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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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möchte hinzufügen … Debs ist wirklich ein mächtig guter Fick.«
    Das war’s jetzt – ich griff nach seiner Kehle. Plötzlich wurde ich von hinten gepackt, auf meinen Stuhl zurückgerissen. Ich schnappte nach Luft.
    Boss-Anzug schritt auf und ab, kicherte leise vor sich hin.
    Ich: »Sie hatte schon immer einen schlechten Geschmack: Immerhin hat sie mich gewählt … Scheiße, und weg isser, dein Vorteil. Da wirst du dann wohl einen anderen Ansatzpunkt suchen müssen, was?«
    »Schluss mit den Scherzchen, Dury«, sagte Johnstone. Er beugte sich über den Tisch, schlug die Aktenmappe auf. »Sehen Sie sich die hier mal an.«
    In der Mappe befanden sich Aufnahmen der Leiche, über die ich auf dem Corstorphine Hill gestolpert war. Die Leiche, von der ich wusste, dass es Tam Fulton war; es sah noch schlimmer aus, als ich es in Erinnerung hatte. Im grellen Licht der Blitze sogar noch schlimmer als meine schlimmsten Alpträume. Augen mit schwarzer Iris aufgrund verletzter Blutgefäße. Jede Menge zerfetztes Fleisch. Die Fotos zeigten ihn am Tatort, es gab aber auch Aufnahmen aus dem Leichenschauhaus, die noch einmal detaillierter waren. Nahaufnahmen der Messerschnitte, wo rosa Fleisch sich über leuchtend orangefarbene Fettablagerungen wölbte. Das Ganze löste einen heftigen Brechreiz aus.
    Ich schob den Hefter beiseite. »Soll ich hier den Ekel kriegen?«
    »Wichs mich nicht so blöd an, Dury.«
    Ich richtete einen Finger auf den Kerl, sagte: »Dich anwichsen? Glaubst du vielleicht, ich hätte heute nicht schon mehr als genug widerwärtige Fotos gesehen?«
    Wieder schlug er mit den Handflächen auf den Tisch – es wurde langsam zu einer Angewohnheit –, grapschte sich dann die Fotos und blätterte schnell eines nach dem anderen durch. »Bei der Polizei, Dury, reißen wir nicht so gern Witze über Mord.«
    Er saß mir viel zu nah auf der Pelle, so nah, dass ich sein teures Aftershave riechen konnte, seinen Mundspray. Ich lehnte mich zurück.
    »Oh, es ist unangenehm, stimmt’s?«, sagte Johnstone.
    »Unangenehm ist für mich, im gleichen Raum zu sein wie ein arroganter kleiner Schwanz in einem schicken Anzug und Rätsel vorgesetzt zu bekommen. Falls Sie irgendwas zu sagen haben, dann sagen Sie es … andernfalls lassen Sie mich gottverdammt endlich gehen.«
    Er beruhigte sich, schloss die Aktenmappe, machte den Verschluss zu. »Was haben Sie in der Nacht des 15. Mai auf dem Corstorphine Hill gemacht, Mr. Dury?«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt.«
    Eine lange, gemächliche Runde durch den Raum, die Hände in den Taschen. »Sie erzählen mir jetzt besser die Wahrheit, Dury … Es könnte alles schrecklich unschön werden, wenn Sie zu lange warten. Was man im Fernsehen so von Deals hört, das ist alles Bullshit. Echte Polizeiarbeit ist erheblich … erbitterter.« Er veranschaulichte das letzte Wort, indem er die Hände hob und die Finger links und rechts seines Kopfes spreizte. Sollte dies das internationale Zeichen für erbittert sein, dann hatte ich das jedenfalls bislang nicht mitbekommen.
    Am liebsten hätte ich ihn die ganze Erbitterung meines Stiefels in seinem Arsch spüren lassen. Ich spürte, wie mein Mund trocken wurde, meine Zähne an den Lippen kleben blieben. Johnstone hatte nichts gegen mich in der Hand – alles nur Theaterdonner. Dumme Schaumschlägerei. Falls er hoffte, ich würde mit ein bisschen Druck die Nerven verlieren, damit er anschließend mit einer netten kleinen Geschichte nach Hause rennen und Debs brühwarm alles erzählen könnte, stand ihm eine fette Enttäuschung ins Haus.
    Ich sagte: »Fürs Protokoll – und können Sie bitte dafür sorgen, dass dies jetzt vermerkt wird? Denn ich möchte auf keinen Fall, dass Sie Ihre mustergültigen, ausgeklügelten polizeilichen Verfahrensweisen vergeigen – fürs Protokoll also, ich habe auch nicht die geringste Ahnung, wovon in Gottes Namen Sie reden.«
    Ein Grinsen. »Geht klar, okay.« Er drehte sich zu dem Schläger an der Tür um. »Constable, den Koffer bitte.«
    Johnstone zog einen Laptop aus einem schwarzen Aktenkoffer und stellte ihn vor mich hin. Die Kiste fuhr schnell hoch. Ein paar Klicks später bekam ich Filmmaterial zu sehen. Ich checkte sofort, dass es das Band der Überwachungskamera der vierundzwanzig Stunden geöffneten BP-Tankstelle am Fuß des Corstorphine Hill war. Das Display in einer Ecke des Bildschirms verriet, dass die Aufnahmen vom 15. Mai stammten.
    Die Aufzeichnung begann verwackelt, und das Bild flimmerte,

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