was geschehen wird. Er kann mich nicht hören.
    Erst kommt ein Pfeifen, dann gibt es einen Lichtblitz und schließlich ist da ein markerschütternder Knall, der durch meinen Schädel fährt und in meinen Ohren dröhnt. Und dann setzen die Schreie ein.
    Dichter Rauch überall, blutige Hände schlagen gegen Fenster, die nicht aufgehen, dann noch mehr Schreie. Wieder ein Pfeifen, ein Blitz, eine Explosion. Ein klaffendes Loch im Bus, aber um mich herum ist plötzlich alles still.
    Ich huste vom Rauch und ätzende Gase von brennendem Benzin, Metall oder Schlimmerem lassen mich würgen. Ich stopfe mir die Finger in die Ohren, aber die Schreie hören nicht auf.
    Dann ist es vorbei.
    Und ich bin nicht mehr dort. Ich bin irgendwo – irgendjemand – anders. Der Terror und der Rauch und das Blut, alles ist verschwunden. Keine einzige Erinnerung an ein vergangenes Ereignis, überhaupt nichts mehr ist da … alles weg. Es war ein Traum. Nicht mehr.
    Nicht weniger.
    Ich lache und spiele Verstecken mit anderen Kindern irgendwo im Grünen. Große Bäume über hohem Gras, leuchtend pinkfarbene und gelbe Wildblumen. Ich kauere hinter ein paar Büschen und sehe meine Hände und meine Füße. Sie sind klein. Ich bin klein. Mein Herz klopft schnell von dem Spiel. Werden sie mich finden?
    Als sich meine Augen wieder öffnen, kann ich nichts sehen. Ich reiße sie auf, weit und weiter, steige aus dem Bett und taste mich an der Wand entlang zum Fenster, ziehe die Vorhänge auf und blicke nach draußen. Heute ist kein Mond zu sehen.
    Es hat funktioniert. Ich habe mitten in einem Albtraum meinen
Happy Place
gefunden. Es hat tatsächlich funktioniert. Ich habe nicht das Haus zusammengeschrien und bin nicht ohnmächtig geworden. Mein Levo zeigt relativ akzeptable 4,8.
    Aber der
Happy Place
hat sich in meinem Schlaf verändert. Die Bäume, das Gras und die Wolken waren da. Doch ich war diesmal nicht allein – ich spielte mit anderen Kindern Verstecken. Und ich war jünger. Viel jünger.
    Der Schrecken des ersten Traums lässt langsam nach, die Einzelheiten beginnen sich aufzulösen wie Rauch, der in den Himmel steigt. Trotzdem fühlt es sich so
real
an – als ob ich dort gewesen wäre, als ob ich an diesem Tag zugesehen hätte, wie all diese Schüler starben.
    Wahnsinn.

Mein Magen rebelliert, als ich am nächsten Tag in den Bus steige. Aber ich habe Amy als Schutz im Rücken.
    Und da ist sie, auf ihrem üblichen Platz: die Slater-Hasserin, die mir gestern das Bein gestellt hat. Sie sitzt betont aufrecht und starrt aus dem Fenster. Im Vorbeigehen beobachte ich sie genau. Die erwischt mich nicht noch mal.
    Amy folgt meinem Blick. »Die da?«, flüstert sie, aber ich sage nichts.
    Als ich mich hinten im Bus neben Ben setze, werden seine Augen groß. »Du Arme«, sagt er und berührt meine Lippen sanft mit den Fingerspitzen. Über Nacht hat sich eine Kruste gebildet und sie sieht noch schlimmer aus als gestern. »Tut’s weh?«
    »Nur wenn ich lächle«, sage ich.
    Er nimmt meine kalte Hand in seine warme. »Dann wird heute nicht gelächelt«, sagt er streng und wischt sich seines aus dem Gesicht.
    Er sieht anders aus, wenn er ernst ist. Die Gleichförmigkeit – der glückliche Ausdruck aller Slater – ist verschwunden. Aber seine Augen lächeln immer noch. Ich habe wieder dieses Gefühl, dass ich ihn schon immer gekannt habe, dass ich in seiner

Weitere Kostenlose Bücher